Philosophisches Manifest - Das Manifest der wahren Philosophie

(von Marco Hirt)

1. Die Philosophie ist heute wichtiger und bedeutender denn je. Die Philosophie (-geschichte) bietet bedeutende Hinweise zur Gegenwart. Diese ist ohne die Philosophie (-geschichte) nicht recht verständlich. Philosophie ist Ideengeschichte, Sinnzusammenhang und Weltdeutung. Religion, Philosophie und Wissenschaft sind - nach Comte (und dem gesunden Menschenverstand) - drei verschiedene Dinge (es gibt in diesem Sinn keine 'wissenschaftliche Philosophie', ebenso wenig wie eine 'philosophische Religion').

2. Philosophie beginnt mit der Suche nach dem Urgrund (oder: der Uridee). Diese mündet in die Erwägung von (Ideen-) Systemen. Diese führen zu Zweifeln, schliesslich zur Überwindung der Zweifel und zu neuen philosophischen Prozessen und Systemen.

3. Wir brauchen einen philosophischen Urgrund. Dafür kommt eigentlich - nach Parmenides - nur das (Da-) Sein in Frage. Denn alles, was ist, benötigt (Da-) Sein, um überhaupt (da) zu sein (sogar Gott [Sein thematisiert in der Bibel (2. Mose 3,14)], womit gesagt ist, dass der philosophische Urgrund vor dem religiösen steht). Das (Da-) Sein ist ewig: was einmal (da) war, wird immer ([da] gewesen) sein. Die Teilgebiete der Philosophie sind: Metaphysik, Systematik, Logik, Ethik, Politik. Der logische Zusammenhang bildet die Logistik einer (bestimmten) Philosophie.

4. Die religiöse Grundbedeutung ist diese: Gott und/oder - nach Spinoza - Natur schöpft vom Sein ins Dasein. Ob wir (einen theistischen) Gott oder (eine atheistische) Natur einsetzen, verändert die Philosophie als solche insgesamt nicht.

5. Die physikalische Entwicklung der Welt ist dreifaltig: (Da-) Sein, Raum-Zeit, Materie-Feld-Energie (ferner nach Laotse: «aus der Drei entstehen alle Dinge» - ich spreche diesbezüglich von der 'Einfachen Erkenntnis der zweifachen Dreifachheit'. Für die Materie gilt: Atom, Molekül, Körper. Das ist die Grundlage der kausalen Naturwissenschaft (Physik - Chemie - Biologie). Für den Menschen gilt sogar: Körper, Seele, Geist. Das ist die Grundlage der intentionalen Geisteswissenschaft. Im Bewusstsein entscheiden sich die menschlichen Dinge (das Urbewusstsein besteht aus Orientierung, Konzentration und Koordination).

6. Wir benötigen ein philosophisches Grundsystem. Dafür kommt eigentlich nur ein sogenanntes Schichtenmodell in Frage (vgl. Aristoteles, Bovillus, Hartmann, Gebser), welches vom Materiellen (Körperlichen) zum Mentalen (Geistigen) und - nach Locke, Bentham und Mill - schliesslich zum Utilitären (Nützlichen) fortschreitet. Nur was auch nützlich ist, macht letztlich wirklich Sinn (da es sich hierbei um eine Letztbegründung handelt, sollte diese in höchster Verantwortung und Fairness aufgefasst und angewendet werden). Meine Systematik vom (Da-) Sein, welche mein eigentliches philosophisches System darstellt, beinhaltet die fünf (emergetischen) Dimensionen vom (Da-) Sein, Leben, Glauben, (Nach-) Denken und Handeln (sowie Gut-Handeln und Nicht-Handeln - kurz also: Sein, Leben, Glauben, Denken, Handeln [Anm.: unter dem Glauben verstehe ich nicht ein bloss religiöses Glauben, sondern das Glauben allgemein]).

7. Das Ziel des menschlichen Handelns besteht in der Menschlichkeit sowie in der Wirtschaftlichkeit (d.h. in der optimalen Bereitstellung und Verteilung von Gütern), Sozialgerechtigkeit und Umweltverträglichkeit (das sind die beiden Kernziele). Die Wissenschaften sind neu zu begründen, indem zwar die alte Trennung in Natur- und Geisteswissenschaft - nach Aristoteles - (unbedingt) beibehalten, jeder Bereich aber einer führenden Wissenschaft untergeordnet wird. Die Führerin der Naturwissenschaften ist die Ökologie, die Führerin der Geisteswissenschaften ist die Soziologie. Das entspricht einer konsequenten soziologischen und ökologischen Wende.

8. Die Weltpolitik braucht eine Führung. Dazu ist eine Weltregierung notwendig (d.h. - nach Kant und v.a. Selassie - ein gestärkter und verbesserter Völkerbund der UNO [United Nations Organization]). Es gibt keinen vernünftigen Grund dafür, warum die Welt nicht (vernünftig) regiert und geordnet werden sollte. Bei einer Weltregierung ist besonders auf die Schwächen und die schlimmsten Dinge in allem Menschlichen zu achten: Arroganz, Ignoranz, Impertinenz, Inkompetenz, Korruption, Mobbing. Eine Weltregierung soll nicht bloss zentralistisch sein, sondern auch kontinentale, nationale, regionale und lokale Gegebenheiten beachten. Politische Einheiten soll es auf allen genannten Ebenen geben (Welt, Kontinent, Nation, [Gross-] Region, Lokale Gemeinde).

9. Das beste (nicht das einzige) politische System ist - nach Aristoteles, Rousseau, Lange/Bleuler* und Churchill - die Mischform zwischen einer (Direkten) Demokratie und einer Oligarchie/Elite (dies entspricht - in Verbindung mit einer [Liberal-] Sozialen Marktwirtschaft - exakt dem Schweizer System der heutigen Zeit [derzeit in der ökologischen Diskussion sind, alternativ, Modelle von einer Kreislaufwirtschaft]). Die (politische) Balance ist heikel, aber notwendig. Sie steht und fällt mit dem Ausgleich der Mitte (Konfuzius, Aristoteles). Das politische Motto der Aufklärung für eine freiheitliche Gesellschaft lautet: Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit/Schwesterlichkeit! (Lasst uns das nicht vergessen - es genügt politisch, an dieser [schwierigen] Formel weiterzuarbeiten; sie bildet auch - zurecht - noch immer das Grundgerüst der demokratischen Politik.)

10. Es gibt - nach Holzapfel und (Agnes) Martin sowie den antiken Klassikern (Platon: Idee des Guten, Aristoteles: Glück als höchstes Gut) - ein All-Ideal, welches (nach mir) darauf zielt, dass alle Menschen in einer intakten Umwelt und Gesellschaft glücklich und zufrieden sind**. Dies - d.h. diesem All-Ideal möglichst nahe zu kommen - ist die ewige, immer wiederkehrende Aufgabe der Menschheit.

* Friedrich Albert Lange und Salomon Bleuler (-Hausheer) sind zwei nicht so gut bekannte frühe Protagonisten der Direkten Demokratie in der Schweiz.

** Agnes Martin ist eine wenig bekannte minimalistische Malerin, die auch interessante philosophische Essays geschrieben hat. Sie sagt: «Was wir wirklich wollen, ist dem Glück dienen. Wir möchten, dass alle glücklich sind, nie unglücklich, auch nur für einen Augenblick. Wir möchten, dass die Tiere glücklich sind. Das Glück eines jeden Lebenwesens ist das, was wir wollen.» (1992). Sie macht zu dieser Ausführung der aristotelischen Behauptung des Glücks als höchstes Gut der Menschen eine (durchaus angebrachte) Einschränkung bezüglich der Möglichkeit der Realisierung dieses hohen Ideals, aber das Ideal selber ist letztlich relevanter als die Realisierung (das ist immer so im Idealen - wir versuchen das Ideale zu erreichen, obwohl wir wissen, dass es letztlich gar nicht gelingen kann [aber nur so kann das Bestmögliche erreicht werden, oder sogar nur das Gute, bei welchem wir eigentlich schon haltmachen können: was gut ist, kann einerseits noch besser sein/werden, ist andererseits aber eben auch schon gut genug]).

[Bern (Region), 26.10.2021 (Punkte 1-10), 23.11.2021 (Redaktion, Punkt 10 [neu]]), an den 10 Grundsatzpunkten wurde in der Folge nichts mehr verändert, ausser drei kleinen Textergänzungen/-korrekturen.]

Ergänzung. Ich möchte zwei inhaltliche Ergänzungen zu diesem Manifest machen. Erstens: Ich möchte betonen, dass für mich nur eine idealistische Philosophie als wahre Philosophie in Frage kommt (siehe: Punkt 10); alles andere erfüllt nach meinem Ermessen seinen philosophischen Zweck nicht. Zweitens: Ich möchte erwähnen, dass eine Weltregierung für mich nie und nimmer eine Einbahnstrassse bedeutet bzw. eine Regierung alleine von oben herab sein kann; ich sehe daher mehr Selbstbestimmung/-verwaltung und mehr Vielfalt der Entfaltung auf der untersten Ebene der politischen Struktur: auf der kommunalen Ebene (Gemeinde). So könnten sich die verschiedenen Anliegen (Ordnung-Sicherheit/Freiheit-Freude) ergänzen.







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