DIE MEILENSTEINE DER WISSENSCHAFT (UND TECHNIK)


(Inklusive einigen Problemen.)

Die Beziehung zwischen der Wissenschaft und der Philosophie ist zwiespältig (ebenso wie jene zwischen der Philosophie und der Religion, oder zwischen der Religion und der Wissenschaft, notabene). Einerseits hat die Philosophie die Wissenschaft (der Neuzeit) mithervorgebracht (Bacon [Wissenschafts- und Technikutopie], Descartes [Wissenschaftstheorie, Subjekt/Objekt-Scheidung]), andererseits ist sie von dieser nach deren grossen Erfolgen zurückgewiesen worden. Der Positivismus von Auguste Comte besagt, dass die Religion von der Philosophie und die Philosophie von der Wissenschaft überwunden wird. Alles Positive strebt nach ihm zur Wissenschaft und erreicht dort seine Spitze und Wahrheit (das entspricht natürlich voll und ganz dem heutigen wissenschaftlichen und technischen Paradigma, und damit bestätigte Comte den von Pierre-Simon de Laplace aufgestellten wissenschafltichen Determinismus in der Philosophie [dem übrigens viele heutige Wissenschaftler immer noch anhangen, wenngleich es meist nicht mehr ganz so offen formuliert wird]). Dem kann ich als heutiger Philosoph nicht so ganz zustimmen. Ich sehe eine etwas andere Kultur: eine Kultur, in welcher nichts verlorengeht und alles seinen positiven Wert hat, und behält, auch wenn anderes zeitweilig in den Vordergrund rückt. Natürlich ist es eine schöne Vorstellung, dass der Mensch dereinst alles wissen könnte und sich rein nach seinem (wissenschaftlichen) Wissen leiten würde (und ergo die Religion und die Philosophie nicht mehr notwendig wären!?). Davon sind wir jedoch - meiner Meinung nach - erstens noch sehr weit entfernt: (auch) die wissenschaftlichen Theorien weisen grosse Lücken auf und lassen letzte Fragen offen. Und zweitens gelingt es der Wissenschaft nicht, eine (wissenschaftliche) Moral zu begründen im Umgang mit der (wissenschaftlichen) Technik. Drittens schliesslich vergisst sie in ihren (trotz allen Beschwichtigungen immer noch) deterministischen Vorstellungen, dass sich die Welt dauernd verändert und nie stillsteht, alleine deswegen auch ist es gut möglich, dass es gar nie zu einem vollständigen Wissen und einer abgeschlossenen Wissenschaft kommen wird (denn sobald sie abgeschlossen ist, oder wäre, hat sich die Welt schon wieder verändert...). Und solange dies der Fall ist, müssen wir weiter in vielfältiger und offener Art und Weise nachdenken über Dinge, die wir nicht (oder noch nicht) verstehen. Ich traue der Wissenschaft sehr viel zu, aber ich glaube nicht, dass sie es in absehbarer Zukunft alleine - ohne die Philosophie und (vermutlich auch) die Religion - schaffen wird (ich glaube, dass der Mensch alles wird aufbieten müssen, was er kulturell zu bieten hat, um in der Zukunft überleben zu können).


Kürzesteinführung in die Naturwissenschaft(en). Die ersten Philosophen waren Mathematiker (Thales, Pythagoras), Geografen (Anaximander) und Astronomen (Anaximenes); sie sahen den Urgrund der Welt im Wasser (Thales), in der Luft (Anaximenes) oder im Feuer (Heraklit) - Empedokles, der erste philosophische Systematiker stellte die alte Vier-Elementen-Lehre auf (Erde, Wasser, Luft und Feuer). Aristoteles sprach von einer Wissenschaft vom Seienden und begründete die wissenschaftliche Systematik. Erst nach den klassischen und hellenistischen Philosophen traten die bedeutendsten Wissenschaftler der griechischen Antike auf (wie Archimedes, Eratosthenes oder Heron - Hippokrates dagegen lebte zur Zeit der frühen Klassik [er war ein Zeitgenosse von Sokrates]). Die grosse Zeit der Wissenschaft begann am Anfang der Neuzeit (nicht unwesentlich begünstigt durch die Einführung der indisch-arabischen Zahlen im späteren Mittelalter [sowohl die ägyptischen, babylonischen, chinesischen, indischen wie arabischen Vorwissenschaften hatten (nebst der griechisch-römischen Naturphilosophie) einen bedeutenden Einfluss auf die moderne Wissenschaft]). Die Philosophen Bacon und Descartes postulierten ein neues Zeitalter der Forschung und Wissenschaft. Dieses wurde v.a. auch von Astronomen begründet wie Kopernikus, Brahe, Bruno, Galilei und Kepler. Bezeichnend für die moderne Physik ist der Wandel vom alten Magnetismus (Peregrinus, Gilbert) zur neuen Elektrizität (Gilbert, Galvani, Volta); sehr bedeutend ist auch der Wandel in der Bewegungstheorie (von den griechischen Philosophen über die Impetustheorie bis zur Bewegungslehre von Galilei und Newton). Der grösste Naturwissenschaftler der Neuzeit ist Sir Isaak Newton. Seine drei Grundgesetze der Mechanik lauten: 1. Ein Körper (welchem keine zusätzliche Kraft zugeführt wird) bleibt in Ruhe oder bewegt sich geradlinig mit konstanter Geschwindigkeit, 2. Die Änderung der Bewegung ist proportional zur einwirkenden, bewegenden Kraft in deren gerader Linie, 3. Jede Kraft hat eine gleich grosse, aber entgegengerichtete Gegenkraft. Aus diesen Grundgesetzen sind die ganzen Formeln der mechanischenPhysik entstanden - wie Kraft ist Masse mal Beschleunigung (aus dem Zweiten Newtonschen Gesetz) oder Arbeit ist Kraft mal Weg oder Leistung ist Arbeit durch/pro Zeit. Einstein relativierte die Newtonsche Mechanik zwar, jedoch gilt diese für die einfache (alltägliche) Sicht der Dinge nachwievor (ebenso kann gesagt werden, dass die Unstabilität auf der subatomaren Ebene dazu führt, dass das Atom trotz der Quantentheorie die Grundeinheit der Materie bleibt und selbst das heliozentrische Weltbild von Kopernikus wurde bereits ein bisschen relativiert [so meinte etwa der Philosoph Simon-Schäfer: wir sind nicht in der Mitte, aber wo immer wir sind, da ist die Mitte - für uns]; all dies muss berücksichtigt werden, wenn uns die spätmoderne Physik und Naturwissenschaft etwas über den Kopf hinauszuwachsen droht). Die bedeutendsten Chemiker sind Boyle und Lavoisier - sie führten die Wissenschaft von der alten Alchemie zur modernen Chemie. In der Biologie sind v.a. die Taxonomie (d.h. hierarchische Klassifikation oder systematische Einordnung der [biologischen] Arten) von Linné, die Vererbungslehre von Mendel und die Evolutionstheorie von Darwin besonders zu erwähnen. Die (Natur-) Wissenschaft hat uns viel nützliche Technik und ein stark verbessertes Gesundheitswesen gebracht, demgegenüber aber auch technologische Risiken, die schwierig einzuschätzen sind.

Anmerkung - Zu den (klassischen, mathematischen) Naturwissenschaften gibt es zwei Dinge zu sagen. Erstens: sie reichen nicht aus, um komplexe Vorgänge des Lebens, der Seele und des Geistes oder gar von menschlicher Kultur, Moral oder Gesellschaft zu beschreiben (daher wurden ergänzend die Geisteswissenschaften begründet [allerdings ist diese Trennung bereits bei Aristoteles angelegt, in dessen Begriffen der Theoretischen und der Praktischen Philosophie]). Zweitens: die Wissenschaftstheorie (d.h. die Art und Weise, quasi, wie die [Natur-] Wissenschaft funktioniert bzw. zu funktionieren hat), ist aus der Philosophie hervorgegangen und ist auch bis heute eine Disziplin der Philosophie geblieben.



Wo dieses Symbol steht, gefolgt von einem kursiv geschriebenen Text, handelt es sich um einen kleinen Kommentar und/oder eine kleine Anmerkung oder Bemerkung meinerseits, welcher nicht direkt zum jeweiligen Artikel gehört, aber doch anmerkend auf diesen Bezug nimmt (oder anders gesagt: es handelt sich um eine persönliche Anmerkung [gegenüber den rein oder möglichst rein sachlichen Artikeln]).



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(Mein Beitrag).




                                       

                                       

                                       


Fahrplan der Wissenschaften
Physik
Chemie
Biologie
Geisteswissenschaften
Philosophie
Anderes
17. Jh.
Mechanik
Loslösung von der Alchemie, Begründung der Chemie als Wissenschaft
Anatomie, Herzkreislauf, Nervensystem (Neurologie)
Völkerrecht, Liberalismus
Wissenschaftstheorie (Empirismus und/oder Rationalismus), Voraufklärung
Anderes
18. Jh.
Analytische Mechanik, Determinismus, Elektrizität
(Status Quo)
Taxonomie (Klassifikation der Arten)
(National-) Ökonomie (Wirtschaftsliberalismus)
Aufklärung
Anderes
19. Jh.
Elektromagnetismus, Radioaktivität
Elemente u. Periodensystem
Vererbungslehre, Evolutionstheorie, Biochemie
Mikroökonomie (Marktdiagramm), Soziologie, Sozialismus
Individualismus
Anderes
20. Jh.
Quanten- u. Relativitätstheorie, Elementarteilchen- und Astrophysik
Chemische Bindungen, Polymerchemie
Gentechnologie
Psychoanalyse, Demokratie, Neoliberalismus, Soziale Martwirtschaft, Befreiungsbewegungen, Migration
Kritizismus, Existentialismus, Analytische Philosophie
Anderes
Zukunft (? - vollkommen hypothetisch)
Grand Unified Theory, Superstringtheorie, Nanotechnologie, Ökophysik
Nanotechnologie, Chemische Ökologie
Ökologie, Cyborgismus (Verbindung von Natur und Technik), Klonung
Industrie X.0, Ökopsychologie u. -soziologie, Fake News & Failed States
Libertarismus vs. Sekuritarismus, (Technologische) Singularität, Ökodesign, Life Politics, Space Reality
Big Data, Internet der Dinge


VORZEIT
Als 'Vorzeit' bezeichne ich hier die Zeit vor der griechischen Kultur, in welcher die Philosophie und Ansätze zur heutigen Wissenschaft begründet wurden. Es gibt natürlich ältere Hochkulturen, in welchen auch schon Vorarten von Wissenschaft betrieben wurden, allerdings wissen wir davon wenig bis gar nichts. Allgemein ist bekannt, dass etwa die Astrologie oder die Seelenwanderungslehre eine sehr alte Tradition haben. Wichtige Erfindungen vor den Griechen betreffen etwa: Faustkeil (vor ca. 1,75 Mio. Jahren), Feuer (vor ca. 1 Mio. Jahren) - hier ist der Homo Sapiens anzusiedeln (älteste Bestimmungen: Jebel Irhoud [Marokko] vor ca. 300'000 Jahren, Florisbad [Südafrika] vor 260'000 Jahren, Omo Kibish [Äthiopien] vor 195'000 Jahren) - Kunst (ca. 40'000 v. Chr. [Höhlenmalerei]), Keramik, Glas, Porzellan (ca. 20'000 v. Chr.), Ackerbau und Viehzucht [Sesshaftigkeit] (ca. 10'000 v. Chr.), Rad und Schlitten (um 9000 v. Chr.), Pfeil und Bogen (um 9000 v. Chr.), Spinnen und Weben (um 7000 v. Chr.), Kupfer, Bronze, Eisen (um 7000 v. Chr.), Schiffe (um 6000 v. Chr.), (Grosse) Kultstätten (um 4500 v. Chr.?), Pflug (um 4000 v. Chr.), Backen und Brauen (um 3500 v. Chr.), Schrift und Papier (Papyrus - um 3000 v. Chr.), Bewässerung und Kanalisation (um 3000 v. Chr.), Töpferscheibe (um 3000 v. Chr.), (Brett-) Spiele (um 2600 v. Chr.), Gesetz (um 1775 v. Chr.), Bogen in der Baukunst (um 1400 v. Chr.), Medizintechnik (um 1000 v. Chr.). In der Antike gibt es übrigens allgemein eher wenige weltumwälzende Erfindungen - sowohl bei den Griechen wie bei den Römern (wenn wir davon ausgehen, was wir als klassische [technische] Erfindungen bezeichnen.) TOP
im 8. Jh. v. Chr.
Homer

Homer (aus Kleinasien, in der heutigen Türkei) ist ein epischer Dichter, der grösste solche wahrscheinlich der griechischen Frühzeit (oder mindestens der heute bekannteste solche, sicher gab es auch andere: aber Homer ist derjenige, der heute in erster Linie genannt wird zur vorphilosophischen griechischen Literatur). Seine Geschichten sind bestimmt von Götter- und Heldenmythen. TOP
um 590 v. Chr.
Thales

Thales gilt als erster Philosoph im antiken Griechenland (d.h. eigentlich auch in Kleinasien, wie alle griechischen Philosophen bis Anaxagoras, im fünften Jahrhundert vor Christi Geburt). Er war auch Mathematiker (nach ihm ist der geometrische 'Satz des Thales' benannt, welcher besagt, dass alle in einem Halbkreis geformten Dreiecke, die einen Eckpunkt auf der Halbkreislinie haben, rechtwinklige Dreiecke sind: dieser Satz ist in der heutigen Geometrie ungebrochen gültig). Das eigenständige Nachdenken der frühen Philosophen wird als Naturphilosophie bezeichnet (fast alle ihre Werke tragen den nachträglich erhobenen Titel 'Peri physeos' [dt. Über die Natur]). TOP

Philosophendebatte. Soll, darf, muss man verschiedenste Philosophen und Philosophinnen auf einer Wissenschaftsseite anführen? Mit den Philosophen und Philosophinnen ist das allgemein so eine Sache... (weil sie oft überspitzte Behauptungen machen, um eine Sache überhaupt in die öffentliche Diskussion bringen zu können - das zieht sich durch die ganze Philosophiegeschichte). Letztendlich ist aber jeder Philosoph ein Wissenschaftler, in dem Sinn dass die universitäre Philosophie als Wissenschaft gilt. Trotzdem werden (noch immer) manche Philosophen eher unter dem Titel der Wissenschaft geführt (wie etwa Aristoteles, Kant oder Smith), andere weniger (wie etwa Platon, Hegel oder Marx). Ich habe mich - nicht ganz unvoreingenommen - entschlossen, hier alle Philosophen als Wissenschaftler zu betrachten und die allerbedeutendsten auch aufzuführen (nicht mehr als dies, aber immerhin dies).

[Websites: Übersicht der Antiken Philosophie (dt.), Philolex - Philosophielexikon von Peter Möller, Die Schule von Athen - Gemälde von Raffael (dt. - )].
um 580 v. Chr.
Anaximander

Anaximander ist der zweite bekannte Philosoph aus der Reihe der Milesier (Thales, Anaximander, Anaximenes). Er vertritt eine rein physikalische Kosmogonie (und ist damit der erste, der die Welt rein physikalisch interpretiert). Von ihm soll die erste Weltkarte stammen (sowie auch eine Himmelskarte). TOP

[Webseite: Evolution der Weltkarte (dt.)].
um 525 v. Chr.
Pythagoras

Pythagoras bestimmt die Zahl als Urgrund der Welt. Viele der frühen griechischen Philosophen waren nicht nur Mathematiker - auch der 'Satz des Pythagoras' ist heute noch eine Grösse in der Mathematik - sondern: auch Mystiker. So baute Pythagoras etwa auch die Idee der Seelenwanderung in seine Philosophie ein (er hatte diese allerdings nicht von der früheren indischen, sondern eher von der ägyptischen Philosophie übernommen). TOP
um 500 v. Chr.
Konfuzius

Konfuzius ist der erste eigentliche, grosse oder reine Moralphilosoph (er ist Zeitgenosse von Laotse und Buddha). Von ihm stammt die vielleicht erste bekannte Variante der sogenannten Goldenen Regel*. Wie später Aristoteles vertrat er eine Tugend, die auf die Mitte zielt. Mit Naturphilosophie hat er sich nicht beschäftigt. Er spricht vom Alten, was er bewahren will, und vom Edlen, was er fördern will (dieser steht im Gegensatz zum Gemeinen [Konfuzius stammt aus niederem Adel]). Seine patriarchalische Ethik sieht die Familie als Grundeinheit der Gesellschaft und ist bestimmt von Ergebenheit zum Herrscher. Allerdings fordert er von diesem, dass er seine Beamten anständig behandeln soll, und räumt (erstmals?) auch ein, dass er gestürzt werden kann, wenn sein Handeln nicht gerecht ist. Konfuzius verfolgt sehr hohe Ideale, die sich auch auf den Herrscher beziehen. TOP

* «Was du selbst nicht wünschst, das tue auch anderen nicht an.» Die Goldene Regel kommt fast in allen Religionen in verschiedenen Formen vor - dies ist jedoch die früheste Form, die ich gefunden habe (dies könnte also das Original sein!). In der Bibel kommt sie zweimal vor. «Alles nun, was ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, das tut ihnen auch! (Das ist das Gesetz und die Propheten.)» [Mt 7,12]; «Und wie ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, so tut ihnen auch.» [Lk 6,31]. Das sind quasi positive Formulierungen der Goldenen Regel.

[Video: Konfuzius - Der Meister der Philosophie (09:31)].
um 500 v. Chr.
Alkmaion

Alkmaion soll als erster menschliche Leichen seziert haben, um daraus wissenschaftliche Erkenntnisse zu gewinnen. Er beschreibt die Funktionsweise von Auge und Ohr sowie deren Bezug zum Gehirn und dessen Bedeutung. Die Gesundheit beschrieb er als ausgewogenes Verhältnis zwischen verschiedenen Faktoren. TOP
um 477 v. Chr.
Aristeides

Aristeides wirkt bedeutend mit bei der Gründung des Attischen Seebunds. Die Attische Demokratie wird etwa zwischen dem Persischen und dem Chremonideischen Krieg gesehen - d.h. etwa 477-261 v. Chr. (von der Bildung des Attischen Reiches bis zur Kapitulation Athens [in der Zeit einer zerfallenden 'Weltordnung', im Streit der Nachfolgereiche aus der Herrschaftszeit von Alexander dem Grossen]). Als Vorgänger, Begründer und Erweiterer der Demokratie gelten etwa Solon (im 7./6. Jh. - mit der Ablösung der drakonischen Gesetzgebung), Kleisthenes (im 6. Jh. - mit der Verschiebung von der reichen Elite zur demokratischen Masse) und Ephialtes (im 5. Jh. - mit der Entmachtung des Areopags [Adelsrat]), als bedeutendste demokratische Herrscher etwa Aristeides ('der Gerechte', im 6./5. Jh.) und Perikles (im 5. Jh.). Nach Aristoteles ist die Politie, eine Mischform zwischen einer Demokratie (Volk) und einer Oligarchie (Elite), die beste Staatsform. TOP

Die politischen Ideen von Jean-Jacques Rousseau (18. Jh.) können als Hinwendung zu einer kleinstaatlichen (und/oder föderalistischen), direkt-demokratischen Selbstverwaltung durch die Bürgerschaft verstanden werden. Sein Kernbegriff ist jener der Volkssouveränität. (Ignaz Paul Vital Troxler [18./19. Jh.] spricht von der einen und wahren Eidgenossenschaft im Gegensatz zur Zentralherrschaft oder Kantonstümelei.) Winston Churchill (20. Jh.) bezeichnet die Demokratie kritisch (und ein bisschen zynisch) als schlechteste Staatsform, abgesehen von allen anderen Staatsformen, die in der bisherigen Geschichte ausprobiert worden sind (will sagen: die Demokratie ist alles andere als perfekt, aber sie ist das beste, was wir kennen [soweit der historisch bedeutendste demokratische Werbespruch der letzten 100 Jahre]). Karl Raimund Popper (20. Jh.) bezeichnet die Demokratie nicht als 'Volksherrschaft' (nach dem eigentlichen Begriff), sondern er macht sie daran fest, dass Regierungen (ohne Revolution) gestürzt werden können (das passt zu seiner Wissenschaftstheorie der Falsifizierbarkeit, wonach wissenschaftliche Theorien widerlegbar sein müssen]). Demokratiekritik findet sich von Platon, welcher meinte, die Demokratie entstehe aus einer Oligarchie und münde in eine Tyrannis, bis Adolf Hitler.

Video:
Ist es legitim auf einer Wissenschaftsseite politische Geschichtsdaten anzuführen? Für mich gehören diese zur Wissenschaft der Geschichte und zu den (historisch orientierten) Geisteswissenschaften. Natürlich kann ich in dieser Übersicht nur ein paar ganz wenige, sehr bedeutende Geschichtsdaten anführen. Die Wissenschaftlichkeit der hier angeführten Geschichtsdaten sehe ich v.a. auch in deren Fortschrittlichkeit.
um 450 v. Chr.
Empedokles

Empedokles, welcher als erster philosophischer Systematiker betrachtet werden kann, sieht in der Erde, dem Wasser, der Luft und dem Feuer die vier Grundelemente. Als Grundkräfte bestimmt er die Liebe und den Streit. (Aristoteles übernimmt später die Elementenlehre des Empedokles, ohne die Kräfte, fügt dieser aber ein weiteres Element dazu, nämlich das Element des Äthers, ein seltsam unbestimmtes Element, welches in der Wissenschaft von Zeit zu Zeit immer wieder aufgetaucht ist, v.a. dann, wenn die Wissenschaftler nicht mehr weiter gewusst haben; er sieht aber zwei andere Grundkräfte: die Schwerkraft und den Auftrieb.) Die alte chinesische Philosophie kennt fünf Elemente (Erde, Metall, Wasser, Holz, Feuer). TOP

[Video: Three Minute Philosophy: Empedocles (engl./03:06)].
um 450 v. Chr.
Leukipp

Leukipp, ein Schüler des Parmenides, führt die Idee vom Atom als der Ureinheit der Materie ein (der kleinste Teil, der nicht weiter teilbar ist, grch. atomos [das entsprach der Erkenntnis, dass es etwas Kleinstes geben muss]). Die Atomlehre, welche von seinem (bekannteren) Schüler Demokrit übernommen wird, besagt, dass die Welt aus diesen kleinsten Bauteilen sowie leerem Raum besteht. Sie taucht später wieder auf in der Atomtheorie der neuzeitlichen Wissenschaft (Dalton [1803], Thomson [1903], Rutherford [1911], Bohr [1913], Sommerfeld [1916], Heisenberg/Schrödinger [1928] und andere - siehe je dort). In der Philosophiegeschichte wurden auch andere Einheiten als kleinste Teile propagiert, etwa die Monaden bei Leibniz (1714 - mit physischen und psychischen Eigenschaften [der Begriff geht zurück auf die Monas bei Euklid]) oder die Holons bei Koestler (1967 - als Teil eines hierarchisch aufgebauten grösseren Ganzen [-> Holarchie]) - letztlich ist aber die Atomtheorie heute praktisch unumstritten. TOP

[Videos: Entwicklung der Atomtheorie: 1 Demokrit (dt./01:42) - 2 Dalton (dt./01:37), 3 Thomson (dt./00:59), 4 Rutherford (dt./01:43), 5 Bohr (dt./01:15), 6 Sommerfeld (dt./00:42), 7 Heisenberg/Schrödinger (dt./00:47)].
um 450 v. Chr.
Hippokrates

Hippokrates setzt neue Massstäbe in der Medizin, u.a. formuliert er den hippokratischen Eid, welcher den Arzt verpflichtet, keinem kranken Menschen seine Hilfe zu verweigern. Man sagt von ihm, er habe den Berufsstand des Arztes eingeführt. Er entdeckte auch, dass das Gehirn der Sitz von Empfindungen und Intelligenz ist. TOP
um 375 v. Chr.
Platon

Platon erhebt seine Theorie von den ewigen Ideen als Grundbilder der Wirklichkeit (heute: Allgemeinbegriffe, Universalia). Er begründet auch eine Tugendlehre mit der Weisheit, der Tapferkeit, der Besonnenheit und einer verbindenden, ausgleichenden Gerechtigkeit. (Diese Tugendlehre wurde später leicht modifiziert vom Scholastiker Thomas von Aquino übernommen, wobei dieser den vier Kardinaltugenden die drei christlichen Tugenden nach Paulus voranstellte: Glaube, Hoffnung, Liebe.) Politisch sprach er sich gegen die Demokratie aus - vermutlich weil er ein sehr hohes Ideal vom Individuum hat, während die Demokratie eher die Mittelmässigkeit zu fürdern scheint. Platon war übrigens ein ausgesprochener Mathematik-Liebhaber, so hat er einmal gesagt, es solle niemand in sein Haus kommen, der keine Ahnung von Geometrie habe. In seiner Bewegungstheorie nimmt Platon an, dass ein Gegenstand (Pfeil) von Luftwirbeln angetrieben wird, die er selber bildet und die ihn dann von hinten anschieben. Er ist einer der Ersten, welcher sich konkrete Gedanken zur Funktionsweise der Bewegung macht (vor ihm sind v.a. die Paradoxien von Zenon von Elea, einem Schüler von Parmenides, bekannt [vgl. Pfeilparadoxon]; zu erwähnen ist zuvor auch Heraklit, der meinte, dass sich alles bewege und verändere ['panta rhei'], ohne dass er die Bewegung als solche irgendwie untersucht hätte). Schon die ersten Gedanken zur Bewegungsfunktion müssen als speziell und bemerkenswert gelten: handelt es sich doch hierbei um etwas, was die Menschen eigentlich als natürlich, normal und unbedenklich betrachten. Daraus entstand jedoch die gesamte theoretische Physik, Mechanik und Relativität. TOP

[Videos: Three Minute Philosophy: Plato (engl./03:15), Philosophy: Plato (engl./06:29)].
um 350 v. Chr.
Aristoteles

Die "Physika" von Aristoteles setzt erste (theoretische bzw. erkenntnistheoretische) Massstäbe in der Physik bzw. physikalischen (Natur-) Philosophie, wenngleich der grosse griechische Philosoph von der reinen Naturbeobachtung ausgeht, die ihre Gültigkeit ohne den experimentellen Nachweis erhebt (und später - v.a. im Beginn der Neuzeit - einiges in der Physik von Aristoteles widerlegt werden muss). Auch einige weitere Werke des Aristoteles, z.B. jene über die Logik, die Metaphysik oder die Biologie, bleiben bis zum Beginn der neuzeitlichen Wissenschaft von entscheidender Bedeutung (aber: er war auch der erste eigentliche 'Universalgelehrte', der auch Werke über Ethik, Dramatik, Rhetorik, Politik oder Psychologie geschrieben hat, u.a.). Bedeutend hat ist in naturwissenschaftlicher Hinsicht etwa die erste umfassende Systematik der (biologischen) Arten. Aristoteles ist der erste Systematiker der Wissenschaft und Vertreter einer systematischen Wissenschaft. In seiner Ontologie spricht er von einer Wissenschaft vom Seienden als solchem. Er teilt die Philosophie in eine theoretische (heute Naturwissenschaften) und praktische Philosophie (heute Geistes-, Kultur- oder Sozialwissenschaften). In der Ethik vertritt Aristoteles - wie Konfuzius (oder Jesus) - eine Tugend, die in die Mitte zielt. In der Politik bezeichnet Aristoteles die Politie, eine Mischung von Demokratie und Oligarchie, als beste Staatsform. Das Werk des Aristoteles geriet während der Hellenistik und des frühen Christentums fast in Vergessenheit, aber: es wurde wieder entdeckt vom islamischen Gelehrten Averroês und danach in die christliche Theologie eingebaut von Thomas von Aquino, welcher Aristoteles (fast etwas überschwänglich und etwas ungeachtet des Sokrates und Platon, u.a.) in seinem Werk als 'Der Philosoph' bezeichnete. In seiner Bewegungstheorie vertritt Aristoteles die Auffassung, dass ein Pfeil fliegt, weil der Bogen die bewegende Kraft an die Luft überträgt - daraus wird später die Impetustheorie begründet (siehe: Philoponos, Buridan). Die Logik des Aristoteles entspricht einer einfachen Begriffslogik; seit der Spätantike dominiert die stoische Aussagenlogik. - TOP

[Webseiten: Geschichte der Bewegungstheorie (dt.), Grundlagen der Logik (dt.), Videos: Three Minute Philosophy: Aristotle (engl./03:55), Philosophy: Aristotle (engl./07:30), Aristoteles vs. Newton (Mechanische Kräfte) (dt./09:47)].

Anmerkung. Viele fragen sich vielleicht, warum die die Physik des Aristoteles erst am Anfang der Neuzeit widerlegt wurde (und machen - ein bisschen - tendenziös alleine das Christentum dafür verantwortlich). Die Antworten dafür liegen im Hellenismus (spätes Griechentum), im Römertum und im Christentum. Die erste Frage dazu ist jedoch nicht, warum das Christentum wenig dafür geleistet hat (es hat die Philosophie von Aristoteles immerhin wieder aufgebracht, so dass man das, was zu widerlegen war, dann auch widerlegen konnte, und auch sonst bedeutende frühwissenschaftliche Leistungen erbracht [v.a. im spätmittelalterlichen Christentum, u.a. von R. Bacon [Verfechtung empirischer Forschung - in Anlehnung an Alhazen], Grosseteste [Theorie des Lichts], Peregrinus [Magnetismus], Llull (Kombinatorik), Ockham [Rationalprinzip], Buridan [Mechanik/Impetustheorie] - spätere geistliche Wissenschaftler sind etwa Pacioli [Doppelte Buchhaltung], Priestley [Entdeckung von Sauerstoff und Erforschung der Photosynthese (Unitarier)], Mendel [Vererbungsgesetze] oder Lemaître [Urknalltheorie]), ganz abgesehen davon, dass die christlichen Klöster Datenspieler für das Wissen der Antike waren, welches sonst womöglich [in Europa] verloren gegangen wäre, sondern: die erste Frage lautet: warum ist die Klassische Philosophie nach Aristoteles bereits im Hellenismus abgebrochen? Man hätte ja die Auseinandersetzung mit Platon und Aristoteles - bzw. die naturphilosophische und vorwissenschaftliche Linie - direkt weiterführen können. Dies geschah aber nicht. Das könnte auch zu tun haben mit den Schulen der damaligen Zeit (Akademie von Platon und Peripatos bzw. Lykeion [engl. lyceum] von Aristoteles) einerseits und deren Verwerfungen andererseits: von der nachkommenden, übrigen Philosophie (Epikureismus, Skeptizismus, Stoizismus - die Römer haben sich dann v.a. an die Stoa angelehnt, nicht an die Wissenschaft).
um 325 v. Chr.
Herophilos

Herophilos gilt als Vater der Anatomie. Ihm werden die ersten wissenschaftlichen Obduktionen von Menschen zugeschrieben, und er beschrieb auch grob die Anatomie des Gehirns. Auch brachte er die Fähigkeit der Empfindung mit sensorischen Nerven in Zusammenhang (gegenüber den motorischen). TOP
um 300 v. Chr.
Euklid

Euklid, der das mathematische Wissen seiner Zeit in seinem Werk "Elemente" zusammenfasst, begründet die Geometrie. Die euklidische Geometrie behält ihre uneingeschränkte Gültigkeit mehr als 2000 Jahre. TOP

[Video: Euklid - Vater der Geometrie (dt./08:32)].
um 250 v. Chr.
Aristarch

Aristarch behauptete als Erster, dass sich die Erde um die Sonne drehe, allerdings glaubte ihm das niemand; zudem sagte er, dass die Sonne grösser sei als die Erde. TOP
um 250 v. Chr.
Archimedes

Archimedes entdeckt u.a. die Gesetze des Hebels und des Auftriebs, und er schreibt eine Abhandlung über schwimmende Körper. Er ist eigentlich der erste (bekannte) Experimentalwissenschaftler. TOP

[Video: Wie ein Bad zum Archimedischen Prinzip führte (engl./03:00)].
um 225 v. Chr.
Eratosthenes

Eratosthenes berechnet den Erdumfang. TOP
um 150 v. Chr.
Hipparch

Hipparch erstellt den ersten Fixsternkatalog. TOP
im 2. Jh.
Herodot

Herodot ist der berühmteste der altgriechischen Geschichtsschreiber. Sein einziges überliefertes Werk heisst 'Historien'. Cicero nannte ihn den Vater der Geschichtsschreibung. Weitere bedeutende Geschichtsschreiber in der griechischen Antike sind etwa Thukydides, Xenophon, Polybios und Diodor. TOP

100 Geschichtsdaten. Dies ist der Versuch, 100 Geschichtsdaten in zehn verschiedenen Kategorien (Alltag/Volk/Wirtschaft/Gesellschaft, Frieden, Kriege, Kunst/Spiel/Sport, Mathematik/Informatik/Sprache, Philosophie, Politik [allgemein], Religion, Technik/Erfindungen/Entdeckungen, Wissenschaft) zusammenzutragen. Natürlich ist ein solches Unterfangen schwierig bis unmöglich, aber ich wage es trotzdem (denn erstens müssen wir ja die Geschichte irgendwie einordnen und zweitens müssen wir auch eine klare Kante gegen eine rein oder auch nur vorwiegend kriegshistorische Auffassung der Geschichte einbringen).

Vor 1 Mio. Jahren (?) Mensch erlernt das Feuermachen, Vor 10'000 v. Chr. Viehzucht und Ackerbau, Vor 6000 v. Chr. Schiffe, 3671 v. Chr. Beginn der jüdischen Zeitrechnung (Gotteserscheinung bei Adam?), Vor 3000 v. Chr. Schrift und Papier (Papyrus), Um 1230 v. Chr. Eindringen israelitischer Stämme ins Land Kanaan, 1200 v. Chr. Ältester Teil der indischen Veden (Brahmanismus/Hinduismus), Um 1000 v. Chr. Medizinaltechnik, Um 590 v. Chr. Thales als erster Philosoph im antiken Griechenland, 528 v. Chr. Erleuchtung Buddhas unter dem Bodhi-Baum, Um 500 v. Chr. Konfuzius begründet in China den Konfuzianismus, Um 475 v. Chr. Parmenides bestimmt das Sein (bzw. das Seiende als solches) als Urgrund der Welt, 431 v. Chr. bis 404 v. Chr. Peloponnesischer Krieg (Sparta vs. Athen [Niedergang der Attischen Demokratie - definitives Ende nach der Niederlage im Chremonideischen Krieg 262 v. Chr.]), Um 375 v. Chr. Platon entwickelt seine Ideenlehre (mit der Idee vom Guten als oberster Idee), Um 350 v. Chr. Aristoteles entwickelt die Grundlagen von einer systematischen Wissenschaft, Um 300 v. Chr. Euklid begründet in seinem Werk "Elemente" die Geometrie, 264-24 v. Chr. Punische Kriege (Rom vs. Karthago), 113 v. Chr. - 596 n. Chr. Germanische Kriege (Germanen vs. Römer), 30 od. 33 (?) Einzug Jesu Christi in Jerusalem und Kreuzigung, Um 250 Die "Arithmetica" von Diophantos ist das älteste bekannte Werk über die arithmetische Mathematik (Algebra), 391 Christentum wird Staatsreligion im Römischen Reich, 400 Augustinus spricht von einer subjektiven Zeiterfahrung (drei Zeiten im einenden Geist), 622 Hedschra von Mohammed und Zeit von dessen Prophetie (622-630), Um 830 Algorismi (Al-Chwarismi) publiziert seine "Algebra" und führt damit das indisch-arabische Zahlensystem in Europa ein (durch die Übersetzungen), 1054 Morgenländisches Schisma (Trennung zwischen Ost- und Westkirche im Christentum), 1202 Fibonacci fürt in seinem "Liber abaci" die Ziffer 0 in der abendländischen Mathematik ein (siehe auch: Aryabhata [5./6. Jh.] und Brahmagupta [7. Jh.], Al-Battani [lat. Albatenius, 9./10. Jh.]), 1207-1279/1340 Mongolenkriege (im engeren Sinn [Mongolensturm]: 1237-1240), 1337-1453 Hundertjähriger Krieg (Frankreich vs. England), 1618-1648 Dreissigjähriger Krieg (Kaiser u. Katholiken vs. Protestanten u. Habsburg vs. Frankreich), 1488/1492/1498 Europäische Seefahrer erreichen Südspitze Afrikas, Amerika und Indien (Diaz, Kolumbus, Da Gama), 1508-1512 Michelangelos Deckenfresko an der Sixtinischen Kappelle im Vatikan mit der Handreichung Gottes, 1517 Luthers Thesen gegen den Ablasshandel (Beginn der Reformation im Christentum), 1517 Magellan plant eine Schiffsreise um die ganze Welt und einem seiner Schiffe gelingt tatsächlich die erste 'Weltumseglung', 1519-1521/1532 Spanische Eroberung des Azteken- und Inkareichs in Mittel- und Südamerika (Befreiung im 19. Jh.), 1543 Kopernikus postuliert in "De revolutionibus orbium coelestium" das heliozentrische Weltbild, 1590 Galilei schreibt in "De Motu" (Über die Bewegung) seine erste Arbeit über die Mechanik (es folgt "Le Meccaniche", 1600), 1603 'Hamlet' von Shakespeare, 1620 Englische Pilgerväter übersiedeln nach Nordamerika, 1625 Grotius begründet mit seinem Werk "De jure belli ac pacis" das Völkerrecht, 1637 Descartes veröffentlicht seinen "Discours de la méthode pour bien conduire sa raison et chercher la verité dans les sciences" (dt. Abhandlung über die Methode, seine Vernunft gut zu gebrauchen und die Wahrheit in den Wissenschaften zu suchen) als Grundlage der Wissenschaftstheorie, 1642 Rechenmaschine von Pascal (Pascaline), 1643-1715 Herrschaft von Louis XIV. ('Sonnenkönig') in Frankreich, 1648 Westfälischer Frieden (von Kissinger als Grundlage für eine Weltordnung bezeichnet), 1687 Newton publiziert in "Philosophiae Naturalis Principia Mathematica" seine drei Grundgesetze der Mechanik, 1689 Locke erklärt in seinem "Epistola de tolerantia" (engl. A Letter Concerning Toleration, dt. Brief über die Toleranz) die Grundlagen einer liberalen Gesellschaft, 1689 Bill of Rights in England (Parlamentarismus), 1713 Saint-Pierre mit seinem "Projet pour rendre la paix perpétuelle en Europe", 1716 Warmwasser-Zentralheizung von Trifvald (Verschiedene Haushalterfindungen: [Geschlossener] Kochherd 1735 [De Cuvilliés], Kühlschrank 1748 [Cullen], Waschmaschine 1851 [King], Staubsauger 1901 [Booth]). 1739 Die Stadt Wien ist die erste vollständig (abwasser-) kanalisierte Stadt in Europa, 1762 Rousseaus "Du contrat social" gilt als wichtiges Grundlagenwerk für die moderne Demokratie, 1712-1825 Industrielle Revolution (Newcomen, 1712 [Dampfmaschine I]; Hargreaves, 1764 [Spinnmaschine]; Watt, 1769 [Dampfmaschine II], E. Cartwright, 1785 [Webmaschine]; Trevithick, 1804 [Eisenbahn u. Dampflokomotive I]; Stephenson, 1825 [Eisenbahn u. Dampflokomotive II]), 1776 "The Wealth of Nations" von Smith erklärt die liberale Marktwirtschaft, 1787 Mozarts Kleine Nachtmusik, 1789 Französische Bürgerrevolution im Zeitalter der Aufklärung (Sturm auf die Bastille), 1792-1815 Koalitionskriege (aka Napoleonische Kriege [Ende von Napoleons Herrschaft] mit Wiener Kongress [1815] im Anschluss), 1795 Kant schlägt in seinem Werk "Zum ewigen Frieden" einen Völkerbund vor, 1806 Ende des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation (seit Karl dem Grossen 800 - Ende des Weströmischen Reichs 476, Ende des Oströmischen Reichs 1453), 1807 In seiner "Phänomenologie des Geistes" legt Hegel das dialektisches Prinzip dar, 1808 'Faust' von Goethe, 1831 Faraday entdeckt das Prinzip der elektromagnetischen Induktion (Grundlage der Umwandlung mechanischer in elektrische Energie), 1832 Die Analytische Maschine von Babbage gilt als Frühform des Computers, 1853-1856 Florence Nightingale wird (während des Krimkriegs und danach) populär als Begründerin der modernen westlichen Krankenpflege (Semmelweis setzte 1847 neue Massstäbe der Hygiene in der Medizin), 1859 Darwin publiziert mit "On the Origin of Species" (Über die Entstehung der Arten) seine Evolutionstheorie, 1863 'Woina i mir' (dt. Krieg und Frieden) von Tolstoi, 1865 Mendel publiziert seine "Versuche über Pflanzen-Hybriden" mit den Vererbungsgesetzen, 1865 Marx veröffentlicht sein kapitalismus-kritisches Werk "Das Kapital", 1866 'Prestuplenije i nakasanije' (dt. Schuld und Sühne) von Dostojewski, 1870-1871 Deutsch-Französischer Krieg, 1871/80 od. 1890 [Fin de Siècle] bis 1914 Der ganze heutige Unterhaltungsbereich kommt aus der sogenannten Belle Epoque (Grammophon und Schallplatte [Berliner], 1888; Kinomatograph/Filmvorführung [Gebrüder Lumière], 1892; Olympische Spiele der Neuzeit und Spitzensport [De Coubertin], 1896; The Landlord's Game [Magie], 1904 [Vorlage für das Monopoly-Spiel (1935)]). 1879 Edison erfindet die Glühbirne (Elektrifizierung New Yorks und Aufbau eines Elektrokonzerns 1881-1886 [später: General Electric]), 1886 "Jenseits von Gut und Böse" ist eines der Hauptwerke von Nietzsche zum spätmodernen Kritizismus (und Nihilismus), 1886 Erstes modernes Automobil von Benz (Benz Patent-Motorwagen Nummer 1), 1890 Marshall stellt in seinen "Principles of Economics" die Theorie vom Marktgleichgewicht vor (Marktwirtschaftstheorie), 1893 Erstes Parlament der Weltreligionen (Ökumene), 1893 Neuseeland führt als erster unabhängiger Staat das Frauenwahlrecht ein (aktiv - passiv ab 1919), 1895 Cantor führt die Mengelehre ein als Grundlage der gesamten heutigen Mathematik, 1900 Planck präsentiert seine Strahlungsformel als Vorlage der Quantentheorie, 1900 Freud publiziert "Die Traumdeutung" als Grundlagenwerk seiner Psychoanalyse (Tiefenpsychologie), 1901 Nobelpreis (von Beginn an mit einem Friedensnobelpreis), 1905 Einstein publiziert in seinem Artikel "Zur Elektrodynamik bewegter Körper" die Spezielle Relativitätstheorie (die Allgemeine Relativitätstheorie folgt 1915), 1911 Atommodell von Rutherford (erweitert u.a. von Bohr [1913]), 1911 Wuchang-Aufstand und Ende des chinesischen Kaiserreichs, 1914-1918 Erster Weltkrieg, 1920 Völkerbund (initiiert von US-Präsident Wilson), 1930 Erste Fussball-Weltmeisterschaft, 1939-1945 Zweiter Weltkrieg (Ende von Hitlers Herrschaft [entscheidend: D-Day am 6. Juni 1944 (Landung der Alliierten in der Normandie)]), 1945 United Nations Organization, 1951 ff Europäische Integration (EGKS 1951/52, EWG 1957/58, EU 1992/93), 1955-1975 Vietnamkrieg (aka Zweiter Indochinakrieg [Stellvertreterkrieg im Kalten Krieg] - erster [und bisher einziger] Krieg mit bedeutenden Kriegsprotesten), 1960-1975 Unabhängigkeit afrikanischer Staaten vom europäischen Kolonialismus und Imperialismus (beginnend im Kongo 1960 - abgesehen von Südafrika 1926/1931 [Ende der Apartheid 1990]), 1962 Licklider liefert die Grundlagen für das Arpanet (und damit auch für das heutige Internet), 1963 Élysée-Vertrag (zwischen Frankreich und Deutschland [bedeutend für die Europäische Integration]), 1967 Musikalbum 'Sgt. Pepper's Lonely Hearts Club Band' von The Beatles (vom Musikmagazin Rolling Stone als bestes Album aller Zeiten gekürt [2003]), 1969 Erste Mondlandung mit dem Raumschiff Apollo 11, 1969 Woodstock-Festival (Symbol der 1968-er Hippie- und Jugendbewegung), 1972 Meadows-Bericht zu den Grenzen des Wachstums (Ökologie), 1978 ff Boom der Videospiele mit den Arcade Games (beginnend mit 'Space Invaders' [von der Firma Taito (Japan)]), 1981 IBM Personal Computer (mit Windows-Betriebssystem [1985]), 1989-1991 Berners-Lee kreiert das World Wide Web, 1991 Ende des osteuropäischen Kommunismus (1917-1991 - nach dem Fall der Berliner Mauer 1989 ['Ende der (politischen) Ideologien' (vgl. Bell, 1960)*]), 2006 TED-Talk von Rosling zur Verbesserung der Weltgesundheitssituation in den letzten Jahrzehnten (just in einem Moment, in welchem der Kritizismus in der Welt fast ein bisschen die Überhand zu gewinnen schien - u.a. und v.a. durch ökologische und soziologische Krisen in den 2000-er Jahren, inkl. terroristischen Attacken wie jener auf das World Trade Center 2001 [es wird nicht alles schlechter, es wird ja auch vieles immer besser (und das dürfen wir nicht vergessen, zu erwähnen)]). [Still unter Konstruktion.]

* Damit meine ich natürlich nicht, dass es keine liberalistischen und sozialistischen, oder auch reaktionär-konservativistischen oder anderen politischen Ideen mehr gäbe, sondern: dass politische Entscheidungen heute nicht mehr alleine bloss aus dem Hintergrund einer bestimmten Ideologie heraus getroffen werden. Daher ist die Politik auch unberechenbarer geworden.

[Videos: History 360° (1) - Jäger und Krieger (dt./45:04), History 360° (2) - Götter und Imperien (dt./44:16), History 360° (3) - Wissen und Macht (dt./44:58), History 360° (4) - Fortschritt und Grössenwahn (dt./44:54).
um 55 v. Chr.
Cicero

Cicero prägt in seinem rhetorischen Werk "De oratore" die Phrase 'Historia magistra vitae' (wörtlich: die Geschichte ist die Lehrmeisterin des Lebens), welche besagt, dass aus der Geschichte Lehren zu ziehen sind. TOP
Anf. 1. Jh.
Jesus Christus

Jesus Christus erneuert die abendländische Religion. Auf ihn geht die christliche Zeitrechnung zurück, welche von Dionysius Exiguus im Jahr 525 eingeführt wurde. In der Wissenschaft ist v.a. die Jesu-Leben-Forschung von Bedeutung, wie die historische Jesusforschung etwa seit 1870 genannt wird - ausgehend vom Buch "Das Leben Jesu" (1835/36) von David Friedrich Strauss. Natürlich muss sich das Christentum den Vorwurf gefallen lassen, dass es die Wissenschaft in gewissen Fällen aktiv behindert hat (im Vordergrund stehen etwa die Fälle von Hus, Bruno und Galilei). Dagegen ist die Behauptung falsch, das Christentum habe ich nichts für die Wissenschaft gemacht (siehe Anmerkung bei Aristoteles). TOP

[Videos: Wer war Jesus Christus? (dt./07:50)], 2000 Jahre Christentum - Von Jesus zu Christus (dt./42:52), Gab es Jesus wirklich? (dt./16:01), King of Kings (Filmtrailer, engl./03:23), Webseite: Leonardo da Vinci - Das Abendmahl (Gemälde) (dt.). - Predigten: Paul Washer - Jesus Died! (engl./11:04), John Piper - Where Are the Men? (engl./02:47). - Atheismusdiskussion: New Atheists: Dawkins, Hitchens, Harris, Dennett (engl./01:57:13), Randall Niles: Atheist Religion (engl./04:49)].

Die Zeitrechnung ist natürlich ein grosses und immer grösseres Problem für die Wissenschaft, weil es verschiedene Zeitrechnungen gibt, heute etwa die jüdische, muslimische und chinesische Zeitrechnung. Wenn die Wissenschaft die christliche Zeitrechnung in den Vordergrund stellt, muss sie auch Jesus Christus als wissenschaftliche Persönlichkeit anerkennen. Tut sie das nicht, dann kann sie gar keine historischen Jahres- bzw. Zeitangaben machen... (Das wäre dann so etwas wie das wissenschaftliche 'Ende der [geschichtlichen] Zeit' [jeder könnte und würde dann eine andere Referenz nehmen, z.B. so viel Jahre nach Mohammed ist das passiert, oder so viele Jahre nach Buddha ist jenes passiert, oder so viele Jahre nach irgendwem hat sich dies oder das ereignet - das ist also eine sehr offene und vielleicht sogar gefährlich offene Frage; es ist tatsächlich eine Frage, an welcher sich letzte Kulturkäpfe aufbauen könnten, und daher wären auch in diesem Bereich gute Lösungen gefragt]. Zu einer allfälligen Umgehung einer alleinigen christlichen Zeitrechnung, wenn man diese nicht als Vermittlung von allem sehen will, gibt es zwei Möglichkeiten - erstens: man geht auf die jüdische Zeitrechnung zurück, falls man diese als erste Erfahrung eines Menschen vom einen und vereinenden Gott betrachtet, oder zweitens: man führt offiziell in der Wissenschaft und Politik die verschiedenen Zeitrechnungen ein (wie etwa die verschiedenen Sprachen [siehe: UNO - in deren Charta sind sechs Hauptsprachen festgelegt: Russisch, Chinesisch, Englisch, Französisch, Arabisch und Spanisch]). Diese Frage wird die Menschheit noch beschäftigen. Die erhobene Frage, ob Jesus wirklich im Jahr 0/1 geboren ist, oder etwa im Jahr 3 oder im Jahr 7, oder wann auch immer, oder ob er überhaupt gelebt hat [es gibt Leute, die sogar dies bestreiten], ist angesichts der bedeutenden Zeitproblematik da schon fast überflüssig.)

Für mich persönlich ist übrigens der esoterische Christus bedeutender als der theologische Jesus (und der esoterische Christus ist für mich auch eine bedeutende Person in der Philosophie), aber es ist auch nicht so, dass der theologische Jesus für mich keine Bedeutung hätte. Für mich ist aber die Religion ein offenes Buch, keine geschlossene Gesellschaft.
um 25 bis 35
Aulus Cornelius Celsus

Celsus verfasst sein enzyklopädisches Werk zu den Künsten und Wissenschaften ("Artes"), von welchem nur der Teil über die Heilkunst erhalten ist. Danach sind die Pharmakotherapie (Behandlung von Erkrankungen mit Hilfe von Arzneimitteln), die Diätetik (Regelung der Lebensweise) und die Chirurgie die drei Teile der (antiken) Medizin. TOP
um 30
Strabon

Strabon vermutet in seinem Werk "Geographica", dass sich in den noch unbekannten Erdteilen andere Kontinente befinden. TOP
1. Hälfte 1. Jh.
Heron

Heron ist ein Ingenieur, welcher wissenschaftstheoretische Schriften schrieb, u.a. zu den Themen der Mechanik und Metrik. Bekannt sind auch der Heronsball und der Heronsbrunnen. TOP
um 55
Plinius der Ältere

Plinius fasst in "Naturalis historia" das astronomische, geographische und biologische Wissen seiner Zeit zusammen. TOP
105
Cai Lun

Lun gilt offiziell als Erfinder des Papiers, da er dessen Erfindung in einem Prozess von Inkrusten (Einlagerungen zur Stabilität), Hadern (Lumpenbildung) und Verfilzen von Pflanzenfasern dokumentierte. Im Alten China soll es aber schon im 2. Jh. v.Chr. Papier gegeben haben. Xu Shen dokumentierte die Herstellung von Papier aus Seidenabfällen im Jahr 100. Es gehört zu den vier grossen Erfindungen und Errungenschaften im Alten China: Papier, Druck (inkl. Bücher, Geldnoten und Spielkarten), Schiesspulver (inkl. Feuerwerk), Kompass. TOP
um 150
Ptolemäus

Ptolemäus beschreibt in seinem "Almagest" (ursprünglicher Titel: "Megale syntaxis tes astronomias") das geozentrische Weltbild. Mit "Tetrabiblos" verfasst er auch das frühe Standardwerk der Astrologie, in "Geographia" einen Atlas der damals bekannten Welt. TOP
um 185
Galenus

Galenus fasst in seinen Schriften das gesamte medizinische Wissen seiner Zeit zusammen. Er vertritt dabei die aus der Antike stammende Viersäftelehre, nach welcher physiologische und pathologische Zustände vier Säften zugeordnet werden können (Schwarze Galle, Schleim, gelbe Galle und Blut). Nach der Säftelehre wurde die Elementenlehre abgeleitet: wenn die Säfte harmonisch gemischt sind, hat der Mensch ein harmonisches Temperament, herrscht dagegen ein Saft vor, so hat er ein extremes Temperament: als Phlegmatiker, Sanguiniker, Choleriker oder Melancholiker. Dies ist die älteste bekannte Persönlichkeitstypologie. Galenus beschrieb als Erster das sympathische Nervensystem und den altersbedingten Hirnschwund. TOP
um 250
Diophantos

Mit seiner "Arithmetica" schreibt Diophantos das älteste bekannte Werk über die arithmetische Mathematik (Algebra). TOP
um 250
Ulpian

Domitius Ulpianus (kurz: Ulpian) ist einer der bedeutendsten Rechtsgelehrten im Alten Rom. Die 533 von Kaiser Justinian in Kraft gesetzten Digesten (auch: Pandekten - eine Zusammenfassung der Jurisprudenz der Rechtsgelehrten der klassisch-römischen Kaiserzeit) enthalten rund einen Drittel Material von Ulpian. Das Römische Recht ist der bedeutendste Beitrag des Alten Roms für Gesellschaft und Wissenschaft. Es besteht auf der Grundlage von Privateigentum und Willensfreiheit. TOP
um 400
Augustinus

Der patristische Kirchenlehrer Augustinus macht sich in seinen "Confessiones" als erster Philosoph Gedanken über das Phänomen der Zeit (Gegenwart des Vergangenen, Gegenwart des Gegenwärtigen und Gegenwart des Zukünftigen; subjektive Zeit). Im Christentum gilt er v.a. als theologischer Begründer und Verteidiger der Dreifaltigkeit (in seinem Werk "De trinitate"). Er verteidigt die Wissenschaft, indem er sagt, dass kein vernünftiger Mensch gegen die Wissenschaft sein könne (im Gegensatz etwa zu Tertullian vorher, welcher sagte, dass menschliche Weisheit [und Wissenschaft?] Torheit vor Gott sei). TOP
2. Hälfte 8. Jh.
Geber (Ibn Hayyan)

Ibn Hayyan (lat. Geber, Jeber, Yeber) ist der bedeutendste Autor der arabischen Alchemie. Der bedeutendste Grundlagentext der Alchemie ist die Tabula Smaragdina vom legendären, mystischen, mythischen, esoterischen Autor Hermes Trismegistos im hellenistischen Ägypten. Die älteste Textversion stammt aus dem Anhang einer arabischen Schrift im 6. Jh. Um das 3. oder 2. Jh. wurde bei griechischsprachigen Schriften unbekannter Herkunft bereits über eine Autorschaft von Trismegistos diskutiert. TOP

[Video: Ask an Alchemist What Is Alchemy (engl./09:32), Webseite: 15 Muslim Scientists (engl.)].
um 830
Algorismi (Al-Chwarismi)

Al-Chwarismi (lat. Algorismi) schreibt ein bedeutendes Grundlagenwerk der "Algebra" (ursprünglicher Titel: "Al dschabr wa'l mukabalah"). Durch die Übersetzung seiner Werke (um 1200) gelangt die indisch-arabische Zahlennotierung nach Europa (dies kann als einer der Hauptfaktoren der stetigen Herausbildung der modernen Wissenschaft betrachtet werden, da das Rechnen mit den indisch-arabischen Zahlen nun viel leichter, als vorher mit den römischen). Vom (eigentlich wenig gebräuchliche) lateinischen Namen von Chwarismi leitet sich der Begriff des Algorithmus ab. TOP
um 850
Cheng Yin

"Das Wesen des geheimnisvollen Tao vom wahren Ursprung der Dinge", welches Cheng Yin zugeschrieben wird, enthält den ersten Hinweis auf das Schiesspulver mit einer entsprechenden Warnung vor dessen Gefahren. In Europa ist das Schiesspulver erstmals 1267/68 erwähnt im "Opus maius" von Roger Bacon. TOP
um 900
Rhazes (Ar-Rasi)

Ar-Rasi (lat. Rhazes) erstellt als erster eine Unterteilung von chemischen Substanzen. Mehr und mehr nähert sich damit die Alchemie der chemischen Wissenschaft an. Die eigentliche Verabschiedung von der Alchemie erfolgt aber erst in der Neuzeit (noch Newton soll ein Anhänger der Alchemie gewesen sein). TOP
um 980
Alhazen (Al-Haitam)

Ibn al-Haitam (lat. Alhazen) ist insbesondere bedeutend für seine Optik. Bis dahin gab es die Auffassung, dass beim Sehen ein Sehstrahl vom Ding aus ins Auge dringt (Euklid, Ptolemäus), oder - bei Aristoteles - dass das Licht über ein Medium von den Dingen ins Auge dringt. Alhazen analysierte das Auge und erkannte die Bedeutung der Linse. Als erster Wissenschaftler hielt er sich konsequent an die induktiv-experimentelle Methode. Alhazen gilt als erster wirklicher Wissenschaftler und eigentlicher Begründer des Empirismus. TOP
um 1000
Abulcasis (Az-Zahrawi)

Az-Zahrawi (lat. Abulcasis oder Albucasis) führt nach der Hirnforschung von Ar-Rasi als Erster chirurgische Eingriffe zur Heilung neurologischer Krankheiten des Zentralnervensystems durch. TOP
um 1025
Avicenna (Ibn Sina)

Ibn Sina (lat. Avicenna) fasst in seinem "Qanun fi at-tibb" (Kanon der Medizin) das medizinische Wissen seiner Zeit zusammen - das Werk bleibt ein wichtiges medizinisches Lehrbuch bis tief in die Neuzeit hinein. TOP
um 1075
Shen Kuo

Kuo erfindet den Kompass. TOP
1077/78
Anselmus von Canterbury

Anselmus ist zwar eigentlich ein reiner Religionsvertreter und kein Wissenschaftler, mit seiner Forderung nach (vernünftiger) Einsicht des Glaubens steht er aber ebenso am Anfang der spätmittelalterlichen Scholastik wie auch der neuzeitlichen Wissenschaft (in seinem Werk "Proslogion"). Die scholastische Methode ist eine Weiterentwicklung der antiken Dialektik als Lehre vom richtigen (wissenschaftlich korrekten) Diskutieren. TOP
1202
Leonardo Fibonacci

In seinem "Liber abaci" führt Fibonacci die Ziffer 0 in die Mathematik des Abendlandes ein (diese Ziffer war zuvor schon bekannt in Indien und Arabien - zurückgehen soll sie auf Aryabhata [5./6. Jh.], erste Verwendungshinweise gibt es bei Brahmagupta [7. Jh.], während Al-Battani [lat. Albatenius, 9./10. Jh.] sie von der indischen in die arabische Mathematik übertragen hat). TOP
zw. 1267/1273
Thomas von Aquino

In seinem Werk "Summa theologica" (dt. Summe der Theologie) verbindet der scholastische Kirchenlehrer Thomas die christliche Religion mit der aristotelischen Philosophie (inspiriert von der muslimischen Philosophie [von Ibn Sina (lat. Avicenna) über Ibn Baddscha (lat. Avempace) bis Ibn Rushd (lat. Averrëes)] - der erste Aristoteles-Kommentator soll aber Notker III. [aka Notker der Deutsche] gewesen sein). Unter dem Begriff der Theologie wird heute eine Wissenschaft verstanden, welche vom Theismus ausgeht. Weitere religiöse Grundformen sind etwa der Deismus (Gott ist Schöpfer, greift danach aber nicht mehr in den Weltprozess ein - Cherbury), der Pantheismus (Gott und Natur sind gleichgesetzt - Spinoza) oder der Atheismus (die Existenz Gottes wird bestritten) - neuer ist der Syntheismus (der Mensch schafft sich das Gottesbild selber - Bard). TOP
1269
Petrus Peregrinus

Peregrinus schreibt mit seiner "Epistola de magnete ad Sygerum" die erste grössere Abhandlung über den Magnetismus, obwohl dieses Phänomen schon in der Antike bekannt war. Diese enthält die erste detaillierte Untersuchung schwingender Kompassnadeln. Weiterentwickelt wird die Theorie des Magnetismus v.a. von William Gilbert (siehe dort). TOP
1285
Salvino d'Armati

Dieser war etwa von 1684 bis 1920 als Erfinder der Brille bekannt. Es soll sich dabei jedoch um eine fiktive Person handeln, welche von Ferdinando Leopoldo del Migliore eingeführt wurde. Der Erfinder der Brille ist unbekannt - wichtig waren jedoch die Vorabeiten von R. Bacon in seinem Werk "Opus maius" (1267). (Es gibt also auch Fälschungen in der Wissenschaft.) TOP
1295
Marco Polo

Der venezianische Kaufmann Polo unternimmt eine Weltreise in den Osten, durch das Reich des damaligen Mongolenherrschers Kubilai Khan, über den gesamten Orient bis nach China und weiter bis nach Afrika (1271-1295). Seine Reiseberichte waren damals eine bedeutende Quelle für das Wissen vom (fernen) Osten im Mittelalter. (Wer die Reiseberichte von Polo liest, zweifelt aber vielleicht daran, ob sie in dieser Art und Weise wirklich vollumfänglich von ihm stammen.) TOP
um 1305
Ramon Llull

Llull (lat. Lullus) schliesst seine "Ars magna" ab, welche aber erst nach 1500 gedruckt wurde. Er behauptet eine universelle Logik und wird dabei u.a. zum Vorreiter des kombinatorischen System, welches heute als Grundlage der Informatik gilt, und zum frühen Vertreter des Holismus (vgl. Smuts, Haldane). TOP
1313
Wang Zhen

Zhen beschreibt sein Verfahren zum Druck mit beweglichen Lettern. Stanislaus Julien sagt in seinem Buch "Documents sur l'art d'imprimerie", dass die Chinesen den Buchdruck - oder einen Vorläufer davon - schon im Jahre 581 erfunden haben sollen. TOP
1316
Mondino Luzzi

Luzzi seziert menschliche Leichen und veröffentlicht das erste nach der Wirklichkeit gestaltete anatomische Lehrbuch ("Anathomia [Mundini]"). TOP
1324
Wilhelm von Ockham

In seiner "Summa logicae" liefert der Scholastiker Ockham eine Zusammenfassung der Logik, die er als Voraussetzung für die Wissenschaft versteht. Seine Art und Weise des Denkens, nach welcher man sich an das Wesentliche zu halten habe, wird 'Occams Razor' genannt. Bekannt ist er auch als Vertreter der Nominalisten wider die Univeralisten im sogenannten 'Universalienstreit' dieser Zeit. Die Nominalisten stellen das einzelne Ding in den Vordergrund, die Universalisten dagegen die (grosse, dahinter stehende) Idee davon (dieser philosophische Streit erhob sich eigentlich bereits im Mittelalter zwischen Aristoteles und Platon bzw. zwischen dem Aristotelismus und dem Platonismus, und er setzte sich in der Neuzeit fort zwischen den Empiristen und den Rationalisten, so gesehen kann dies quasi als der 'ewige philosophische Streitpunkt' bezeichnet werden). TOP
Früheres 14. Jh.
Johannes Buridan

In seinen erst 1509 veröffentlichten Aristoteles-Kommentaren bespricht Buridan die Impetustheorie (dies sollte eine Kraft sein, welche auf den Körper übergeht, um dessen Bewegung zu begründen). Der erste Kommentator der Impetustheorie war Johannes Philoponos im 6. Jahrhundert. Sie wurde so ähnlich noch im Frühwerk von Galilei verwendet. TOP
1352
Ibn Battuta

Battuta veröffentlicht seine Rihla "Tuhfat an-Nuzzar fi Ghara'ib al-Amsar wa 'Aja'ib al-Asfar I" (dt. Geschenk für diejenigen, welche die Wunder von Städten und den Zauber des Reisens betrachten - geschrieben 1352-1355). Darin wird seine Wallfahrt nach Mekka beschrieben, welche über 120'000 km bis nach China und Afrika verlief. Die Rihla (Reisebericht) ist eine Literaturgattung in der muslimischen Literatur, welche ursprünglich Pilgerfahrten nach Mekka beschrieb (Battuta bezieht sich dabei auf Ibn Dschuzayy). Bedeutend ist auch etwa die Rihla von Al-Gharnati (im 12. Jh.). TOP
1440
Nikolaus von Kues

In "De docta ignorantia" fasst von Kues den Gedanken, dass in Gott alle Gegensätze zusammenfallen. Kues postuliert auch die Unendlichkeit des Weltalls. TOP
1454
Johannes Gutenberg

Durch den Druck seiner 42zeiligen Bibel mit beweglichen Lettern wird Gutenberg zum Begründer des Zeitalter des Drucks. (Die ersten Bücher wurden allerdings schon früher in China gedruckt [siehe dort].) TOP
1490
Leonardo da Vinci

Leonardo entdeckt die Kapillarwirkung, als er feststellt, wie Flüssigkeiten in engen Rohren nach oben fliessen. Bekannt ist Leonardo aber v.a. wegen seiner Malerei (Mona Lisa, Abendmahl) und seiner technischen Zeichnungen (z.B. eines Flugapparates). Der Vitruvianische Mensch (etwa 1490) stellt den Renaissance-Menschen im Zentrum der Welt dar. Pico della Mirandola hat in seinem Buch "De hominis dignitate" (dt. Über die Würde des Menschen, 1486 [publiziert allerdings erst 1496]) den Menschen ins Zentrum gestellt: er könne zum Göttlichen aufsteigen oder zum Tierischen abschweifen. Auf eigentümliche und wohl auch einmalige Art und Weise verbindet Leonardo mit seinen vielen Talenten Wissenschaft, Technik und Kunst. Wie kein anderer steht sein Name für den Geist der Renaissance zwischen dem Mittelalter und der Neuzeit (und auch für den Beginn eines kurzen Zeitalters der Universalgelehrten wie Girolamo Cardano, Gianbattista della Porta oder Athanasius Kircher). TOP

[Video: James Earle - Da Vincis Vitruvianischer Mensch in der Mathematik (engl./03:20)].
1492
Christoph Kolumbus

Kolumbus entdeckt Amerika - damit beginnt der Versuch der Europäisierung der Welt (mit der Kolonialisierung weiter Teile der Welt und dem europäischen Imperialismus). Neuzeitliche Entdecker/Seefahrer: Bartolomeu Dias (Südspitze Afrikas, 1487/88), Christoph Kolumbus (Amerika, 1492 [von den Wikingern unter Leif Eriksson schon um das Jahr 1000 entdeckt] - erst von Amerigo Vespucci als eigenständiger Kontinent behauptet), Vasco da Gama (Indien, 1498 [südlicher Seeweg (vgl. Eudoxos, im 2. Jh. v. Chr.]), Ferdinand Magellan (Erste Weltumseglung, 1517), James Cook (Australien, 1770). Auf die Entdecker folgten die Eroberer (v.a. in Lateinamerika: Cortés, Pizarro), die Piraten (Drake, Morgan) und die Missionare (Casas, Ricci). TOP
1494
Luca Pacioli

Pacioli legt in seinem Hauptwerk "Summa de Arithmetica, Geometria, Proportioni et Proportionalità" die erste Anleitung zur Doppelten Buchhaltung vor. TOP
1502
Peter Henlein

Henlein baut die erste Taschenuhr. TOP
1508
Michelangelo

Michelangelo beginnt sein berühmtes Deckenfresko an der Sixtinischen Kapelle im Vatikan mit der Szene der Handreichung Gottes ("Die Erschaffung Adams", 1508-1512). TOP
1519
Hernán Cortés

Die Spanier erobern mit Cortés und anderen die aztekische Hauptstadt Tenochtitlán (nachdem sie 1519 vor deren Toren aufgetaucht waren). Franciso Pizarro nimmt 1533 mit Cusco die Hauptstadt des Inkareiches ein. Im 16./17. Jahrhundert starten die Spanier das, was später Kolonialisierung und Imperialismus genannt wird (der Europäer, im Rest der Welt). Russland erobert im späteren 16. Jahrhundert Sibirien (russische Handelsniederlassungen gab es schon lange vorher). 1620 verlässt das erste britische Pilgerschiff Mayflower Grossbritannien in Richtung Nordamerika. Die Briten beginnen im 17. Jahrhundert mit der Besetzung Indiens (eine bedeutende Rolle spielt die britische Ostindien-[Handels-]Kompanie). Ab 1770 besetzen die Briten Australien. Im 19. Jahrhundert wuchs das Interesse der Europäer an Indochina (Ostasien). Afrika wird unter den Europäern aufgeteilt zwischen 1880 und dem Ersten Weltkrieg. Die Kolonialisierung der arabischen Gebiete im Mittleren Osten fand erst im 20. Jahrhundert statt - in diesem Jahrhundert fand auch die Dekolonialisierung statt. TOP
1530
Paracelsus

Paracelsus (eigentlich Theophrastus Bombastus von Hohenheim) schlägt in "Paragranum" erstmals die Verwendung chemischer Substanzen zu Heilzwecken vor. Er ist ein Gegner der alten Säftelehre. Trotz seiner grossen wissenschaftlichen Bedeutung sind seine Schriften eher dunkel gehalten (und auch voller Alchemie). TOP
1536
Johann Dryander

Dryander zeichnet den ersten axialen Hirnschnitt (wenn auch noch perspektivisch unkorrekt). TOP
1543
Nikolaus Kopernikus

Auf dem Totenbett vollendet Kopernikus sein Hauptwerk "De revolutionibus orbium coelestium", in welchem er das heliozentrische Weltbild mit der Sonne im Zentrum der Welt postuliert. Es gelingt ihm aber nur sechs von sieben geplanten Kapiteln fertig zu stellen. In der Antike ist das heliozentrische Weltbild zwar auch schon aufgekommen - bei griechischen Astronomen wie Aristarchos von Samos und Seleukos von Seleukia - es konnte sich aber nicht gegen das geozentrische Weltbild durchsetzen. Der Wandel vom geo- zum heliozentrischen Weltbild gilt heute als Symbol der aufkommenden neuen Wissenschaft. Am Anfang derselben stehen v.a. Astronomen bzw. Gelehrte, die sich mit dem Universum beschäftigt haben: Kopernikus, Brahe, Bruno, Kepler, Galilei. TOP

[Videos: Wie sich die Weltbilder verändert haben (dt., 02:53), Kopernikanische Revolution und moderne Naturwissenschaft (dt./51:07), Kopernikus bis Lipperhey - Heliozentrisches Weltbild (dt./17:09)].
1543
Andreas Vesalius

Vesalius stellt in "De humani corporis fabrica" die ersten zuverlässigen Schautafeln der Anatomie des menschlichen Körpers vor und setzt damit den Grundstein zur neuzeitlichen Anatomie. TOP
1545
Girolamo Cardano

Cardano schreibt mit seiner "Ars magna" das erste bedeutende Lehrbuch der Mathematik der Neuzeit. Er gilt auch als Begründer der Wahrscheinlichkeitsrechnung (sein "Liber de ludo aleae") ist posthum erschienen; weiter zu nennen sind etwa Pierre de Fermat und Blaise Pascal (später Huygens und Kolmogorow). TOP
1546
Georgius Agricola

Agricola erklärt in seinem Buch "De natura fossilium" den Begriff der Fossilien. Mit seinem postum veröffentlichten "De re metallica" (1556) wird er auch zum Begründer der Mineralogie. TOP
1550
Giorgio Vasari

Vasari prägt den Begriff vom Rinascimento (frz. Renaissance), womit er die Überwindung der mittelalterlichen Kunst und den Rückgriff auf die Antike meint. Er gilt aber nicht nur als 'Erfinder' der Renaissance, sondern auch als Vater der Kunstgeschichte (bzw. -wissenschaft). In seinem Werk "Le vite de' più eccellenti pittori, scultori e architettori" stellt er Lebensberichte von Künstlern zusammen (darunter Da Vinci, Michelangelo und Raffael). TOP
1568
Gerardus Mercator

Mercator (eigentlich Gerhard Kremer) führt die nach ihm benannte Kartenprojektion ein. Sein postum veröffentlichter "Atlas sive cosmographicae" enthält detailgetreue Karten von Europa. TOP
1569
Girolamo Mercuriale

Mercuriale beschreibt in seinem Buch "Artis gymnasticae apud antiquos celeberrimae, nostris temporis ignoratae" (kurz: De arte gymnastica) die Kunst der Leibesübung, wobei er sich auf antike Vorbilder beruft. Die Griechen haben die Gymnastik von der wettbewerbsorientierten Agonistik unterschieden. Bekannt ist in der neueren Zeit Friedrich Ludwig Jahn als 'Turnvater' der Deutschen (18./19. Jh.). Fitness und Sport - Breitensport wie Spitzensport - spielen in der spätmodernen Gesellschaft eine bedeutende Rolle. TOP

Im 20. Jahrhundert wird das dynamische Fitnessprogramm der Aerobic mit choreografisch zusammengestellten Übungen bekannt (Jane Fonda, 1982 [Dance-Aerobic] bzw. Kenneth Cooper, 1968 ['Aerobics' (Buch)]). Seither gibt es immer mehr verschiedene Formen von spätmodernen Fitnessprogramen. Populär ist etwa auch Pilates - ursprünglich von Joseph Hubertus Pilates (eigentlich als Contrology - 'Your Health; a corrective system of exercises that revolutionizes the entire field of physical education' [1934]). Zumba ist ein Latino-Dance-Fitnessprogramm von Alberto Pérez (1999/2001).

[Videos: Basic Home-Fitness - Workout ohne Geräte (dt./26:05 - Youtube-Kanal), 60 min. Pilates - Kursstunde (dt./01:01:06), Dance-Aerobic - Fitness Klassiker für Zuhause (dt./27:35), Yoga-Kurs - ohne Hilfsmittel (dt./01:01:11), Strong by Zumba - Motivation by Zumba with Inga (01:47).]
1580
Francis Drake

Der englische Seefahrer und Freibeuter Drake soll in diesem Jahr die Kartoffel und den Tabak nach Europa gebracht haben (früher haben aber schon die Spanier 1570 die ersten Kartoffeln nach Europa gebracht, vermutlich aus Peru; die Kartoffel diente zuerst als Zierpflanze, ehe man ihren grossen Wert als Nahrungsmittel erkannte: anfangs des 19. Jahrhunderts etablierte sich die Kartoffel als bedeutendstes Grundnahrungsmittel in Europa). TOP
1584
Giordano Bruno

In "Dell' infinito, universo e mondi" postuliert Bruno (wie zuvor schon, wenn auch etwas weniger grossartig bzw. hervorragend, Nikolaus von Kues) die Unendlichkeit des Weltalls. Da er auf dieser (von der damaligen Kirche nicht tolerierten Ansicht) beharrt, wird er eines der bekanntesten Wissenschaftsopfer (auf dem Scheiterhaufen der mittelalterlichen Kirche; diese hatte wohl Brunos Ansicht verworfen, weil sie glaubte, ein Unendlichkeitspostulat vom Weltall widerspreche der alleinigen Unendlichkeit Gottes). TOP
1587
Pasquale Cicogna

Unter dem Dogen Cicogna begründet die Republik Venedig die erste öffentlich-rechtliche Bank bzw. Staatsbank (Banco del Piazza del Rialto, später: Bank von Venedig). Private Geldverleiher und -institute gab es natürlich schon lange vorher. Der Ursprung des Bankenwesens wird in Mesopotamien vermutet. In Europa blühte das Bankenwesen ab dem 13. Jahrhundert in Florenz auf (u.a. mit der Banco dei Medici [1397-1494]). Das Aufkommen des modernen Bankwesens verschiebt die Sichtweise: nicht mehr der Adel ist entscheidend für den Status, sondern das Geld ('Geld regiert die Welt'). TOP
um 1590
Galileo Galilei

Galilei beschreibt in "De motu" seine Experimente mit fallenden Körpern und verwirft dabei die aristotelische Physik, wonach schwerere Körper schneller fallen als leichtere (was nur aufgrund des Luftwiderstandes so erscheint [die Wahrheit lässt sich im Vakuum einsehen und überprüfen]). Für seine Experimente kann er einen freien Fall nicht direkt einbauen, weil die Messinstrumente für kurze Fallzeiten fehlen. Er nähert sich diesem daher in Experimenten auf schiefer Ebene an. 1592 erscheint Galileis "Della scienza mecchanica". Bekannt geworden ist Galilei auch für seine Behauptung der Rundheit der Erde und deren Rotationsbewegung (mit dem legendären Ausspruch: «Und sie bewegt sich doch!»). Dies behauptet er wider das starre und unbewegliche aus der Antike stammende - und im Mittelalter weiter behauptete alte - Weltbild (mitunter von einer Erde als im Ganzen ruhender Scheibe, mit jeweiligen Rändern bzw. Abgründen an diesen Rändern). Galilei entdeckte sowohl das Trägheitsprinzip (Erstes Newtonsches Gesetz) sowie auch das Relativitätsprinzip. TOP

[Documentario: La Storia di Galileo Galilei (it., 49:20)].
1600
William Gilbert

Gilbert legt in seinem Buch "De magnete" dar, dass die Erde ein grosser Kugelmagnet ist. Gilbert gilt als einer der bedeutendsten Wegbereiter der modernen naturwissenschaftlichen Forschung, sowohl im Bereich des Magnetismus wie auch der Elektrizität. TOP
1602
Tycho Brahe

Posthum erscheint Brahes "Astronomiae instauratae progymnasmata", eine Einführung in die Astronomie mit der Positionsangabe von 777 Sternen und einer Beschreibung der Supernova von 1582 (alles noch ohne Fernrohr!). Eine Supernova ist die Erscheinung der Explosion eines massenreichen Sterns am Ende seiner Lebenszeit. Brahes und Keplers Supernova (1572, 1604) haben die Auffassung von der Unveränderlichkeit der Fixsternsphäre endgültig widerlegt. Der spezifische Begriff wurde erst im 20. Jahrhundert begründet (siehe dort). Brahes Weltbild entspricht einer Zwischenauffassung zwischen dem alten geozentrischen und dem neuen heliozentrischen Weltbild. Bekannt ist er v.a. durch seine für damalige Verhältnisse enorme astronomische Datensammlung. Brahe war als Bub fasziniert davon, dass Kopernikus über seinen Tod hinaus eine Sonnenfinsternis exakt genau voraussagen konnte. Und er wurde zum Archetypus des datensammelnden Wissenschaftlers. TOP
1604
Hieronymus Fabricius

Fabricius schreibt mit "De formatu foetu" eine der ersten Abhandlungen über die Embryologie. TOP
1605
Johann Carolus

Carolus gibt in Strassburg die erste gedruckte Zeitung heraus ('Relation aller Fürnemmen und gedenckwürdigen Historien'). TOP
1605
Simon Stevin

Stevin erklärt das Kräftegleichgewicht auf der schiefen Ebene. Er zeigt vor Pierre de Varignon (1688, Kräfteparallelogramm) die Auflösung von Kräften. TOP
1609
Hans Lipperhey

Lipperhey erfindet das Teleskop (etwa gleichzeitig auch Jacob Metius und Zacharias Janssen und dessen Vater). Galilei hat das Fernrohr von Lipperhey weiterentwickelt und zur Himmelsbeobachtung eingesetzt (vor ihm allerdings schon der weitgehend unbekannt gebliebene Thomas Harriot). TOP

[Videos: Nikon P1000 - Zooming the Moon! No telescope - just a camera!! (02:04), Solar System Through My Telescope (engl./08:35), Der erstaunliche universelle Grössenvergleich (04:57)].
1609
Johannes Kepler

Kepler legt in "Astronomia nova" seine Vorstellung dar, wonach die Planeten in elliptischen Bahnen um die Sonne kreisen. In "Dioptrice" (1611) stellt er den ersten Entwurf für ein astronomisches Fernrohr vor. Kepler war ein Assistent von Brahe und nutzte die präzisen Aufzeichnungen über dessen Planetenbeobachtungen. Er ging von einer grundsätzlichen Harmonie des Kosmos und der Welt aus. TOP
1612
Bartholomäus Keckermann

Keckermann gilt zusammen mit Bernhard Varenius (etwas später) als Begründer der Geographie als Wissenschaft. Bedeutend dazu ist etwa seine Schrift "Systema geographicum" (1612). TOP
1614
John Napier

Napier entdeckt den Logarithmus als bedeutendes Rechenhilsmittel (1620 unabhängig von ihm auch Jost Bürgi) und stellte die Logarithmentafel her. Der Logarithmus einer Zahl ist der Exponent, mit welchem eine bestimmte Zahl (Basis) potenziert werden muss, um eine gegebene ZAhl (Numerus) zu erhalten. Das Logarithmieren ist die Umkehroperation zum Potenzieren. Henry Biggs entwickelt das Konzept der Logarithmen weiter. TOP
1620
Francis Bacon

Das "Novum organum" von Bacon postuliert die experimentelle Wissenschaft der Neuzeit zum Wohl der Menschen, welches in "New Atlantis" (1627) noch verstärkt wird. Bacon ist der frühe Hauptvertreter des Empirismus, in welchem behauptetet wird, dass die Erkenntnis den Sinnen (a posteriori) nachfolge und experimentell zu erwägen sei. Heute wird Bacon damit allerdings auch als der Hauptvertreter eines unseligen Postulats zur vollkommenen und absolut rücksichtslosen Unterwerfung der Natur durch den Menschen betrachtet. Bacon war eigentlich Jurist, im Dienst des Staates, und hatte auch mit Hexenprozessen zu tun, dies kommt auch in der Sprache seiner wissenschaftlichen Publikationen zutage. Brocas Wiederaufnahme der funktionellen Lokalisation (von Gall) bewirkte verschiedene neue Erkenntnisse, so etwa den Hinweis auf die Rolle der rechten Gehirnhemissphäre für die räumliche Orientierung bei John Hughlings Jackson oder die Entdeckung des Bereichs für Sprachverständnis bei Carl Wernicke. TOP
1625
Hugo Grotius

Grotius fasst in seinem Werk "De jure belli ac pacis" (dt. Über das Recht des Krieges und des Friedens) die bis dahin entwickelten Regeln des Völkerrechts zusammen. Diese werden weiterentwickelt von Samuel Pufendorf, Christian Wolff und anderen. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts hat Emer de Vattel eine zeitgemässe Zusammenfassung des Völkerrechts verfasst. TOP
1621
William Oughtred

Oughtred erfindet den Rechenschieber. Ein viel älteres Rechenhilfsmittel ist der Abakus (vermutlich sumerischen Ursprungs, zwischen 2700-2300 v. Chr.). TOP
1621
Willebrord van Roijen Snell

Snell findet das nach ihm benannte (snelliussche) Brechungsgesetz, welches aber schon etwa Ibn Sahl (984) und Thomas Harriot (um 1601) bekannt war. Veröffentlicht wurde es von Descartes 1637 (ohne Quellen). Das Gesetz besagt, dass sich die Richtung einer Welle - meist an einem Lichtstrahl beobachtet - beim Eintritt in ein anderes Medium verändert. TOP
1628
William Harvey

Harvey beschreibt in "Exercitatio anatomica de motu cordis et sanguinis in animalibus" seine Entdeckung des Blutkreislaufs. In "Exercitationes de generatione animalium" (1651) beschreibt er die Organdifferenzierung in der Embryonalentwicklung. TOP
1637
René Descartes

Der kartesianische Dualismus zwischen Körper (res extensa) und Geist (res cogitans), welcher der Rationalist Descartes in seinem "Discours de la méthode pour bien conduire sa raison et chercher la vérité dans les sciences" formuliert, ist wegweisend für die strenge Subjekt-/Objektscheidung der neuzeitlichen Wissenschaft (und damit Begründer des vielfältig diskutierten philosophischen Leib-Seele-Problems). Descartes gilt (neben Leibniz und Spinoza) als Hauptvertreter des Rationalismus, welcher behauptetet, dass die Erkenntnis den Sinnen (a priori) vorausgeht, und dass sie mathematisch begründbar sei. Descartes gilt auch zusammen mit Kepler (früher) - noch vor Newton - sowie De la Mettrie und Laplace (später) als bedeutender Vertreter des mechanistischen Weltbildes. In der Mathematik geht etwa die klassische algebraische Notation oder das (Kartesische) Koordinatensystem auf ihn zurück. Falsch lag er mit seiner Wirbeltheorie zu den Planetenbewegungen. Wie wichtig die philosophischen Wissenschaftstheoretiker (F. Bacon, Descartes) für die frühe Wissenschaft waren, zeigt sich etwa daran, dass sie es sind, die heute angegriffen werden, wenn es um Wissenschaftskritik geht. TOP

[Videos: Descartes - Portrait biographique (frz., 13:10), Philosophie - René Descartes (engl./08:48), Descartes - History of Maths (engl./05:58), Webseite: Literatur zum Leib-Seele-Problem (dt.)].
1643
Evangelista Torricelli

Torricelli stellt das erste Quecksilber-Barometer her (und damit auch das erste in der Wissenschaft bekannte Vakuum). Mit seinem Werk "De motu gravium" (1644) wird er zum Begründer der Hydrodynamik. TOP
1642
Blaise Pascal

Pascal erfindet (unabhängig von Wilhelm Schickard) eine einfache Rechenmaschine mit Räderwerk (Pascaline). Er gilt dank einem Briefwechsel mit Pierre de Fermat auch als Begründer der Wahrscheinlichkeitsrechnung. Wahrscheinlichkeitsprobleme wurden zuvor allerdings von Mathematikern wie Pacioli, Cardano und Tartaglia behandelt. Die erste Veröffentlichung über die Wahrscheinlichkeitsrechnung liefert Christiaan Huygens, der u.a. 1684 auch das erste Fernrohr für den allgemeinen Gebrauch erfindet, 1657 mit "De ratiociniis in ludo aleae". Nach Pascal ist die SI-Grundeinheit des Drucks benannt (Druck = Kraft durch Fläche, d.h. Kraft, die auf eine bestimmte Fläche wirkt, Formelzeichen p [Pressure]). Nach dem Pascalschen Gesetz breitet sich Druck auf ruhende Flüssigkeite und Gase allseitig und gleichmässig aus (das ist die Grundlage der Hydraulik). Das Phänomen des Drucks war schon in der Antike bekannt. TOP
1644
Giambattista Odierna

Odierna liefert die erste Untersuchung, welche rein auf der Mikroskoptechnik beruht, in dem er das Auge der Fliege untersucht ("L'occhio della mosca"). Die erste Erwähnung des Gebrauchs von Mikroskopen, einer Umkehrung des Fernrohrs, zu Untersuchungszwecken stammt von Francesco Stelluti und Federico Cesi ("Apiarium", 1625). Bedeutend in der Entwicklung des Mikroskops sind etwa Zacharias Janssen (1590), Galileo Galilei (1609), Cornelius Drebbel (1622) oder Johannes Faber (1625). Die Technik von linsenähnlichen Objekten soll 4000 Jahre zurückliegen. TOP
1650
Otto von Guericke

Guericke erfindet die Luftpumpe und zeigt, dass ein Vakuum künstlich erzeugt werden kann. TOP
1657
Johann Amos Comenius

Comenius veröffentlicht sein Hauptwerk "Didactica Magna" (dt. Grosse Didaktik - verfasst zwischen 1627 und 1638), welche zu den bedeutendsten Schriften der Pädagogik zählt. Er gilt als Urvater der Reformpädagogik (weitere, u.a.: Rousseau, Pestalozzi). Sein wichtigster Grundsatz lautet: omnes omnia omnino excoli (allen alles ganz zu lehren). TOP
1660
Robert Moray

In London wird die Royal Society gegründet, welche zur bedeutendsten wissenschaftlichen Institution wird. Moray ist der erste Präsident, Wilkins der erste Sekretär. Gründungsmitglieder sind: Ball, Boyle, Brouncker, Bruce, Goddard, Hill, Moray, Neile, Petty, Rooke, Wilkins, Wren, 2. Earl of Kincardine. Zu den früheren Mitgliedern gehören auch etwa Hooke oder Willis, zu den späteren Präsidenten Wren, Newton, T.H. Huxley oder Rutherford. TOP
1661
Robert Boyle

Boyle, welcher etwa mit Lavoisier und Berzelius (oder anderen) als Begründer und Vater der modernen Chemie bezeichnet werden kann, treibt die Wissenschaft der Chemie u.a. mit "The sceptical chymist" voran, in welchem er Begriffe wie jene des Elements, der Lauge und der Säure einführt. Unter einem Element versteht er eine chemische Substanz, welche nicht weiter geteilt werden kann. (Der Begriff vom Element als Grundbaustein des irdischen bzw. substanziellen Daseins stammt von den alten Griechen.) Ein Jahr davor wies er auf den Zusammenhang zwischen den Phänomenen der Verbrennung und der Atmung hin. Wichtig sind zudem u.a. seine Untersuchungen von Gasen unter Druck. TOP
1662
Antoine Arnauld

Arnauld verfasst zusammen mit Pierre Nicole "La logique, ou l'art de penser", welche allgemein als 'Logik von Port-Royal' bezeichnet wird. Sie stellt nach der klassischen (Aussagen-) Logik von Aristoteles und vor der Begriffsschrift von Frege (nach Tugendhat/Wolf) mit der Prädikatenlogik (siehe dort) die zweite Kategorie der Logik dar. Diese war geprägt durch erkenntnistheoretische Fragestellungen und wird als Begriffslogik bezeichnet, womit die Analyse von Begriffen und deren Beziehungen zueinander gemeint ist. Dem Buch vorausgegangen ist die 'Grammatik von Port-Royal', welche Arnauld zusammen mit Claude Lancelot verfasst hat (1660). Weitere Vertreter der Begriffslogik sind etwa: Leibniz, De Morgan, Boole, Peirce, Tarski, Von Freytag-Löringhoff. TOP
1665
Robert Hooke

Hooke beschreibt in "Micrographia" erstmals Zellen. TOP
1665
Marcello Malpighi

Malpighi legt in "De cerebro" dar, dass das Nervensystem aus gebündelten Fasern besteht, welche durch das Rückenmark mit dem Gehirn verbunden sind. Ein Jahr davor erschien mit "Cerebri anatome" eine Anatomie des Gehirns von Thomas Willis, welcher 1681 den Begriff der Neurologie prägt. "Anatome plantarum" (1675) von Malpighi ist das erste bedeutende Werk zur Pflanzenanatomie. TOP
1669
Georg Ernst Stahl

Stahl begründet die Phlogistontheorie, die besagt, dass die hypothetische Substanz Phlogiston bei der Verbrennung den brennbaren Körpern entweicht und bei der Erhitzung in sie eindringt. Dabei stützt er sich auf die Arbeiten von Johann Joachim Becher und Daniel Sennert. Die Theorie wird von Lavoisier im 18. Jahrhundert widerlegt (und gehört danach zu den bedeutenderen Irrtümern der neuzeitlichen Wissenschaft). TOP
1670
Pierre Daniel Huet

Huets "Traitté de l'origine des romans" wird von manchen als Beginn einer literaturwissenschaftlichen Betrachtung bezeichnet. TOP

A Century of Reading (20. Jh.): 1900s, 1910s, 1920s, 1930s, 1940s, 1950s, 1960s, 1970s, 1980s, 1990s, 2000s.
1671
Gottfried Wilhelm Leibniz

Leibniz erfindet eine Rechenmaschine, welche die vier Grundoperationen beherrscht (Addition, Subtraktion, Multiplikation und Division). Er ist auch der Begründer des binären bzw. dualen Zahlensystems mit den Ziffern 0 und 1, welches später in der Maschinensprache und v.a. auch in der Informatik verwendet wird (ein erstes binäres Zahlensystem erfand allerdings bereits der Inder Pingala [3. Jh. v. Chr.]). Leibniz gilt auch - unabhängig von Newton - als Begründer der Infinitesimalrechnung, mit welcher Differential- und Integralrechnung betrieben werden kann (Vorarbeiten stammen von René Descartes und Bonaventura Cavalieri). Er führt ebenfalls (als 'vis viva', dt. lebendige Kraft) das Konzept der Kinetischen Energie (Bewegungsenergie) ein, welche bei elastischen Stössen und anderen mechanischen Vorgängen erhalten bleibt (erweitert u.a. durch Daniel Bernoulli). TOP
1677
Baruch de Spinoza

Spinoza will in seiner "Ethica" das Phänomen der Ethik mit mathematisch genauer Exaktheit beweisen, wobei er Gott und Natur gleichsetzt (Deus sive natura [Gott oder Natur] - diese religiöse Auffassung wird als Pantheismus bezeichnet). TOP
1678
Christiaan Huygens

Huygens schlägt das huygensche (später: huygens-fresnelsche) Prinzip vor, wonach jeder Punkt einer Wellenfront als Ausgangspunkt einer neuen Welle (Elementarwelle) betrachtet werden kann. Damit ist erklärt, wie sich eine Welle trotz Brechung als solche weiterbewegt. Huygens wollte damit die Ausbreitung von Licht erklären und begründete damit die Wellentheorie des Lichts. TOP
1683
Anton von Leeuwenhoek

Leeuwenhoek beobachtet erstmals Bakterien. TOP
1683
François Bernier

Bernier verwendet in einem Brief vermutlich erstmals einen auf Menschen bezogenen Begriff der Rasse (Nouvelle division de la terre par les différentes espèces ou races d'hommes qui l'habitent (dt. Eine neue Einteilung der Erde nach den verschiedenen Arten oder Rassen der Menschen, welche sie bewohnen). Dieser Begriff ist in der Wissenschaft, aufgrund des hohen Missbrauchspotential, sehr umstritten. Eine rassistische Auslegung lässt sich - im negativen Sinn - aus dem Werk von Bernier nicht herauslesen. TOP
1687
Isaac Newton

Newtons "Philosophiae naturalis prinicipia mathematica" ist vielleicht das grösste Werk der Naturwissenschaft aller Zeiten. Newton formuliert darin die Bewegungsgesetze der mechanischen Physik und stellt seine Gravitationstheorie auf (indem er die Gravitations- bzw. Schwerkraft als die bedeutendste und bestimmenste Kraft auf Erden [wie im Himmel bzw. Universum] erhebt und sein Gravitationsgesetz formuliert). Bedeutend sind u.a. auch seine Beiträge zur Optik und Farbenlehre, welche später u.a. durch Goethes Überlegungen ergänzt wird. Die SI-Grundeinheit der Kraft ist nach Newton benannt (Kraft = Masse mal Beschleunigung, Formelzeichen: F [Force]); der Begriff der Kraft geht wesentlich auf Newton zurück. (SI: Système international d'unités [publiziert 1960; eingesetzt von der General Conference on Weights and Measures (CGPM)]). TOP

[Videos: The Secret Life of Isaac Newton (Documentary, engl., 53:38), Newtonsche Gesetze (dt., 08:30), Schwerkraft: Ganz schön anziehend (dt., 25:31)].
].
1689
John Locke

Locke, welcher als einer der bedeutendsten Vertreter des philosophischen Liberalismus gilt, stellt in "An Essay Concerning Human Understanding" seinen Empirismus vor, wonach der Mensch sein Wissen alleine aus der (Sinnes-) Erfahrung gewinne und nicht (wie die Rationalisten behaupten) aus ewigen, vorgegebenen Ideen (also a posteriori und nicht a priori, das hatte zuvor eigentlich schon Bacon behauptet, wenn auch weniger philosophisch und geschliffen als Locke, bekannt ist das Denken von Locke als Tabularasa-Ansatz bzw. mit der Meinung, der menschliche Geist sei eigentlich ein unbeschriebenes Blatt, welches erst mit der empirischen Erfahrung beschrieben werde). Der Liberalismus strebt eine freiheitliche politische, ökonomische und soziale Ordnung an. Locke geht dabei wesentlich von der religiösen und gesellschaftlichen Toleranz aus. TOP

Rationalismus vs. Empirismus. Die sich eigentlich widerstreitenden philosophischen Richtungen des Empirismus (Bacon, Locke, Hume) und des Rationalismus (Descartes, Spinoza, Leibniz) haben zusammen die neuzeitliche Wissenschaft begründet. Der Empirismus geht davon aus, dass wissenschaftliche Erkenntnisse a posteriori (d.h. der Sinneserfahrung nachfolgend) aus der Sinneserfahrung gewonnen werden können (letztlich v.a. auch durch die experimentelle Methodik). Der Rationalismus geht davon aus, dass wissenschaftliche Erkenntnisse a priori der Sinneserfahrung vorausgehen (durch ewige [Natur-] Gesetze, welche v.a. in der Mathematik begründet sind, die zur Beweisführung herangezogen werden kann).
1716
Marten Trifvald

Trifvald (auch: Triewald) erfindet vermutlich die erste Warmwasser-Zentralheizung, indem er einen Dampfkessel nutzt, um in seinem Gewächshaus für gleichbleibende Wärme zu sorgen. Die ersten Zentralheizungen entstanden zwischen 1700 und 1750. Verschiedene Haushalterfindungen: (Geschlossener) Kochherd 1735 (François de Cuvilliés), Kühlschrank 1748 (William Cullen), Waschmaschine 1851 (James King), Telefon 1876 (Graham Bell), Radio 1909 (Charles Herrold), Schreibmaschine 1866 (Christopher Sholes), Haartrockner 1890 [Alexandre Godefroy (bzw. AEG 1900)], Rasierapparat bzw. Elektrorasierer 1898 [John F. O'Rourke], Staubsauger 1901 (Hubert Cecil Booth), Fernsehsystem 1930 (John Logie Baird), Mikrowellenherd 1946 (Percy Spencer). TOP
1729
Stephen Gray

Gray entdeckt die Leitfähigkeit der Elektrizität (und damit den elektrischen Strom). TOP
1735
Carl von Linné

Linné (lat. Linnaeus) führt in "Systema naturae" die binäre Nomenklatur (mit lateinischen Gattungs- und Artnamen) für die (biologischen) Arten ein, welche er in "Genera plantarum" (1737), "Philosophia botanica" (1751) und "Species plantarum" (1753) weiter entwickelt und abschliesst, und welche in ihren Grundzügen auch heute noch verwendet wird. Eine wichtige Vorarbeit dazu hat John Ray mit der 1686 erschienen "Historia plantarum" geliefert (die erste biologische Systematik stammt von Aristoteles). In der zehnten Auflage seines Systema Naturae führt Linné den Begriff vom Homo sapiens ein (einsichtiger/verständiger Mensch). TOP

Natur- und Tiervideos: Animal Intelligence: How Much Do We Really Know? (engl./07:59 - Animal Intelligence Comparison [engl./03:12], Moments of Animal Genius That Will Amaze You [engl./09:36]), Cats vs Dogs - Love and Hate (08:39 - Obstacle Challenge Cat vs Dog [02:17], Katze und Türklingel [02:52]), These Are the World's Fastest Animals (engl./02:22), 36 häufige Gartenvögel (dt./16:40 - Lyrebird: The Best Songbird Ever [01:34], Ravens Can Talk [01:04]), Warum singen Wale? (05:12 - Winter/Halley: Whales Alive [engl./07:45 + Album]), What's The Largest Thing To Ever Live On Earth? (engl./13:43), Top 10 Deep-Sea Fishes & Animals (engl./10:13 - Anglerfish [engl./02:18], Transparent Flatfish [00:24]), 10 Tiere, die einen Löwen besiegen können (dt./17:23 - Boxkampf unter Kängurus [engl./04:12]), Rescued Bat Enjoys Banana (engl./02:07). - Nature Sound: Forest Sounds (03:00:00), Nature Sound Therapy (03:00:00). - Websites: Bäume bestimmen (dt.), Vogelporträts (dt.), Die beliebtesten Speisepilze (dt.). [Weitere folgen.]

Anmerkung. Ich bin nicht der Meinung, dass man tierische Intelligenz mit menschlichen Massstäben messen kann. Ich bin der Meinung, dass sich Intelligenz daraus bemisst, wie man mit seinen Voraussetzungen die Probleme löst, die in einem bestimmten Lebensbereich gegeben sind (die Tiere sind angepasst an ihren Lebensbereich [allgemein vielleicht sogar besser als der Mensch auf seinen!? Aber wir lernen immer weiter dazu [wenn wir bereit sind, zu lernen]). Und ich bin der Meinung, dass jeder Mensch seine eigene Form von Intelligenz hat (auch hier: geeignet, um in einem bestimmten Lebensbereich existieren zu können).
1742
Anders Celsius

Celsius stellt die nach ihm benannte Temperaturskala (mit Siedepunkt 0 und Gefrierpunkt 100) vor, welche Pierre Christin 1743 umkehrt. Bereits 1714 hat Daniel Gabriel Fahrenheit seine Temperaturskala eingeführt. William Thomson (Lord Kelvin) stellt 1848 eine ähnliche Skala auf wie Celsius, wobei er vom absoluten Nullpunkt ausgeht, welchen er zuvor entdeckt hat. Die 1730 von René-Antoine Ferchault de Réaumur, der seine wichtigsten Arbeiten wohl in der Metallforschung leistete, vorgeschlagene Skala wird heute nicht mehr verwendet. TOP
1746
Pierre Maupertuis

Maupertuis überträgt das Prinzip von Ockhams Rasiermesser auf die Natur und spricht vom Prinzip der kleinste Aktion oder Wirkung in der Natur. Dieses Prinzip der minimalen Wirkung wird auch Hamiltonsches Prinzip genannt, nach den Arbeiten von William Hamilton dazu (1834). Planck deutet das Prinzip daraufhin, dass sämtliche Naturprozesse zielgerichtet ablaufen. TOP
1746
Pieter van Musschenbroek

Musschenbroek hat die Leidener Flasche, die erste Form eines Kondensators (eines Apparats, in welchem ein Stoff vom gasförmigen in den flüssigen Aggregatszustand umgewandelt wird), erfunden, die älteste Form eines Kondesators (in Leiden - daher: Leidener Flasche). Ein Jahr zuvor ist dies aber bereits Ewald Jürgen Georg von Kleist gelungen. 1775 hat Volta einen verbesserten Kondensator konstruiert. TOP
1747
Julien Offray de La Mettrie

De la Mettrie behauptet in seinem Buch "L'homme machine", dass der Mensch nichts weiteres als eine (menschliche) Maschine sei. Er lehnt die Vorstellung ab, dass die Seele eine Substanz sei, welche unabhängig vom Körper besteht. Dies so etwas wie der Höpunkt des mechanistischen Weltbilds dieser Zeit. TOP
1747
Benjamin Franklin

Franklin liefert die Grundlagen für die Konstruktion des Blitzableiters. Den ersten Blitzableiter installiert er 1749 auf seinem eigenen Haus, um 1760 folgen weitere in seiner Stadt Philadelphia. TOP
1748
Benoît de Maillet

Maillet bringt in seiner Schrift "Telliamed ou entretiens d'un philosophe indien avec un missionnaire français, sur la diminuation de la Mer, la formation de la Terre, l'origine de l'home, etc." seine hochspekulative Panspermietheorie vor. Danach soll der Lebenssame aus dem Weltall kommen (bzw. überall vorhanden sein). TOP
1751
Denis Diderot

Diderot gibt zusammen mit Jean le Rond D'Alembert 1751-1772 die "Encyclopédie" heraus, ein Universalwerk des Wissens der Aufklärungszeit (wenn ich das richtig verstanden habe, dann hatte D'Alembert die eigentliche Idee oder fast den Traum dazu, während Diderot, als Philosoph, der eigentliche führende Schreiber dazu war, u.a., aber dies ohne Gewähr, u.a.a.). Zuvor hatte schon der Brite Ephraim Chambers eine, wenn auch etwas weniger umfassende (aber vielleicht die früheste bekannte) Enzyklopädie heraus gegeben (die 'Cyclopedia', 1728). Später stiegen grössere Verlage in die Herausgabe von Wissensenzyklopädien oder -lexika ein, u.a. 1805 Friedrich Arnold Brockhaus, mit seinem Brockhaus-Lexikon als eine der ersten verlagsmässig organisierten Enzyklopädien des Wissens). TOP
1752
Voltaire

Voltaire gibt in diesem Jahr seinen satirischen Roman "Micromégas" heraus. Micromegas ist ein Ausserirdischer (vom Stern Sirius), welcher auf die Erde kommt und die Erdenmenschen belehrt. Dies ist einer der ersten Ausserirdischen in der Literatur (wenn nicht überhaupt der erste). Der Alien war also anfangs quasi ein satirisches Stilmittel zum Äussern von Wahrheiten, die sonst in der Gesellschaft jener Zeit schwieriger zu äussern gewesen wären. Dem schliesst sich ein reges Interesse an Ausserirdischen etwa von der Royal Society oder sogar von Immanuel Kant ("Von den Bewohnern der Gestirne", 1755) an (irgendwo scheint auch Kant die reine Vernunft ein bisschen verlassen zu haben). Und dann natürlich auch die ganze Alien-Hysterie im 20./21. Jahrhundert, mit den Alien-Filmen, angeblichen UFO-Sichtungen, dem Sperrgebiet Area 51 der United States Air Force und den Fake News im Internet. Voltaire ist ferner bekannt für die Förderung von Newtons Physik, die starke Kirchenkritik, die Kritik von Leibniz wegen dessen Theorie davon, dass wir immer in der besten aller Welten leben würden sowie die Heraushebung der Klassengesellschaft (er sprach von zwei verschiedenen Klassen: der Klasse der Unterdrückten und der Klasse der Unterdrücker [was natürlich stark an Marx erinnert, der diese Vorstellung aufgenommen hat]). TOP
1759
Albrecht von Haller

In neun Bänden von 1759-1776 liefert Haller in "Experimenta physiologiae corporis humani" eine Gesamtdarstellung der Physiologie. 1766 weist er die Muskelkontraktion durch die Nerven nach sowie die Verbindung aller Nerven mit der Wirbelsäule und dem Gehirn. Bekannt wurde er aber v.a. als Dichter, mit seinem (sogar von Goethe, u.a., hoch gelobten) Gedicht "Die Alpen". TOP
1762
Jean-Jacques Rousseau

In seiner Schrift "Du contrat social" (dt. Vom Gesellschaftsvertrag ou Principes du droit politique) stellt Rousseau das (philosophische) Gesellschaftsvertragkonzept vor, wie es von Thomas Hobbes und John Locke ausgegangen war. Vorgestellt wird ein ungebundener Naturzustand (bei Hobbes ein Krieg aller gegen alle, bei Locke [und Rousseau] ein Zustand der vollkommenen Freiheit und Gesetzlosigkeit [also: eine Art 'Anarchie']), welchen die Menschen überwinden, um sich zu einer Gemeinschaft zusammenzuschliessen (vermittels einem [fiktiven] Gesellschaftsvertrag). Die menschliche Natur wird hier negativ gedeutet (und quasi ein positives Kulturrecht daraus abgeleitet), im Gegensatz zum Konzept des (menschlichen) Naturrechts, wo positiv gesagt wird, dass es ein Grundrecht der Menschen gibt ('Menschenrechte' - das Naturrecht spielt eine Rolle von den antiken Sophisten und Stoikern über Cicero und Thomas von Aquino bis in die Neuzeit und zur 'Erklärung der Menschenrechte' [1776, 1789, 1948 (siehe dort)]). Rousseau gilt als Vorreiter der (spät-) modernen Demokratie. Rousseau vertritt die Auffassung, dass auch Tiere am Naturrecht teilhaben (und dass dieses also nicht auf den Menschen beschränkt ist); für Tierrechte hat sich auch etwa Jeremy Bentham stark gemacht (in den 1970-er Jahren sind Peter Singer und Tom Regan damit bekannt geworden). TOP
1765
James Watt

Watt baut eine Dampfmaschine, welche sechsmal stärker ist als die frühere Newcomen-Maschine* (1712). Nach Watt ist die SI-Grundeinheit der Leistung benannt (Leistung = verrichtete Arbeit in einer bestimmten Zeitspanne, Formelzeichen: P [Power]). Maschinen wandeln Energie in mechanische Arbeit um. Die Dampfmaschine ist eine Weiterentwicklung früherer Maschinen. TOP

* Diese kann als Beginn der modernen Industrialisierung betrachtet werden (Newcomen, 1712 [Dampfmaschine I]; Hargreaves, 1764 [Spinnmaschine]; Watt, 1769 [Dampfmaschine II], E. Cartwright, 1785 [Webmaschine]; Trevithick, 1804 [Eisenbahn u. Dampflokomotive I]; Stephenson, 1825 [Eisenbahn u. Dampflokomotive II]). Mittlerweilen ist von mehreren Industrialisierungen oder Industriellen Revolutionen die Rede: die erste Industrialisierung ist die Mechanisierung mit Hilfe von Wasser- und Dampfkraft, die zweite Industrialisierung ist gekennzeichnet durch die Einführung der Fliessbänder bzw. der Massenproduktion, die dritte Industrialisierung ist geprägt durch die digitale Revolution.

[Video: The Evolution of Engines (09:10)].
1767
Leonhard Euler

Die "Vollständige Anleitung zur Algebra" von Euler ist eine heute noch gültige Darstellung der Grundsätze der Algebra und eine von zahlreichen hervorragenden Leistungen Eulers auf dem Gebiet der Mathematik. TOP
1769
Joseph Cugnot

Cugnot baut den ersten Dampfwagen, der mit einer Geschwindigkeit von 3,6 km/h als das erste Automobil gilt. Die erste Beschreibung eines dampfangetriebenen Automobils stammt von Ferdinand Verbiest (1675). TOP

[Evolution of Automobiles 1770-dato (04:45)].
1769
Wolfgang von Kempelen

Kempelen konstruiert den 'Schachtürken', welcher der erste Schachautomat sein soll. In Wirklichkeit befindet sich jedoch ein kleiner Mensch darin, welcher die Züge ausführt. Der Automat spielte gegen den berühmten Schachmeister Philidor - diese Partie ging verloren - wie gegen Friedrich den Grossen oder Napoleon Bonaparte. Die Fachwelt wunderte sich und diskutierte über die Hintergründe dieses Phänomens. Der 'Schachtürke' gilt als einer der lustigsten 'Betrugsfälle' in der Geschichte der Wissenschaft und Technik und als einer der bekanntesten frühen Automaten. TOP

[Video: Chess Robot The Turk (engl., 03:06)].
1771
Luigi Galvani

Durch Zufall entdeckt Galvani, dass die Muskeln eines toten Frosches durch die Berührung mit Eisen- und Kupferstücken bewegt werden. Diese Entdeckung führte zur Erfindung der Batterie von Volta (aus galvanischen Zellen). Sie bestätigte auch, dass es Tiere gibt, die Elektrizität erzeugen können. Sein Neffe Giovanni Aldini übertrug diese Erkenntnis auf die Menschen, indem er mit Köpfen von enthaupteten Kriminellen experimentierte. Dass nicht nur Tiere, sondern auch Menschen Elektrizität (für Nervenimpulse) erzeugen können, behauptete u.a. schon Stephen Gray (im 17./18. Jh.). TOP
1773
Antoine Lavoisier

Lavoisier schliesst seine Verbrennungsversuche ab, wobei er zum Schluss kommt, dass der der von ihm benannte Sauerstoff eine wesentliche Rolle bei der Verbrennung spielt. Damit widerlegt er die alte Phlogistontheorie (siehe dort). Weitere unabhängige Entdeckungen des Sauerstoffs werden Carl Wilhelm Scheele 1772/1777 und Joseph Priestley 1774 zugeschrieben. Als Erstentdecker des Stickstoffs gilt Daniel Rutherford 1772, wobei Priestley, Scheele und Cavendish diesen unabhängig ebenfalls entdeckten. 1777 erklärt Scheele, dass die Luft aus Sauerstoff und Stickstoff besteht. Der Wasserstoff ist bereits 1766 durch Henry Cavendish entdeckt worden. Lavoisier führt quantitative Messmethoden in die Chemie ein, was viele als Begründung der neuzeitlichen und modernen Chemie sehen. TOP
1776
M.V.G. Malacarne

Malacarne schreibt ein Buch über das menschliche Kleinhirn, die "Nuova Esposizione della vera Struttura del Cervelletto Umana". 1823 erklärt Marie Jean-Pierre Flourens den Zusammenhang von Kleinhirn und motorischer Aktivität. 1824 verweist François Magendie auf den Zusammenhang von Kleinhirn und Gleichgewichtssinn. Flourens liefert 1824 die funktionelle Beschreibung der Hirnteile. TOP

[Video: Gerald Hüther: (Gehirn-) Vernetzung durch Freude (dt./06:11).]
1776
Adam Smith

Smith begründet in "The Wealth of Nations" die klassische Nationalökonomie als freie Marktwirtschaft mit einem Nachtwächterstaat, dessen Aufgabe im Setzen von günstigen Rahmenbedingungen für die Wirtschaft besteht. Die Nationalökonomie - oder: Volkswirtschaft - wird in zwei Bereiche eingeteilt: die Makroökonomie beschäftigt sich mit dem gesamtwirtschaftlichen Verhalten der Wirtschaftssektoren und der Analyse der gesamtwirtschaftlichen Märkte (typisch: Magisches Viereck der wirtschaftspolitischen Staatsziele [siehe dort]), Mikroökonomie mit dem wirtschaftlichen Verhalten einzelner Wirtschaftssubjekte (typisch: marktwirtschaftliche Preisbildung [siehe dort]). TOP
1785
Charles Augustin Coulomb

Coulomb stellt das nach ihm benannte Gesetz auf. Es beschreibt die zwischen zwei Punktladungen - das entspricht der Idealisierung einer Ladung ohne rämliche Ausdehnung - wirkende Kraft. Es gilt als Grundlage der Influenz (d.h. der räumlichen Verschiebung elektrischer Ladungen durch die Einwirkung eines elektrischen Feldes) und damit der Elektrostatik. Die SI-Grundeinheit der Ladung ist nach Coulomb benannt (Formelzeichen: Q). Der Begriff der Ladung (engl. charge) stammt von Benjamin Franklin (1754). TOP
1779
Jan Ingenhousz

Ingenhousz entdeckt - aufgrund von Vorarbeiten verschiedener Naturforscher (Lavoisier, Malpighi, Grew, Hales, Bonnet, Priestley [dessen Experimente er nachmacht]) - die Photosynthese der Pflanzen, welche er in seinen "Experimenten an Gemüsepflanzen" beschreibt (Originaltitel: 'Experiments upon Vegetables, Discovering their Great Power of Purifying the Common Air in the Sun-shine, and of Injuring it in the Shade and at Night'). Weiter bedeutend in der Erforschung der Photosynthese sind etwa Jean Senebier und Horace-Bénédict de Saussure. 1905 postulieren Frederick Blackman und Gabrielle Matthaei, dass bei der Photosynthese zwischen einer photochemischen Licht- und einer enzymatischen Dunkelreaktion zu unterscheiden sei (Aufnahme von Licht und Abgabe von Sauerstoff, Produktion von Glukose aus Kohlenstoffdioxid und Wasser [welche die Pflanze für ihr Wachstum benötigt]). TOP

[Video: Photosynthese einfach erklärt (dt./03:19).]
1781
Joseph Priestley

Priestley stellt Wasser her, indem er Wasserstoff in Sauerstoff verbrennt. (1783 machen Cavendish und Lavoisier die gleiche Entdeckung. Weitere Leistungen Priestleys: siehe bei Lavoisier und Ingenhousz.) TOP
1781
Richard Arkwright

Arkwright lässt die erste Fabrik erstellen, eine Spinnerei. Damit ist er der Begründer des modernen Fabrikenwesens. TOP
1781
William Herschel

Herschel entdeckt den Uranus als siebten Planeten - Merkur, Venus, Erde, Mars, Jupiter und Saturn waren im Sonnensystem schon lange bekannt - hält ihn aber zuerst für einen Kometen (weitere Planetenentdeckungen: Neptun 1846 [Leverrier, Adams, Galle, d'Arrest], Pluto 1930 [Tombaugh - 2006 zurückgestuft]). 1782 entdeckt Herschel die Eigenbewegung des Sonnensystems. 1785 liefert er in "On the construction of the heavens" die erste überzeugende Beschreibung des Aufbaus der Milchstrasse. Er zeigt auf, dass sie eine scheibenförmige Spiralgalaxie ist, wie man schon einige Jahrzehnte zuvor angenommen hat. TOP
1784
Immanuel Kant

Kant veröffentlicht seinen Essay "Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung?" Dieser wird als Programmschrift der Aufklärung verstanden («Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit»). Die "Allgemeine Naturgeschichte und Theorie des Himmels" (1755) gilt als letzte naturwissenschaftliche Schrift eines reinen Philosophen, welche von den Naturwissenschaftlern beachtet wurde. Bekannt ist Kant v.a. aufgrund seiner Erhebung eines Kategorischen Imperativs - eine Art 'Goldene Regel der Philosophie' (bzw. einer streng ethisch orientierten Philosophie: «Handle so, dass die Maxime deines Willens jederzeit zugleich als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könne»). Seine deontologische Auffassung bezieht sich nur auf die direkte Tat als solche, nicht auf deren mögliche Konsequenzen (vgl. konsequentialistische Auffassung [z.B. bei Jeremy Bentham (im Utilitarismus)]). Synthetische Urteile a priori, welche für Kant die Grundlage einer wissenschaftlichen Metaphysik bzw. Wissenschaft der Metaphysik sind, entsprechen nach ihm Urteilen, welche nicht aus der Erfahrung stammen, also a priori gegeben sind, und welche Notwendigkeit und Allgemeinheit besitzen (d.h. sie können nicht falsch sein und gelten immer). Weitere bedeutende bzw. frühere Aufklärungsphilosophen sind etwa Montesquieu, Voltaire und Rousseau sowie Diderot und D'Alembert mit ihrer Enzyklopädie (siehe dort). Die französischen Aufklärer hatten einen bedeutenden Einfluss auf die Französische (Bürger-) Revolution (1789). TOP

[Videos: Immanuel Kant - Three Minute Philosophy (engl./03:31), Immanuel Kant - der Weltweise aus Königsberg (dt./20:50), Richard David Precht: Natur- und Geisteswissenschaften oder Kant und Goethe (dt./04:31), Es war einmal der Mensch... Die Französische Revolution (dt./23:33)].
1785
Lazzaro Spallanzani

Spallanzani führt mit einem Hund die erste künstliche Besamung durch. (Im grösseren Stil wird die künstliche Besamung erst ab 1901 von Ilja I. Iwanow eingeführt.) TOP
1788
Joseph-Louis Lagrange

In seinem Werk "Mécanique analytique" begründet Lagrange die analytische Mechanik (Lagrange-Formalismus mit Lagrange-Funktion). Im Gegensatz zur Newtonschen Mechanik gilt die Lagrangesche auch in beschleunigten Bezugssystemen. Bedeutend ist insbesondere auch die Lagrange-Dichte zur Beschreibung von Feldtheorien (Klassische Feldtheorie [Gravitationsfeldtheorie (Newton), Elektromagnetische Feldtheorie (Maxwell)], Quantenfeldtheorie) - der Begriff des (physikalischen) Feldes stammt von Faraday (1845). Lagrange und William Rowan Hamilton gehören zu den Begründern der Analytischen Mechanik (man kann dies als vertieftes Rechnen innerhalb der klassischen Mechanik betrachten). TOP
1790
Christian Friedrich Samuel Hahnemann

Hahnemann begründet das Ähnlichkeitsprinzip, welches der homöopathischen Medizin zugrunde liegt. Ebenfalls von ihm stammt die Potenzierung (d.h. stufenweise Verdünnung und Verschüttelung von Arzneimitteln) sowie die (systematisierte) Arzneimittelprüfung. Die Homöopathie gilt bis heute als typischer Bereich der Alternativmedizin, welche von der Schulmedizin kaum bis gar nicht anerkannt wird. Ein anderes Beispiel ist etwa die (altchinesische) Akupunktur. TOP
1791
Franz Joseph Gall

Gall begründet seine (von Thomas Froster 1815 so genannte) Lehre der Phrenologie ein, welche darin besteht, geistige Eigenschaften und Zustände gewissen Hirnregionen zuzuordnen. TOP
1793
Jean-Charles de Borda

1793 führt der französische Nationalkonvent - unter der Schreckensherrschaft mit Robespierre - das Längenmass des Meters ein (früher wurde in menschlichen Gliedmassen gemessen wie etwa Fuss oder Elle). Der Namensvorschlag dazu stammt von Borda. 1795 wurde ein Messing-Urmeter hergestellt, 1799 der definitive Platin-Urmeter. Im 20. Jahrhundert wurde der Urmeter durch lichtbezogene Grössen ersetzt (siehe dort). Er hat heute nur noch eine historische Funktion. TOP
1795
Nicolas de Condorcet

Condorcet behauptet in seinem posthum publizierten Buch "Esquisse d'un tableau historique des progrès de l'esprit humain ", dass die Wissenschaft der Zukunft alle Probleme wird lösen können (auch jene der Gesellschaft). TOP
1795
James Hutton

Hutton gilt mit seiner "Theory of the Earth" als Begründer der (modernen) Geologie. (Andere Grössen der frühen Geologie sind etwa Georges Louis de Buffon, Charles Lyell und Adam Sedgwick.) TOP
1796
Pierre Simon de Laplace

Laplace entwickelt in "Exposition du système du monde" seine Nebular-Hypothese, wonach das Universum aus einer sich verdichtenden Gaswolke entstand. 1799-1825 erscheint das Hauptwerk von Laplace, der fünfbändige "Traité de mécanique céleste" über die Himmelsmechanik. Laplace vertritt den wissenschaftlichen Determinismus, wonach Gott den Anfang des Universums und dessen Gesetze festlegte, welche dann deterministisch den Ablauf der Ereignisse bestimmen (damit wurde er zum Hauptvertreter des naturwissenschaftlichen Determinismus, vgl. Wolff). Als Laplacescher Dämon gilt die Auffassung von einem geschlossenen mathematischen Weltgleichungssystem, welches bei Kenntnis sämtlicher Parameter eine Berechnung jeden zukünftigen Zustandes ermöglicht. TOP
1796
Edward Jenner

Jenner veröffentlicht 1798 "An Inquiry Ino the Causes and Effects of the Variolae Vaccinae, Or Cow-Pox", in welchen er seine Versuche mit der Kuhpocken- oder Vaccinavirenimpfung beim Menschen gemacht hat. Dies gilt - obwohl es vereinzelt vorher schon Impfungen gegeben hat - als Vorlage für Schutzimpfungen. TOP
1799
Carl Friedrich Gauss

Gauss setzt bereits bei seiner Promovierungsarbeit "Bahnberechnung des Kleinplaneten Ceres" erste Überlegungen zur Normalverteilung (mit der Glockenkurve) ein. Die Entdeckung der Normalverteilung ist eine von zahlreichen herausragenden Leistungen von Gauss, welcher zuweilen als der bedeutendste Mathematiker der neueren Zeit bezeichnet wird. Als sein mathematisches Hauptwerk gilt die "Disquisitiones Arithmeticae" (1801). Das Gausssche Eliminationsverfahren (oder Gauss-Verfahren) ist eine Standardmethode zum Lösen von linearen Gleichungssystemen. TOP
1799
Mungo Park

Park veröffentlicht seinen Reisebericht "Travels in the Interior of Africa". Park ist einer der ersten und der bekannteste frühe Afrikaforscher. In zwei Reisen erforschte er im Auftrag der African Association (eigentlich: The Association for Promoting the Discovery of the Interior Parts of Africa) den Verlauf des Flusses Niger. TOP
1800
Alessandro Volta

Volta stellt seine Erfindung der Batterie (Volta-Säule) von 1799 vor. Dies ist die erste beständige Stromquelle. Bereits 1794 hatte Volta nach Galvanis Versuchen gemerkt, dass durch zwei verschiedene Metalle, die in eine leitende Flüssigkeit getaucht werden, ein regelmässiger Strom erzeugt werden kann. Die SI-Grundeinheit der Spannung ist nach Volta benannt (Formelzeichen: U, im anglikanischen Raum: V [Voltage]). TOP
1802
Richard Trevithick

Trevithick entwickelte 1802 die erste (Dampf-) Lokomotive (sie war aber zu schwer für das damalige Schienenmaterial und daher nicht fahrtüchtig). Als erste brauchbare Lokomotive gilt jene von George Stephenson (1814). Sie fuhr auch auf der ersten offiziellen Eisenbahnstrecke (Stockton and Darlington Railway). Die Eisenbahn war ein bedeutender Meilenstein in der Entwicklung der modernen Wirtschaft. TOP
1802
Thomas Young

Young postuliert in "On the theory of light and colours" die Wellentheorie des Lichts sowie eine neue Farbenlehre. Augustin Fresnel legt 1818 in seiner "Mémoire sur la diffraction de la lumière" ebenfalls eine Wellentheorie des Lichts vor. TOP
1803
John Dalton

Dalton nimmt die Atomtheorie auf und entwickelt sie weiter. Weil sich chemische Stoffe nur in ganzzahligen Anteilen miteinander verbinden, nimmt er an, dass die Atomtheorie stimmen muss. TOP

[Video: Josef M. Gassner - Die Welt besteht aus Atomen (dt./31:25)].
1807
Alexander von Humboldt

Humboldt schreibt seine "Ansichten der Natur", eine von vielen Naturbeschreibungen des Geografen und vielfältigen Naturforschers, der versuchte die ästhetische mit der wissenschaftlichen Sichtweise zu verbinden. TOP
1807
Georg Wilhelm Friedrich Hegel

Hegel veröffentlicht sein Hauptwerk "Phänomenlogie des Geistes". Er bringt eine neue Form der Dialektik auf, welche nach ihm in einem Widerspruch zwischen einer These und einer Antithese besteht, welcher sich in einer Synthese auflöst (dies kann man auch als [Dialektisches] 'Vernunftsprinzip' sehen; in der Antike wurde die Dialektik als eine rhetorische Methode des Dialogs zur methodischen Wahrheitsfindung aufgefasst [typischerweise in der Art und Weise, wie Platon seine Werke verfasst hat]). TOP

[Video: Georg Wilhelm Friedrich Hegel: Die Welt ist Geist (dt./22:36)].

Anmerkung. Betrachtet man die Philosophiegeschichte - und also den Weg des menschlichen Geistes - so haben sich (was nicht Hegels Fehler ist, notabene) selten vernünftige Synthesen nach Hegelscher Art ergeben, sondern meistens wurde zur Antithese - statt eine Synthese - wiederum eine andere Antithese begründet: in einem ständigen, sehr dynamischen Streit, quasi. Es gibt aber eine bedeutende Ausnahme, und diese betrifft ausgerechnet... die Begründung der Wissenschaftstheorie. Hier gibt es die seltsame bzw. seltene Situation, dass mit dem Rationalismus und dem Empirismus zwei gegensätzliche Philosophien gemeinsam die neuzeitliche Wissenschaft begründet haben. Da diese Begründung so bedeutend ist, muss Hegel durchaus auch im Rahmen der (Natur-) Wissenschaft genannt werden (Empirismus + Rationalismus = [Natur-] Wissenschaft[stheorie]). Hegel erhebt dieses Prinzip zur dialektischen Vernunft. Und eine ähnliche Verbindung kann man übrigens und ebenfalls sehr bedeutend für uns heutige Menschen im Widerstreit zwischen Liberalismus und Sozialismus zur sozialliberalen Realpolitik des 20. Jahrhunderts sehen (und hoffentlich letztlich zum Frieden in Europa [zwischen der EU und Russland] und der Welt [zwischen den USA und China] - nach dem Hegelschen Prinzip). Es gibt Philosophen, die eher zur (Natur-) Wissenschaft gezählt werden (Aristoteles, Descartes, Smith, Kant) und solche, die eher nicht dazu gezählt werden (Platon, Spinoza, Marx, Hegel). Ich betrachte hier alle Philosophen als Wissenschaftler in einem gewissen Sinn (nicht zuletzt in dem Sinn, dass die Philosophie ja auch eine Wissenschaft ist [und damit ihre Vertreter zumindest in diesem (philosophischen) Sinn Wissenschaftler sind]).
1809
Jean Baptiste de Lamarck

Lamarck stellt in seiner "Philosophie zoologique" eine erste bedeutende Evolutionstheorie auf, die allerdings von der darwinistischen Lehre verdrängt wird. In seiner "Histoire naturelle des animaux sans vertèbres" (1815-1822) unterscheidet er erstmals zwischen Wirbeltieren und Wirbellosen. (Bereits F. Bacon und Descartes hatten Andeutungen bezüglich der Evolution gemacht, die erste eigentliche, wenn auch höchst spekulative Evolutionshypothese stammt indessen von Benoît de Maillet [1748 - siehe dort].) TOP
1810
Conrad Malte-Brun

Malte-Brun, ein dänisch-französischer Geograf, führt den Begriff der indogermanischen Sprachen ein (frz. langues indo-germaniques). Der Begriff wird verwendet etwa von Heinrich Julius Klaproth oder Franz Bopp, der eine historisch-vergleichende indogermanische Sprachwissenschaft (Indogermanistik) begründet, jedoch den Begriff vom 'Indoeuropäischen' bevorzugt. Aus dieser Behauptung entsteht die arische Rassentheorie bzw. die Theorie von der Überlegenheit der arischen Rasse gegenüber allen anderen Rassen (vgl. Arthur de Gobineau, Adolf Hitler). TOP
1810
Johann Wolfgang von Goethe

Goethe stellt seine psychologisch orientierte "Farbenlehre" vor. Bekannt ist er natürlich v.a. als einer der bedeutendsten Dichter des deutschsprachigen Raumes, aber: er war eben auch auf dem Gebiet der Naturwissenschaften tätig. TOP
1811
Amedeo Avogadro

Avogadro formuliert seine Erkenntnis, wonach gleiche Volumina von Gasen bei gleicher Temperatur und gleichem Druck die selbe Anzahl von Molekülen enthalten (Avogadrosches Gesetz). TOP
1817
Georges Cuvier

Cuvier erfasst in "Le règne animal distribué d'après son organisation" die gesamte bis dahin bekannte Tierwelt. TOP
1817
Karl Drais

Drais stellt sein Laufrad (Draisine) vor. Das erste sicher belegte Fahrrad mit Tretkurbelantrieb stammt von Philipp Moritz Fischer (1853). Nicht gesichert ist die Erfindung eines steuerungslosen Laufrads (Vélocifère) von einem Comte Mede de Sivrac 1790. Die Behauptung eines solchen Gefährts bezieht sich offenbar auf eine Schrift im 19. Jh., beweist dies aber nicht. TOP

[Evolution of Bicycle (04:28)].
1820
Jean-Marie Ampère

Ampère zeigt auf, wie ein elektrischer Strom durch einen Magneten beeinflusst wird. Die SI-Grundeinheit der Stromstärke ist nach ihm benannt (Formelzeichen: I [intensité (frz.) - früher wurde die Stromstärke als Stromintensität bezeichnet]). TOP
1820
Hans Christian Oersted

Oersted entdeckt die magnetische Wirkung des elektrischen Stromes (Elektromagnetismus). TOP
1825
Jöns Jacob Berzelius

Berzelius führte die Bezeichnung der Elemente mit Buchstaben ein und begründete damit den modernen Formalismus in der Chemie. Symbole für die Elemente hatten zuvor schon Lavoisier und Dalton verwendet. 1807 hatte Berzelius die chemischen Substanzen in organische und anorganische unterteilt. TOP
1827
Karl Ernst von Baer

Baer weist in "De ovi mammalium et hominis genesi" nach, dass sich Säugetiere und Menschen aus Eizellen entwickeln. TOP
1827
Georg Simon Ohm

Ohm bestimmt in "Die galvanische Kette, mathematisch bearbeitet", den elektrischen Strom im Verhältnis von der Spannung zum Widerstand (Ohmsches Gesetz). Die SI-Grundeinheit des Widerstands ist nach ihm benannt (Formelzeichen R [Resistere (lat.)], auch X oder Z). TOP
1827
William Prout

Prout schlägt vor, die Grundbausteine der Ernährung einzuteilen in Sacharine (Kohlenhydrate), Fette und Proteine. Prout begründete den Namen der Sacharine (nach Analysen des Zuckers sowie der Stärke [durch Joseph Louis Gay-Lussac] - Vorarbeiten von Constantin Kirchhoff und Henri Braconnot). Er leistete ebenfalls einen bedeutenden Beitrag zur Atomtheorie und entdeckte auch die Magensäure (1823). TOP

[Gesunde Ernährung - 10 Regeln (dt./06:00 - Website), Gesund essen ist nicht so kompliziert].
1830
Charles Lyell

Lyell erlangt Berühmtheit, indem er in "The principles of geology" sagt, die Erde müsse einige Millionen Jahre alt sein. TOP
1831
Robert Brown

Brown entdeckt den Zellkern. 1827 hatte Brown die ständige Bewegung von Elementarteilchen in einer Flüssigkeit beobachtet (Brownsche Molekularbewegung). TOP
1831
Michael Faraday

Faraday entdeckt das Prinzip der elektromagnetischen Induktion (d.h. Entstehen von einem elektrischen Feld nach der Veränderung des magnetischen Flusses durch einen bewegten Leiter). Er stellt seine Magnetelektrische Maschine vor, welche zur Entwicklung des Generators führte (Pixii, 1833 - siehe dort). In seinem Werk "Über einige neue elektromagnetische Bewegungen und über die Theorie des Magnetismus" (1822) beschreibt er die elektromagnetische Drehung, was eine Grundlage für den Elektromotor ist. Bekannt und populär ist v.a. der Faradaysche (Metall-) Käfig, eine geschlossene Hülle aus leitfähigem Material, bei welcher das elektrische Feld im Innern verschwindet. Faraday bezeichnet ferner das Licht als eine elektromagnetische Welle. Die unbewiesenen Behauptungen Faradays werden von James Clerk Maxwell mathematisch bewiesen (siehe dort). Zudem entdeckt Faraday die Gesetzmässigkeiten der Elektrolyse, bei welcher durch Zuführung von elektrischer Energie eine Stofftrennung (Redoxreaktion [Reduktions-Oxidations-Reaktion]) hervorgerufen wird (Faradaysche Gesetze [der Elektrolyse], 1833). TOP

[Videos: Michael Faraday - Behind the Gadgets Stage at COSI (Center of Science and Industry) (engl./04:01)], Faraday's Experiment (engl./02:21 - ganzer Film [Albert Einstein's Big Idea - engl./01:50:56]).
1832
Hippolyte Pixii

Pixii baut nach dem Muster der faradayischen Magnetelektrischen Maschine (1831) den ersten Wechselstrom-Generator - ein Gerät, welches mechanische in elektrische Energie umwandelt. Bedeutend sind die Erfindungen des Zweiphasenwechselstroms (1887) und des Dreiphasenwechselstroms durch Michail Ossipowitsch Doliwo-Dobrowolski (1888). TOP
1832
Charles Babbage

Babbage entwirft die 'Analytische Maschine', welche als erster Computer gilt. (Dieses Prädikat beanspruchen allerdings diverse Geräte in der Entwicklung der Informatik für sich, u.a. das Comptometer von Dorr E. Felt 1887, der Z3 von Konrad Zuse 1941, der Atanasoff-Berry-Computer ABC von John Atanasoff und Clifford Berry 1942 oder der Mark I von Howard H. Aiken 1944.) Eine Mitarbeiterin von Babbage ist Ada Lovelace, welche eine der bedeutendsten und mythischsten frühen Frauen in der Wissenschaft und Technik ist. Der genaue Umfang ihrer Mitwirkung ist unbekannt. Als erster Supercomputer - das sind superschnelle Rechner - gilt der Cray-1 (1976). TOP

[Video: Aus dem Krieg geboren - Die Erfindung des Computers (dt./09:15)].
1835
Alexis de Tocqueville

Mit seiner Schrift "De la démocratie en Amérique" (1835/1840) wird Tocqueville zum Begründer der Vergleichenden Politikwissenschaft bzw. einer Wissenschaft der Politologie. Der Beginn einer politischen Philosophie liegt bei den Überlegungen zur besten Staatsform (Platon [zuerst Philosophenkönige, später Rechtsstaat], Aristoteles [Politie: Mischform zwischen Demokratie und Oligarchie], Cicero [Monarchie], Rousseau [Demokratie, aber nur für kleinere Staaten]). Die moderne Staatsphilosophie beginnt etwa mit Althusius, Grotius und Hobbes im 17. Jahrhundert sowie den Philosophen der Voraufklärung und der Aufklärung, insbesondere Locke (Gewaltentrennung I [Legislative - Exekutive]), Montesquieu (Gewaltentrennung II [Legislative - Exekutive - Judikative]) und Rousseau (Demokratie). TOP

[Video: The Biggest Empires in World History (engl./20:34)].
1837
Samuel F.B. Morse

Morse lässt seinen Telegrafen patentieren. TOP
1838
Victor Regnault

Regnault gelingt die Herstellung von PCV bzw. PVC (Polyvinylchlorid), indem er das ebenso von ihm entdeckte Vinylchlorid der Sonne aussetzt (industriell erst von grösser Bedeutung bei der eigentlichen Entdeckung durch Fritz Klatte 1912). TOP
1838
Matthias J. Schleiden

Zusammen mit Theodor Schwann entdeckt Schleiden, dass die Zelle der Grundbaustein des Lebens ist. TOP
1838
Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher

Schleiermacher gilt v.a. mit seinem Werk "Hermeneutik und Kritik" als Vater der modernen Hermeneutik, bedeutend ist er ebenfalls für die moderne Heuristik. Hermeneutik zielt auf die Sinnerschliessung von Texten, Heuristik auf die einfache Schlussfolgerung (diese beansprucht nicht perfekt zu sein, sondern versucht mit adäquaten Hilfsmitteln praktikable Schlüsse zu ziehen [für den reinen Wissenschaftler gehört die (philosophische) Heuristik daher in das Gebiet der Spekulation, obwohl auch etwa die algorithmische Tradition im Bereich der Heuristik betrachtet wird]). Der Begriff der Heuristik stammt von Jungius - die Herkunft des Begriffs der Hermeneutik ist unklar (erstmals verwendete ihn Johann Conrad Dannhauer in einem Buchtitel). Beide Begriffe spielten schon in der Antike eine gewisse Rolle (zu nennen ist Pappos bei der Heuristik sowie Platon und Aristoteles bei der Hermeneutik). TOP
1839
Gerardus Johannes Mulder

Mulder fürt den Begriff vom Protein (umgangssprachlich: Eiweiss) ein, welcher ihm von Berzelius vorgeschlagen worden ist (1838). Die Proteine sind ein wichtiger Grundbaustein der Ernährung. Bedeutende Proteinquellen sind Fleisch, Fisch, Eier, Milchprodukte (inkl. Käse und Quark), Hülsenfrüchte, Nüsse. TOP
1839
William H.F. Talbot

Talbot erfindet das Fotopapier für die Herstellung von Negativen und gilt damit (zusammen mit Louis J. M. Daguerre und Joseph Nicéphore Niepce) als einer der bedeutendsten Pioniere der Fotografie. TOP
1840
Alexandre Edmond Becquerel

Becquerel - der Vater von Henri Becquerel - zeigt auf, dass Licht chemische Reaktionen bewirken kann, die einen elektrischen Strom erzeugen. TOP
1840
James Prescott Joule

Joule erforscht die Wärmewirkung des Stroms. Die Erwärmung eines Stromleiters wird Joulsche Wärme genannt (Erstes Joulesches Gesetz: Verhältnis zwischen Wärme, Stromstärke und Widerstand des Stromkreises). 1852 entdeckt Joule zusammen mit William Thomson (Lord Kelvin) das Gesetz, wonach die Temperatur eines sich ausdehnenden Gases abnimmt (Joule-Thomson-Effekt). Die SI-Grundeinheit der Arbeit ist nach ihm benannt (Arbeit = Kraft mal Weg, Formelzeichen: W [Work]). TOP
1842
Julius Robert von Mayer

Mayer stellt den Energie-Erhaltungssatz auf. Er beschäftigt sich mit der Umwandlung von Wärme in mechanische Energie, so dass seine Berechnungen als Grundlage für den Ersten Hauptsatz der Thermodynamik gelten, wonach die Energie eines abgeschlossenen Systems konstant ist. Neben der Ersten gibt es noch vier weitere Hauptsätze der Thermodynamik (Wärmelehre) - einen ersten bis vierten sowie einen nullten (der wichtigste neben dem ersten ist der zweite über das Prinzip der Irreversibilität, aus welchem sich die Entropie herleitet [siehe dort]; ebenfalls kann aus diesem Satz abgeleitet werden, dass jedes System versucht, für seine Prozesse so wenig Energie wie möglich zu verbrauchen). (James Prescott Joule und Hermann Ludwig von Helmholtz, der ihn generalisisert, entdecken den Energie-Erhaltungssatz ebenfalls und unabhängig voneinander 1847 [Helmholtz verweist auf die Vorarbeit von Joule und Mayer]. Noch früher hat Gassendi diesen Satz schon eingeführt [17. Jh.]). TOP
1842
Richard Owen

Owen führt den Begriff der Dinosaurier ein. TOP
1842
Christian Johann Doppler

Doppler erkennt, dass sich die Frequenz von Wellen verändert, wenn sie von einer sich bewegenden Quelle ausgehen, welche sich relativ zum Betrachter bewegt. TOP
1842
Auguste Comte

In seinem Hauptwerk "Cours de philosophie positive", welches sechs Bände von 1830-1842 umfasst, legt Comte seine (wissenschafts-) positivistische Ansicht dar. Die Wissenschaft besteht nach ihm in der Voraussicht: Savoir pour prévoir (wissen, um vorausschauen zu können). Comte prägt den Begriff der Soziologie und sieht darin eine Gesellschaftswissenschaft, welche mit empirischen Methoden arbeitet. TOP
1844
Rudolf Albrecht von Kölliker

Kölliker entdeckt, dass das Ei eine Zelle ist, und dass alle Zellen in einem Organismus sich durch Teilung aus der Eizelle entwickeln. 1849 zeigt er, dass Nervenfasern Fortsätze von Nervenzellen sind. 1852 entdeckt er, dass auch Samen Zellen sind. Zudem kommen ihm einige weitere Verdienste in der Cytologie (Zellenlehre) und der Histologie (Lehre von den Geweben des Körpers) zu, so dass er heute als Begründer der modernen mikroskopischen Morphologie gilt. TOP
1847
George Boole

Boole entwickelt in seinen Werken "The Mathematical Analysis of Logic" (1847) und "An Investigation of the Laws of Thought" (1854) sein Logikkalkül, welches Boolesche Algebra genannt wird. Diese basiert auf den Logikgattern zur Realisierung von booleschen Funktionen. Solche Logikgatter (wie auch ihre Negationen) sind: AND/NAND (Konjunktion), OR/NOR (Disjunktion), XOR/XNOR (Kontravalenz). Die Liste von Logikern, welche diese Disziplin der Mathematik und Logik weiterentwickelt haben, umfasst u.a. William Stanley Jevons, Charles Sanders Peirce oder Giuseppe Peano - da sie v.a. in elektronischen Schaltkreisen von Bedeutung ist, sind in ihrer Entwicklung auch Techniker zu nennen wie Charles Babbage, Almon Strowger oder Claude Elwood Shannon (u.a.). Den Begriff der booleschen Algebra prägte Henry Maurice Sheffer (1913). TOP
1847
Ignaz Philipp Semmelweis

Semmelweis setzt neue Massstäbe der Hygiene in der Medizin, indem er seine Mitarbeiter anweist, sich die Hände zu waschen, nachdem er festgestellt hat, dass das Kindbettfieber ansteckend ist. Während des Krimkriegs (1853-1856) wird die Krankenschwester Florence Nightingale bekannt, als sie diese Praxis in britischen Militärspitälern einführte. Um 1867 versorgt Joseph Lister seine Patienten mit in Phenol getränkten Verbänden und senkt damit die Sterblichkeit nach Operationen von 50 auf 15%. Populär wird Florence Nightingale Begründerin der modernen westlichen Krankenpflege (während des Krimkriegs, 1853-1856). TOP

Die hygienische Situation in den Städten war sehr lange sehr schlecht. Das bedeutende Wachstum der Städte machte eine organisierte Abwasserentsorgung notwendig. Wien war im Jahr 1739 die erste Stadt Europas, welche eine vollständige Kanalisation zur Entsorgung des Abwassers besass. In London dagegen etwa wurde mit dem Bau einer Kanalisation erst 1842 begonnen. Die erste Kläranlage wurde 1882 in Frankfurt am Main begründet. Um die hygienischen Verhältnisse in Paris zu verbessern erliess der Präfekt Eugène Poubelle 1883 ein Dekret, welches die Hauseigentümer verpflichtete, den Mietern Mülleimer zur Verfügung zu stellen. In der französischen Sprache wurde fortan sein Name für den Begriff des Mülleimers verwendet (poubelle). Bis zum 16. Jahrhundert wurden sämtliche Abfälle in Paris einfach auf die Strasse geworfen.
1847
Ignaz Philipp Semmelweis

Semmelweis setzt neue Massstäbe der Hygiene in der Medizin, indem er seine Mitarbeiter anweist, sich die Hände zu waschen, nachdem er festgestellt hat, dass das Kindbettfieber ansteckend ist. Während des Krimkriegs (1853-1856) wird die Krankenschwester Florence Nightingale bekannt, als sie diese Praxis in britischen Milit&aul;rspitälern einführte. Um 1867 versorgt Joseph Lister seine Patienten mit in Phenol getränkten Verbänden und senkt damit die Sterblichkeit nach Operationen von 50 auf 15%. TOP

Die hygienische Situation in den Städten war sehr lange sehr schlecht. Das bedeutende Wachstum der Städte machte eine organisierte Abwasserentsorgung notwendig. Wien war im Jahr 1739 die erste Stadt Europas, welche eine vollständige Kanalisation zur Entsorgung des Abwassers besass. In London dagegen etwa wurde mit dem Bau einer Kanalisation erst 1842 begonnen. Die erste Kläranlage wurde 1882 in Frankfurt am Main begründet. Um die hygienischen Verhältnisse in Paris zu verbessern erliess der Präfekt Eugène Poubelle 1883 ein Dekret, welches die Hauseigentümer verpflichtete, den Mietern Mülleimer zur Verfügung zu stellen. In der französischen Sprache wurde fortan sein Name für den Begriff des Mülleimers verwendet (poubelle). Bis zum 16. Jahrhundert wurden sämtliche Abfälle in Paris einfach auf die Strasse geworfen.
1848
Karl Marx

Marx, welcher ursprünglich ein Rechtsgelehrter ist, veröffentlicht zusammen mit Friedrich Engels das "Manifest der kommunistischen Partei", in welchem die Autoren die radikale politische Forderung des Kommunismus (gegen den damaligen 'Manchesterkapitalismus') erheben. Sein Hauptwerk ist "Das Kapital" (1865). Engels schreibt auch naturwissenschaftliche Werke, z.B. "Dialektik der Natur" (1883). Der Begriff des Sozialismus geht auf die sogenannt Utopischen Sozialisten zurück (Saint-Simon [ein Schüler von Comte (Begründer der Soziologie als Wissenschaft)], Owen, Fourier; Weitling). Die bekannten Gegensatzpaare heissen: Liberalismus und/oder Sozialismus, Kapitalismus und/oder Kommunismus, Marktwirtschaft und/oder Planwirtschaft, Freiheitlichkeit und/oder Gleichheitlichkeit. Die Philosophie von Marx wird auch als Historischer Materialismus bezeichnet, wobei die materialistische Auffassung der Geschichte davon ausgeht, dass die Produktion der Güter und der Austausch der Produkte die Grundlage der Gesellschaftsordnung ist. TOP

Anmerkung. Man kann vielleicht einiges gegen Marx einwenden, letztlich aber ist er doch derjenige, welcher die soziale Diskussion in einer ([scheinbar] notwendigen) Art und Weise befeuerte, die schliesslich auch Früchte getragen hat. Wozu brauchen wir überhaupt eine soziale(re) Gesellschaft und warum reicht dafür der reine Solidaritätsgedanke (der [US-] Pioniere) nicht aus? Die Wohlfahrt, welche die westliche Welt heute kennt (und langsam aber sicher - aus reinen Gewohnheitsgründen zu unterschätzen beginnt), ist nicht nur ein Produkt der liberalen Wirtschaft, sondern auch des sozialen Ausgleichs. Man muss sich zu dieser Einsicht nur die Gesellschaftsverhältnisse vor der sozialen Bewegung in Erinnerung rufen und sie mit den heutigen vergleichen. (Mehr braucht es gar nicht, um sich der grossen Leistung der sozialen Bewegung insgesamt bewusst zu werden - und auch die spezielle Leistung von Marx darin, ohne sie zu überschätzen, zu anerkennen.) Während im europäischen Osten kommunistische Staatssysteme ausprobiert wurden, etablierte sich im Westen als realpolitischer Dritter Weg, quasi, die sogenannte Soziale Marktwirtschaft.
1850
Rudolf J.E. Clausius

Clausius prägt den Begriff der Entropie und behauptet, dass die Entropie in einem geschlossenen System immer mehr zunehme. Entropie ist ein Kunstbegriff aus dem Griechischen, welcher etwa Änderung, Entwicklung und Umwandlung meint und mit dem Begriff der Energie verwandt ist. (Verdient macht sich um den Begriff der Entropie auch Ludwig Boltzmann.) TOP
1850
Charles Nelson Goodyear

Goodyear, welcher als Erfinder der Vulkanisation des Kautschuks gilt, beginnt in diesem Jahr mit der Fabrikation von Hartgummi. TOP
1851
Léon Foucault

Foucault beweist mit dem nach ihm benannten Foucaultschen Pendel die Erdrotation. TOP
1851
William Wilson

Der britische Dichter W. Wilson führt den Begriff der Literaturgattung der Science Fiction ein. Diese wird im späteren 19. Jahrhundert wesentlich geprägt von Jules Verne und H.G. Wells. Als erste Vertreter der modernen Science Fiction gelten Autoren wie F. Bacon, Kepler, Wilkins (also drei berühmte Wissenschaftsvertreter!), Bergerac und Voltaire - später auch etwa Mary Shelley oder Louis Stevenson. In seiner Dokumentarfilmserie "Prophets of Science Fiction" (dt. Die Science Fiction Propheten, 2011) stellt Ridley Scott acht der bedeutendsten Science-Fiction-Autoren vor: Mary Shelley, Jules Verne, H.G. Wells, Robert Heinlein, Arthur C. Clarke, Isaac Asimov, Philip K. Dick, George Lucas. Eines der bedeutendsten Beispiele, wie die Science-Fiction-Literatur die Wissenschaft und Technik beeinflusste, ist Inspiration zur Weltraumfahrt, welche der Raketenpionier Ziolkowski aus den Büchern von Verne entnahm. TOP

[Videos: Die Science Fiction Propheten - Jules Verne (dt./41:21), Die Science Fiction Propheten - H.G. Wells (dt./42:01)].
1852
Herbert Spencer

Spencer begründet in seinem Buch "A Theory of Population" den 'Sozialdarwinismus': nachdem er Darwins Hauptwerk gelesen hat, spricht er vom Survival of the fittest. Der Begriff vom Überlebenskampf geht auf Thomas Hobbes und v.a. Thomas Malthus zurück. Der Sozialdarwinismus wurde also keineswegs von Darwin abgeleitet, sondern vielmehr leitete Darwin seine Evolutionstheorie vom Sozialdarwinismus ab. Mehrere amokläuferische Attentäter haben sich schon auf sozialdarwinistische Argumente berufen - das Thema wird behandelt etwa bei Fjodor Dostojewski ("Prestuplenije i nakasanije", dt. Schuld und Sühne, 1866) oder Alfred Hitchcock ("Rope", dt. Cocktail für eine Leiche [1948]). Ebenfalls eine bedeutende Rolle spielt es in der Eugenik oder im Ökofaschismus. Marx, welcher eine klassenlose Gesellschaft fordert, und Spencer, welcher eine elitaristische Gesellschaftstheorie formuliert, werden zuweilen als sozialtheoretisches Gegenpaar betrachtet. TOP

Anmerkung. Das Problem des Sozialdarwinismus liegt natürlich darin, dass hier ein geisteswissenschaftliches Thema mit einer naturwissenschaftlichen Überlegung behandelt wird. Die Natur kann ja nicht gut oder schlecht sein, eine bestimmte Kultur aber schon - und in einer schlechten Kultur (d.h.: in einer Kultur, die weit weg ist vom Ideal einer guten Kultur) würden ja dann die Schlechten überleben (weil es in dieser Kultur die Bestangepasstesten sind [und dies beweist, dass man Naturgesetze nicht 1:1 auf die menschliche Kultur übertragen kann]).
1853
William Rankine

Rankine prägt den Begriff der Potentiellen Energie. Dabei greift er zurück auf das aristotelische Begriffspaar von Akt und Potenz. Mit Potenz ist eine Möglichkeit und/oder Fähigkeit zu einer Realisierung gemeint, während Akt der Realisierung entspricht. Potentielle Energie ist also eine Energie, welche die Möglichkeit in sich trägt realisiert zu werden (typischerweise z.B. Lage-Energie [ein ruhender Körper trägt in einem Gravitationsfeld das Potenzial in sich, auf das Gravitationszentrum zu zu fallen]). TOP
1854
Hermann Heinrich Gossen

Gossen publiziert seine (einzige) Schrift "Entwicklung der Gesetze des menschlichen Verkehrs, und der daraus fliessenden Regeln für menschliches Handeln". Darin beschrieben ist die Grenznutzentheorie, welche einen entscheidenden Einfluss hatte auf die Grenznutzenschule, u.a. mit Lé Walras, Carl Menger und William Stanley Jevons (mit dem Schlussresultat des allseits bekannten Diagramms vom Marktgleichgewicht bei Alfred Marshall [siehe dort]). TOP
1856
Edmé Félix Alfred Vulpian

Vulpian entdeckt das Adrenalin. Rein dargestellt wurde das im Nebennierenmark gebildete Hormon von Takamine Jokichi (1901). TOP
1856
Edmund Wilson

E. Wilson entdeckt als Erster das X- und das Y-Chromosom bei Säugetieren. Sutton und Boveri begründen ab 1902 die Chromosomentheorie. TOP
1858
Friedrich August Kekulé

Kekulé erklärt die organischen Verbindungen aus den vier Bindungen des Kohlenstoffatoms. TOP
1858
Hermann Ludwig von Helmholtz

Helmholtz formuliert seine drei Wirbelsätze, welche heute u.a. zur Erklärung von Wirbelstürmen dienen. Mit seiner Wirbeltheorie hat er eine Grundlage geliefert für die Wirbelphysik, welche seit dem 20. Jahrhundert als eine Art Alternativphysik betrieben wird (z.B. von Wilhelm Bauer und Viktor Schauberger); der Wirbel wird in dieser Auffassung als die grundlegende Naturkraft verstanden. Helmholtz war ein äusserst vielseitiger Naturforscher, der sich in vielen verschiedenen Gebieten der Naturwissenschaft verdient machte. TOP
1859
Charles Darwin

Darwins "On the origin of species by means of natural selection or the preservation of favoured races in the struggle for life" zeigt die darwinistische Vorstellung der Evolution, nach welcher die Arten durch reine 'natürliche Durchsetzung' entstanden sind. Unabhängig von Darwin entwickelt etwa gleichzeitig Alfred Russel Wallace die Evolutionstheorie. Von ihm ist bekannt, dass er beeinflusst war vom Buch "Vestiges of the Natural History of Creation" (1844 - anonym veröffentlicht von Robert Chambers). Darin ist ein deistisches Weltbild beschrieben, mit einer vollständigen Evolutionsdarstellung. Darwin und Wallace machten je 1958 eine erste Veröffentlichung zur Evolutionstheorie (der natürlichen Selektion). Darwin soll das Material für seine Theorie über 20 Jahre lang zusammengetragen haben. Darwins Theorie löste jene von Lamarck ab (siehe dort). TOP

[Video: Die Evolutionstheorien von Lamarck und Darwin (dt., 04:20)].
1859
Gustav Robert Kirchhoff

Kirchhoff entwickelt zusammen mit Robert Wilhelm Bunsen, dem Erfinder des Bunsenbrenners, das Spektroskop für die chemische Spektralanalyse. TOP
1860
Ernst Mach

Mach bestätigt den Doppler-Effekt experimentell. Bedeutender ist indes seine philosophische Stellung, hat er doch als Hauptvertreter des Empiriokritizismus, welcher kein Anti-, sondern ein Pro-Empirizismus ist, eine ganze lange Reihe der wissenschaftstheoretischen Überleugungen im 19.-21. Jahrhundert ausgelöst. Offenbar ist die Zeit reif gewesen, sich Gedanken zu machen über Begriffe wie Wissenschaft, Logik, Wahrheit. TOP
1861
Paul Broca

Broca entdeckt das motorische Sprachzentrum im menschlichen Gehirn (sowie auch den limbischen Lappen - später bezeichnet als Limbisches System [Gefühlszentrum - Paul D. MacLean, 1952]). 1874 entdeckt Carl Wernicke dazu das sensorische Sprachzentrum. TOP
1864
George Perkins Marsh

Marsh ("Man and Nature - Or, Physical Geography as Modified by Human Action" und Henry David Thoreau ("Walden") schreiben in diesem Jahr zwei Bücher, die bedeutend sind für die Initiierung des Naturschutzes. Weitere frühe Vertreter des Naturschutzes: Burroughs, Catlin, Emerson, Hayden, Jackson, Leopold, Muir, Pinchot. TOP
1866
Gregor Johann Mendel

Mendel veröffentlicht seine 1857 begonnenen "Versuche über Pflanzen-Hybriden", womit er zum Begründer der Genetik wird. (Erst 1909 wendet William Bateson die Mendelschen Gesetze auf Tiere an; er prägte 1905 den Begriff der Genetik, Wilhelm Johannsen 1909 das Konzept des Gens als Träger der Vererbung.) TOP
1866
Ernst Heinrich von Haeckel

Haeckel verwendet in seiner Schrift "Generelle Morphologie der Organismen" erstmals den Begriff der Ökologie. TOP
1866
Werner von Siemens

Siemens gilt mit seiner Dynamomaschine als Erfinder des ersten praxistauglichen Elektromotors. 1881 stellte Gustave Trouvé das erste Elektrofahrzeug, ein elektrisches Dreirad, der Öffentlichkeit vor. Elektrowagen gerieten dann mehr oder weniger in Vergessenheit und feierten - angesichts der ökologischen Krise - erst in den 1990-er Jahren eine Renaissance. TOP
1867
Zénobe Théophile Gramme

Gramme erfindet den ersten kommerziellen Wechselstrom-Generator und 1869 den ersten kommerziellen Gleichstrom-Generator. (Als eigentlicher Erfinder des Wechselstrom-Generators gilt allerdings Nikola Tesla 1884.) TOP
1867
Albert Nobel

Nobel erfindet das Dynamit. Noch bekannter ist er allerdings durch die Stiftung vom Nobelpreis, welcher seit dem 10. Dezember 1901 vergeben wird (anfangs nur für Naturwissenschaftler). Vergeben wird der Preis in den Kategorien der Physik, der Chemie, der Physiologie und Medizin, der Literatur und des Friedens (seit 1901) sowie der Wirtschaftswissenschaften (seit 1969). TOP
1868
Anders Jonas Angström

Angström liefert eine detaillierte Karte des Sonnenspektrums. TOP
1868
Johann Gustav Droysen

Droysen legt mit seinem "Grundriss der Historik" eine Begründung der Geschichte als Wissenschaft. Wie dann auch der Philosoph Wilhelm Dilthey hebt er in den Geisteswissenschaften die Geschichtlichkeit des Menschen und seiner Werke hervor, d.h. ein (radikal) geschichtliches Bewusstsein. Diese Philosophie wird als Historismus bezeichnet. Dilthey meint, die Naturwissenschaften würden erklären (die Natur), die Geisteswissenschaften verstehen (den Geist, letztlich). TOP
1868
John Stuart Mill

Mill verwendet erstmals den Begriff der Dystopie (in einer Rede vor dem englischen Parlament). Dieser leitet sich als Gegenbegriff vom Begriff der Utopie ab, welcher seit dem Roman "Utopia" (1516) von Thomas Morus gesellschaftstheoretisch relevant ist (mit einem frühen kommunistischen Ideal). Seither gab es verschiedene Gesellschaftsutopien - speziell populär war das Genre im 17. Jahrhundert, mit den Utopien von Tommaso Campanella (Sonnenstaat, 1609), Johann Valentin Andreae (Christianopolis, 1619), Francis Bacon (New Atlantis, 1626) oder James Harrington (Oceana bzw. Commonwealth, 1656). Der Begriff der Dystopie hat eine grosse Bedeutung in der Science-Fiction-Literatur der späteren Moderne. TOP
1869
Dmitrij I. Mendelejew

Mendelejew veröffentlicht (unabhängig von Julius Lothar Meyer) die erste Fassung seines Periodensystems der Elemente, welches v.a. in der Chemie zu einem unentbehrlichen Hilfsmittel wird. Das Periodensystem wird u.a. von Henry Moseley weiter entwickelt. TOP
1869
Pierre Michaux

Michaux stellt das Dampfrad vor, welches der Vorläufer vom Motorrad ist. Gottlieb Daimler und Wilhelm Maybach konstruieren 1885 den Reitwagen. Das erste serienproduzierte und eigentliche Motorrad stammt von Hildebrand & Wolfmüller 1894. TOP

[Videos: Daimler-Reitwagen (in Aktion) (dt./02:07), Hildebrand & Wolfmüller (in Aktion) (00:55), The Greatest Motorcycle of Every Decade (engl./16:29)].
1869
Johannes Diderik van der Waals

Van der Waals entdeckt die Anziehungskräfte zwischen Atomen (Van-der-Waals-Kräfte). TOP
1870
Heinrich Schliemann

Schliemann gilt als bedeutendster Archäologe des 19. Jahrhunderts. Er gräbt die antike Stadt Trojas aus; bedeutende Archäologen im 20. Jahrhundert sind etwa William Matthew Flinders Petrie (ist in Ägypten tätig) oder Howard Carter (Grab des Tut-anch-Amun). Die fiktive Archäologen-Figur von Indiana Jones wird zur Kultfigur in Filmen und Spielen. Teils werden alte archäologische Artefakte, die in westlichen Museen liegen, heute zurückgegeben an die Herkunftsländer. Die Geschichte der wissenschaftlichen Archäologie geht bis aufs 15. Jahrhundert zurück (Cyriacus von Ancona ). TOP
1872
Jean-Marie Charcot

Charcot wird ordentlicher Professor für pathologische Anatomie an der Universität, wo er zahlreiche Arbeiten zur Anatomie und Pathologie des Nervensystems veröffentlicht. Er gilt als Vater der modernen Neurologie, da ihm bedeutende Erkenntnisse auf fast allen Gebieten der Neurologie gelungen sind. Bedeutend sind v.a. auch seine Erforschungen der Hysterie (u.a. mit Einsatz der Hypnose). Ferner lieferte Charcot bedeutende Impulse zur Erforschung der Multiplen Sklerose, von Morbus Parkinson oder vom Tourette-Syndrom. Ebenfalls unterschied er die Epilepsie von der Hysterie. TOP
1873
James Clerk Maxwell

"Electricity and magnetism" von Maxwell beschreibt den grundlegenden Zusammenhang von Elektrizität und Magnetismus (Elektromagnetismus - Maxwellsche Gleichungen). In "A dynamical theory of the electromagnetic field" (1864) kommen die ursprünglichen vier Formeln der Maxwellsche Gleichungen erstmals vor. Maxwell liefert die Gleichungen zu Faradays Behauptungen bezüglich des Elektromagnetischen Feldes. Er gilt als Begründer der Elektrodynamik (Vorläufer: Gian Domenico Romagnosi und Hans Christian Oersted). Als Maxwellscher Dämon wird ein Gedankenexperiment bezeichnet, welches den Zweiten Hauptsatz der Thermodynamik in Frage stellt. TOP
1874
Franz Brentano

Brentanos Schrift "Psychologie vom empirischen Standpunkt" wird als Initiation der Psychologie als Wissenschaft gesehen. Im Zentrum seiner Philosophie/Psychologie steht der Begriff der Intention. 1879 gründet Wundt sein Institut für experimentelle Psychologie (siehe dort). TOP
1875
Richard Caton

Caton beschreibt eine 'kontinuierliche spontane Aktivität' der Hirnoberfläche. TOP
1875
G.H. Lewes

Lewes begründet in seiner Schrift "Problems of Life and Mind" den Begriff der Emergenz im Zusammenhang mit der Erklärung des Bewusstseins. Diese bedeutet, dass auf höheren Ebenen höhere Eigenschaften auftreten bzw. erscheinen (Emergenz bedeutet 'plötzliches Erscheinen oder Auftreten'). Das Konzept soll mindestens bis auf Aristoteles zurückgehen und wurde u.a. von John Stuart Mill ("Composition of Causes", 1843), Nicolai Hartmann oder Julian Huxley verwendet, ferner aktueller bei Jeffrey Goldstein oder Peter Corning - bedeutend im Sinn einer emergenten Evolution v.a. aber von Samuel Alexander und Conwy Lloyd Morgan. TOP
1876
Graham Bell

Bell ist einer der vielen Erfinder des Telefons - im Gegensatz zu den anderen, schafft es Bell einen Markt für das Gerät aufzubauen. Ebenfalls als Erfinder des Telefons bezeichnet werden etwa Antonio Meucci oder Philipp Reis.TOP
1876
Cesare Lombroso

Lombroso gibt sein Buch "L'Uomo delinquente" heraus (dt. Der Verbrecher in anthropologischer, ärztlicher und juristischer Beziehung). Er begründet - als Reaktion auf die Klassische Schule der Kriminologie (Cesare Beccaria) - damit die (sogenannt) Positive Schule der Kriminologie, in welcher es darum geht eine Wissenschaft der Kriminologie zu begründen, die auf empirischen Methoden besteht (dies ging aber auch in biologistische und anthropologistische Interpretationen). In einem anderen Buch "Genio e follia" (dt. Genie und Irrsinn, 1872) vertritt er die Meinung, dass es einen bedeutenden Zusammenhang zwischen künstlerischem Genie und psychiatrischem Wahnsinn gebe. Er besucht sogar den russischen Schriftsteller Tolstoi, in der Hoffnung, bei einem solchen Treffen seine Theorie bestätigt zu sehen. TOP

[Webseite: Lombroso and Tolstoy (engl.)].
1877
Felix Hoppe-Seyler

Im Vorwort seiner Zeitschrift für Physiologische Chemie verwendet Hoppe-Seyler erstmals den Begriff der Biochemie. Zu den Pionieren der vormaligen Physiologischen Chemie gehören etwa Pierre Jean Robiquet und Louis-Nicolas Vauquelin (Entdeckung und Isolierung von Aminosäuren, 1805), Friedrich Wöhler (Synthese des organischen Harnstoffs, 1828) sowie Anselme Payen (Entdeckung des ersten Enzyms, 1833 [biologischer Stoff aus Riesenmolekülen, der als Katalysator chemische Reaktionen beschleunigen kann]). Später gelang die biochemische Synthese von Hormonen (siehe dort). TOP
1879
Louis Pasteur

Pasteur, der Begründer der Keimtheorie der Krankheit, entdeckt per Zufall, dass Hühner immun sind gegen ein Virus, wenn sie zuvor mit einer geschwächten Form des Virus infiziert worden sind. Diese Entdeckung führt zur Entwicklung von Schutzimpfungen. 1856 hatte er in seinen "Recherches sur la putréfaction" bereits entdeckt, dass die Gärung durch Mikro-Organismen (Hefe) erfolgt und nicht durch chemische Stoffe, wie zuvor angenommen wurde. 1885 erfindet er einen Impfstoff gegen Tollwut. TOP
1879
Thomas Alva Edison

Edison erfindet (gleichzeitig mit Joseph Swan) die elektrische Kohlenfadelampe und eröffnet 1880 in London sein erstes Elektrizitätswerk. Ferner ist er verantwortlich für die Elektrifizierung New Yorks. Den Stromkrieg, in welchem er den Gleichstrom vertritt, verliert er aber gegen George Westinghouse, welcher den Wechselstrom (mit Polaritätswechsel) vertritt. TOP
1879
Gottlob Frege

Mit seiner "Begriffsschrift" leitete Frege eine logizistische, analytische und neoempiristische Bewegung aus. Freges logische Wende kann man als Reaktion auf Brentanos Psychologismus verstehen bzw. auf das Aufkommen von Psychologismen zu jener Zeit allgemein. Frege wollte das Denken auf logische Gründe zurückführen und führte dazu eine formale Sprache der Logik ein, mit welcher er die Prädikate analysierte, die den wahrheitsfunktionalen Teil einer Aussage bezeichnen. Das Ziel der gesamten, Frege nachfolgenden Bewegung ist es, die Philosophie durch Analysierung und Formalisierung wissenschaftlicher zu machen (oder erscheinen zu lassen). Weitere Vertreter des Logizismus: Russell/Whitehead ("Principia Mathematica", zw. 1910-1913), Wittgenstein. Weitere Richtungen: Empiriokritzismus, Logischer Empirismus (aka Neopositivismus), Analytische Philosophie (Analytische Philosophie der Sprache, des Geistes und des Bewusstseins). TOP
1879
Wilhelm Wundt

Wundt gründet sein Institut für experimentelle Psychologie mit einem systematischen Forschungsprogramm. Damit (u.a.) gilt er als Vater der (spät-) modernen Psychologie. Seine "Grundzüge der physiologischen Psychologie" gelten als die wichtigsten Darlegungen zur Psychologie vor den Arbeiten Freuds zur Psychoanalyse. TOP
1881
Lucien Gaulard

Gaulard stellte einen mit John Dixon Gibbs entwickelten Transformator im Londoner Royal Aquarium aus. 1885 baute er mit William Stanley den ersten praktisch verwendbaren Transformator. Manche sehen den ersten eigentlichen Transformator allerdings schon bei Pawel Nikolajewitsch Jablotschkow, welcher 1875 Induktionsspulen für eine verbesserte Form der Kohlebogenlampe verwendet hatte. TOP
1882
Robert Koch

Koch weist als Erster den Zusammenhang eines Erregers mit einer spezifischen Humankrankheit exakt nach, indem er das Bakterium entdeckt, welches Tuberkulose verursacht (diese Krankheit ist das Schreckgespenst des 19. Jahrhunderts). 1883 entdeckt er das Bakterium, welches Cholera verursacht und weist nach, dass diese Krankheit durch Nahrung und Trinkwasser übertragen werden kann. TOP
1882
Friedrich Nietzsche

Ausgerechnet der als Nihilst verschriene Nietzsche plädiert in seinem Werk "Die fröhliche Wissenschaft" für eine Wissenschaft der Moral (was einmal mehr seine ganze Ambivalenz aufzeigt). Freilich: der Irrtum ist für ihn Regel und Norm, die Wahrheit dagegen allenfalls in widerlegbaren Irrtümern zu finden. Der Wunsch, Irrtümer zu widerlegen - also: der Wunsch nach (wissenschaftlicher) Redlichkeit - sei aber sehr selten. Der Begriff der Gai Saber ('Fröhlichen Wissenschaft') soll von provenzialischen Troubadouren stammen und zu jener Zeit allgemein bekannt gewesen sein. TOP
1883
Wilhelm Dilthey

Dilthey will in in seiner "Einleitung in die Geisteswissenschaft" diese als selbstständiges Ganzes neben den Naturwissenschaften verstanden wissen (was darauf hindeutet, dass die Rechtfertigung der Geisteswissenschaften gegenüber den Naturwissenschaften im universitären Diskurs immer schwieriger zu werden scheint). Dilthey legt den Unterschied zwischen Natur- und Geisteswissenschaften so fest, dass die Naturwissenschaften erklären (die Natur) und die Geisteswissenschaften verstehen (den Geist - wie man sagen könnte). Dilthey ist bekannt für seine philosophische Methode der Hermeneutik (Theorie des Verstehens von Texten). TOP
1883
Charles Fritts

Fritts baut auf der Grundlagenforschung von Willoughby Smith [1873] und William Grylls Adams [1876] zum Photoelektrischen Effekt in Selen die erste Selenzelle. Diese hatte jedoch bloss einen sehr geringen Wirkungsgrad. Wirkungsvollere Solarzellen entstanden erst ab 1954 (Daryl Chapin, Calvin Fuller und Gerald Pearson). TOP
1883
Theodor Kocher

Kocher führt die erste allogene Organtransplantation durch, indem er bei einem jungen Mann fremdes menschliches Schilddrüsengewebe unter die Haut und in die Bauchhöhle einpflanzt. Die moderne Geschichte der Organtransplantation beginnt um 1908 mit den Forschungsarbeiten von Alexis Carrel. TOP
1883
Alfred Percy Sinnett

Sinnett erwähnt offenbar erstmals den Maitreya Buddha, welcher als kommender Weltlehrer bezeichnet wird, in einem theosophischen Kontext (ein bedeutenderes Interesse am Maitreya beginnt in der Theosophie erst etwa um 1909, 18 Jahre nach dem Tod von H.P. Blavatsky, v.a. mit C.W. Leadbeater). Dies löst die Maitreya-Rezeption im Westen aus - etwa mit Rudolf Steiner, Benjamin Creme und anderen (darunter Charles W. Morris in der Philosophie). Ein Lehrer der Welt ist natürlich auch für die Wissenschaft interessant. Im Buddhismus hat die Maitreya-Figur eine sehr alte Tradition, welche bis auf Buddha Gotama und dessen Reden zurückgeht. TOP

Anmerkung. Die Meisten werden mit der Maitreya-Konzeption bzw. der westlichen - im Grunde von der Theosophie ausgegangenen - Rezeption davon wenig bis gar nichts anfangen können. Die westliche Rezeption geht davon aus, dass alle Religionen noch einen bedeutenden religiösen Gesandten erwarten, wobei dies nach diesem Konzept eine und dieselbe Person ist, welche in der Literatur den Namen 'Maitreya' trägt (aber auch einen anderen Namen tragen könnte). Ich halte sowohl die allzu tollen Verherrlichungen (Maitreya grösser als Christus - etwa bei Steiner) wie auch die negativen Darstellungen für verfehlt und tendenziös (vielleicht gibt es zwei Möglichkeiten für die Maitreya-Figur: eine gute und eine schlechte?). Wenn es eine zukünftige Figur der Religion gibt, wie immer sie auch heissen und beschaffen sein mag, so müssen - wie ich denke - die Menschen das Kommen dieser Figur vorbereiten, indem sie (selber!) die Welt verbessern (das ist vielleicht das Mysterium einer solchen Figur [und auch die Lehre dieser Figur aus der Erscheinung Jesu: wenn die Zeit nicht gut ist, lohnt sich ein Kommen nicht (für Jesus hat es sich gelohnt, nicht aber für eine kommende Figur)]). Was würde ein gütiger und gerechter Weltlehrer den Menschen als Erstes lehren? Er würde ihnen wohl das Selbstvertrauen geben, dass sie selber - zusammen natürlich - die Probleme der Welt lösen können.
1883
Otto von Bismarck

Bismarck führt 1883 die Kranken- und 1884 die Unfallversicherung ein - damit begründet er das spätmoderne Sozialwesen ('Sozialstaat'). Bismarck wollte damit auch den Elan der sozialistischen Bewegung bremsen. Im übrigen Europa kam eine bedeutendere Sozialpolitik erst im 20. Jahrhundert auf: etwa in den 1930-er Jahren in Schweden oder in den 1940-er Jahren in Grossbritannien (Beveridge Report [1945]) und Frankreich (ebenfalls 1945). Armengesetzgebungen gab es u.a. jedoch bereits etwa 1554 in Frankreich oder 1601 und 1834 in Grossbritannien. TOP
1886
Carl Friedrich Benz

Benz begründet mit dem Automobil mit Verbrennungsmotor - Benz Patent-Motorwagen Nummer 1 - die eigentliche Geburtsstunde des modernen Automobils (gegenüber früheren Vorläfern). Erste Verbrennungsmotorn waren bereits in den 1850-er Jahren bekannt (Reithmann, Lenoir). Das allererste Vehikel, welches man als Automobil bezeichnen könnte ist aber der Dampfwagen von Nicolas Joseph Cugnot (Fardier à vapeur, 1769). 1870 hat auch bereits Siegfried Marcus einen Kraftwagen mit Benzinmotor zum Fahren gebracht. TOP

[Videos: Fardier de Cugnot (en action) (00:42), Das erste Auto - Benz Patent-Motorwagen Nummer 1 (dt./08:24), Ford Model T (engl./03:11), Evolution of Cars (23:11)].
1887
Emil Berliner

Berliner erfindet das Grammophon und die Schallplatte. Sein Produkt ist besser als diejenigen seiner Vorgänger wie Édouard-Léon Scott de Martinville 1857 (Phonautograph), Thomas Edison und John Kruesi 1877 (Phonograph), Charles Sumner Tainter, Alexander Graham Bell und Chichester Alexander Bell 1880-1886 (Graphophon). Im Verlauf des 20. Jahrhunderts wird die Musik zur bedeutendsten Kunst des Jahrhunderts. TOP

[Vor 100 Jahren: Emil Berliner's Grammophon Patent (dt./14:59), Why Does New Vinyl Sound Digital? (engl./05:46)].

Entwicklung der Musikstile im 20. Jh. - 19. Jh. und früher: Christliche und Mittelalterliche Musik, Klassik/Oper/Operette, Walzer (18. Jh.), Folk/Volksmusik (Alpenländische Volksmusik: 19. Jh. - Polka [19. Jh.], Schottisch bzw. Schottischer Walzer [19. Jh.]), Spiritual (17. Jh.), Blues (1860-er), Jazz bzw. New Orleans Jazz (1890-er), Tango (19. Jh.), Merengue (19. Jh.), Biguine (19. Jh.), Qawwali, Chaabi sowie Chinesische, Indische, Arabische, Afrikanische, Polynesische Musik (u.a.), Jüdische Musik (Klezmer [u.a.]), Zigeunermusik. 1900-er: Entertainment/Schlager/Chanson/Canzone, Gospel, Ragtime, Samba, Calypso. 1910-er: Foxtrott, Big Band, Rumba. 1920-er: Country, Chicago Jazz, Dixieland, Boogie-Woogie, Raï, Highlife. 1930-er: Swing, Mambo, Cumbia, Re(m)betiko. 1940-er: Bluegrass, Rhythm & Blues, Bebop bzw. Bop, Cool Jazz, Latin Jazz. 1950-er: Rockabilly, Rock'n'Roll, Doo Wop, Soul, Hard Bop, Modal Jazz, Free Jazz, Ska, 'World Music', Cha Cha Cha, Bossa Nova. 1960-er: Beat, Surf, Rock, Psychedelic Rock, Blues Rock, Hard Rock, Folk Rock, Progressive Rock, Funk, Rocksteady, Reggae, Early Reggae, Roots Reggae, Lovers Rock, DJ-Reggae, Dub, Salsa, Krautrock. 1970-er: (Euro) Pop, Glam Rock, Punk, Heavy Metal, Electro, Synth-Pop, New Wave, Ambient, Rap/Hip-Hop, Zouk, Rasin, NDW. 1980-er: Neo-Prog, Italo Disco, Space Synth, House, Acid House, Techno, Smooth Jazz, Contemporary R&B, Gangsta Rap, Dancehall/Ragga, Tishoumaren bzw. Desert Blues, Deutschrap. 1990-er: Alternative Rock, Grunge, Stoner Rock, Eurodance, Trance, Hard Trance, Goa, Hardstyle, Trip-Hop, Drum 'n' Bass, Downtempo, Reggaeton.

(Auch in der Musik zeigt sich - wie in der Wissenschaft - diese unglaubliche Entwicklungsdynamik des 20. Jahrhunderts [wie sie in der Menschheitsgeschichte vielleicht einmal sein könnte]); gegen Ende des Jahrhunderts war ein deutlicher Trend zu härterem Sound und krassereren Lyrics zu verzeichnen (Grunge, Stoner Rock, Heavy Metal, Goa, Hard Trance, Hardstyle, Gangsta Rap, Ragga - Gegenbewegungen gab es etwa mit Ambient, Lounge oder Downtempo).

Musikalische Spezialitäten: Arcangelo Corelli (interpretiert von I Musici di Roma) - Concerti Grossi, Op.6 (1714/1966-1990 - der italienische Mozart [früher - 02:28:59]), Scott Joplin - The Entertainer (1902 - als die Musik anfing, modern zu werden [03:34]), Stump/Betschart - Schwyzermuet (zw. 1911-1914 - eine der ersten/ältesten Aufnahmen von Schweizer Volksmusik [02:25]), The Carter Family - Wildwood Flower (Country, 1928 - das ist der erste Superhit der modernen Musikgeschichte [03:15]), Jack Hylton & His Orchestra - Happy Days Are Here Again (Big Band, Foxtrott, Entertainment, 1930 - Great Depression: die Depression wegmusizieren [03:06]), Jackie Brenston & His Delta Cats - Rocket 88 (Rhythm & Blues, 1951 - der Song gilt als erster Rocksong der Musikgeschichte, einen Titel, welchen allerdings auch andere Songs für sich beanspruchen [02:51]), Ravi Shankar - An Introduction to Indian Music (World Music [Indien], 1958 - Shankar gehört zu den Begründern des Phänomens der 'Weltmusik' [04:08 + Album]), Miles Davis - So What (Modal Jazz, 1959 - einer der bedeutendsten Klassiker der Jazzmusik, oder: als der Jazz smooth und loungig wurde [09:23]), Jethro Tull - Nothing Is Easy (Hard Rock, Folk Rock, 1969 - als der Hardrock geboren wurde, waren nicht nur die grossen Drei [Led Zeppelin, Deep Purple, Black Sabbath] mitdabei, sondern auch etwa diese bemerkenswerte Rockband [04:11 + Album]), Queen - Keep Yourself Alive (Rock, Glam Rock, Progressive Rock, 1973 - ein typisches Rockalbum der 1970-er Jahre und vielleicht eines der besten [03:37 + Album]), U-Roy - Rivers of Babylon (Reggae, DJ-Reggae, 1977 - DJ-Version von Rivers of Babylon von The Melodians [05:03]), Yazoo - Goodbye Seventies (New Wave, Synth-Pop, 1982 - die Band verabschiedet die Nach-Hippie-Ära, die Achtziger gehörten den Yuppies, dem New Wave und der elektronischen Tanzmusik [06:15]), Brian Eno - Thursday Afternoon (Ambient, 1985 - dieser 61 Minuten lange Titel war einer der ersten Ambientsongs von Eno [01:00:53]), Nusrat Fateh Ali Khan - Na Ruk Te Hai Aansoo (World Music [Qawwali/Pakistan], Dat. unbek. - die Welt ist Musik [14:30 + Album]), The Age of Love - The Age of Love (Techno, Trance, 1990 - dies ist so etwas wie die eigentliche Hymne einer ganzen [Techno-] Generation [10:24 - Beste Remixes: 1992/Jam & Spoon, 2009/Sampler, 2017/Solomun-Panelli, 2020/Artbat vs Panelli, 2021/De Witte, 2021/De Witte & Sangiuliano]).

Link (Website): Everynoise - Alle Musikstile.
1887
Ramón y Cajal

Cajal beschreibt das Nervensystem aus Milliarden einzelner Neuronen (Nervenzellen), welche über spezielle Verbindungen (Synapsen) miteinander kommunizieren. 1897 prägt Charles Sherrington den Begriff der Synapse. TOP
1887
Ludwik Lejzer Zamenhof

Zamenhof veröffentlicht mit Esperanto die bedeutendste Plansprache, welche die Weltsprache werden sollte. Diese Hoffnung hat sich jedoch nicht erfüllt. Mit dem Homaranismo (oder: Hillelismus) versuchte er auch, eine neutrale Weltanschauung zu begründen. TOP

1888
Harold P. Brown

Brown, ein Mitarbeiter von Thomas Edison, beginnt mit der Entwicklung des Elektrischen Stuhls, nach dem Design des praktizierenden Zahnarztes Alfred Southwick. Erstmals für eine Hinrichtung in den USA eingesetzt wurde der Elektrische Stuhl 1890. TOP
1888
Heinrich Hertz

Hertz weist erstmals Radiowellen nach. TOP
1890
Paul Ehrlich

Ehrlich begründet die Immunologie. 1892 unterscheidet er zwischen aktiver und passiver Immunität. TOP
1890
Hermann Hollerith

Hollerith erfindet ein elektrisch angetriebenes Lochkarten-System, welches für die Volkszählung eingesetzt wird. 1896 gründet Hollerith die Tabulation Machine Company (heute IBM). TOP
1890
Alfred Marshall

Marshall stellt in seinen "Principles of Economics" die mikroökonomische Theorie mit dem Marshallschen Kreuz vor, in welchem vermittels einer Angebots- und einer Nachfragekurve das Marktgleichgewicht ermittelt wird (marktwirtschaftliche Preisbildung). TOP
1890
Christian von Ehrenfels

Mit seinem Essay "Über Gestaltqualitäten" initiiert Ehrenfels die Gestaltpsychologie, die von Max Wertheimer, Wolfgang Köhler, Kurt Koffka und Kurt Lewin begründet wird. Bedeutend sind auch die Begriffe der Gestalttheorie und der Gestalttherapie. Die Gestaltpsychologie geht von inneren Gestaltstrukturen aus. TOP
1891
Eugenius Warming

Ein erster Vorläufer der Ökologie als Wissenschaft ist der dänische Botaniker Warming mit seinem Hauptwerk "Plantesamfund" (dt. Lehrbuch der Ökologischen Pflanzengeographie - Eine Einführung in die Kenntnis der Pflanzenvereine" (1891). Der britische Ökologe G. Evelyn Hutchinson gilt im englischen Sprachraum im 20. Jahrhundert als Vater der modernen Ökologie, wobei er sich v.a. mit Limnologie (d.i. Wissenschaft von den Binnengewässern als Ökosystemen) beschäftigte. TOP
1894
Guglielmo Marconi

Marconi baut seine erste Radio-Anlage. Er gilt auch als einer der vielen Erfinder oder Väter des Radios - im öffentlichen Bewusstsein war er der bedeutendste derselben, doch 1943 entschied das Oberste Patentgericht der USA, dass Nikola Tesla als Erfinder des Radios zu betrachten sei (in den früheren 1890-er Jahren - andere Kandidaten wären u.a. etwa Jagadish Chandra Bose oder Oliver Lodge [auch je 1894]). 1901 gelingt Marconi die erste drahtlose telegrafische Verbindung über den Atlantik. Charles Herrold sendet 1909 als Erster Radioprogramme mit Musik und Nachrichten an ein Publikum. TOP
1894
Karl Pearson

Pearson führt den Begriff der Standardabweichung (engl. standard deviation) in der Literatur ein (er hat diesen Begriff zuerst in seinen Vorlesungen verwendet). Die Standardabweichung ist das bedeutendste Streuungsmass in der Stochastik (Mathematik des Zufalls [Wahrscheinlichkeitstheorie und Mathematische Statistik]). Mathematisch betrachtet ist die Standardabweichung die Quadratwurzel der Varianz. Prägend für die Varianz (Streuung der Wahrscheinlichkeitsdichte um ihren Schwerpunkt) ist Ronald Fisher. Dieser gilt als bedeutendster Wegbereiter der Statistik als Wissenschaft (Hauptwerk: "Statistical Methods for Research Workers", 1925). TOP
1894
Alexandre Yersin

Yersin entdeckt den Erreger der Pest, beim Ausbruch in Indochina, den (sogenannten) Bazillus Yersinia pestis. Die Pest hat im 14. Jahrhundert zu einer der schlimmsten Pandemien der Menschheit geführt (Schwarzer Tod von 1347-1353 ff [in den ersten fünf bis sechs Jahren ist etwa ein Drittel der europ&aul;ischen Bevölkerung gestorben]). Die Zeit ist begleitet von Hunger (ab 1290, zeitweilig in ganz Europa), Krankheit (Seuchen in Italien 1339 und 1340) und Krieg (v.a. Hundertjähriger Krieg zwischen Frankreich und England, 1337-1453 [nach einer längeren Friedenszeit in Europa im 13. Jahrhundert]) - ebenfalls von der Totentanzmalerei und vom Aufkommen erster, früher Renaissance-Dichter (Alighieri, Petrarca, Boccaccio). Die Pest ist bereits im 6. Jahrhundert verheerend im Mittelmeerraum aufgetreten (warum sie danach für mehrere Jahrhunderte verschwunden ist, ist nicht bekannt). TOP
1895
Georg Cantor

Cantor liefert eine Übersicht seiner Mengenlehre in "Beiträge zur Begründung der Transfiniten Mengenlehre". Die Mathematiker gehen davon aus, dass die gesamte heutige Mathematik in der Sprache der Mengenlehre formuliert ist und auf deren Axiomen aufbaut. Der Wohlordnungssatz von Cantor besagt, dass jede Menge wohlgeordnet werden kann. Er hält dies für ein 'grundlegendes Denkgesetz'. TOP
1895
Wilhelm Conrad Röntgen

Röntgen entdeckt die X-Strahlen (Röntgenstrahlen). TOP
1895
Auguste Lumière

Auguste und Louis Lumière erfinden den Kinematographen zum Abspielen von Filmen. (Frühe Vorläufer der Filmkamera sind etwa die Camera obscura von Giambattista della Porta um 1570 und die Laterna magica von Athanasius Kircher 1646; und ein erster Kinematograph wurde bereits 1892 unter dem Namen von Léon Guillaume Bouly patentiert). Der Durchbruch gelang Eadweard Muybridge mit Serienfotografien eines galoppierenden Pferdes 1872. Louis Lumière erfindet 1907 die Farbfotografie. Der Tonfilm kommt etwa 1927 auf ("The Jazz Singer"); seit den 1960-er Jahren ist der Farbfilm Standard. TOP

[Video: Muybridge: Fotografie der Bewegung (1872) (01:12), Website: Stummfilme der Kinogeschichte (dt.).]

Filmische Spezialitäten: Le Voyage dans la Lune (Méliès/Méliès, 1902 - alles begann mit einem grossen Spektakel [01:04]), Metropolis (Lang/Helm, 1927 - die futuristische Perle der Stummfilmzeit [02:00]), Modern Times (dt. Moderne Zeiten, Chaplin/Chaplin, 1936 - als der Film die Aussage ins Zentrum stellte [02:01]), It's a Wonderful Life (dt. Ist das Leben nicht schön?, Capra/Stewart, 1946 - eine der schönsten Filmgeschichten überhaupt [01:15]), Rebel Without a Cause (dt. ...denn sie wissen nicht, was sie tun, Ray/Dean, 1955 - der Film, der die Jugend aufweckte [02:25]), The Time Machine (dt. Die Zeitmaschine, Pal/Taylor, 1960 - das grosse Spektakel der Zeitreise [02:31]), King of Kings (dt. König der Könige, Ray/Hunter, 1961 - der Monumentalfilm mit Jesus [03:23]), 2001: A Space Odyssey (dt. 2001: Odyssee im Weltraum, Kubrick/Dullea, 1968 - gilt wohl zurecht als einer der besten Filme der Filmgeschichte [01:50]), The Front Page (dt. Extrablatt, Wilder/Lemmon, 1974 - schräges Zeitungsdrama mit ernsthaften Komikern [01:31]), The Meaning of Life (dt. Der Sinn des Lebens, Jones/Cleese, 1983 - wenn es einem Film gelungen ist, den Sinn des Lebens zu erfassen, dann diesem, oder etwa nicht? [02:39]), Do the Right Thing (Lee/Lee, 1989 - ein starker Film über Konflikte und Liebe [02:18]), Night on Earth (Jarmusch/Ryder, 1991 - stimmiger Episodenfilm mit Taxifahrern [02:32]), The Lord of the Rings - The Fellowship of the Ring (dt. Der Herr der Ringe: Die Gefährten, Jackson/Wood, 2001 - neue Dimensionen filmischer Intensität [02:55]), The Little Prince (dt. Der Kleine Prinz, Osborne/-, 2015 - überraschende Umsetzung einer schönen Geschichte [04:49]), The Philosophers (dt. The Philosophers - Wer überlebt?, Huddles/D'Arcy, 2018 - kann man einen philosophischen Film machen? Ja, man kann: ob es gelungen ist, das ist eine andere Frage [03:12]).
1896
Henri Becquerel

Becquerel entdeckt das Phänomen der Radioaktivität. TOP
1896
Pierre de Coubertin

Coubertin ist der Initiator der Olympischen Spiele der Moderne. 1894 hat er das Internationale Olympische Komitee gegründet, welches diese initiiert. 1930 wurde die Fussball-WM begründet, welche heute als zweitbedeutendstes Sportereignis gilt. Der Sport ist natürlich auch eine bedeutende Nebensache in der neuzeitlichen Wissenschaft und der modernen Wirtschaft - was schon alleine das sehr grosse Medieninteresse immer wieder zeigt - indem hier das Leistungsprinzip per se zelebriert (und manchmal leider auch - etwa mit Dopingmissbrauch - ad absurdum geführt) wird. Traditionell sollen bei Olympischen Spielen die Politik und der Sport getrennt sein. Schon die antiken Olympischen Spiele waren so konstituiert, dass alle griechischen Völker eingeladen wurden, unabhängig von der aktuellen politischen Situation, und dass die Spiele ein Zeichen für den Frieden und Zusammenhalt sein sollten (das grosse damalige griechische Reich bestand aus vielen Teilstaaten, die teils auch sogar gegeneinander Kriege führten). Wir sollten uns alle gemeinsam freuen können über die Leistungen aller Athleten und Athletinnen - das ist der Sinn und Geist von Olympischen Spielen. TOP

[Videos: The Modern Olympic Games | 360 VR Video (engl./08:37)], Usain Bolt - World Records in 100m, 200m and 4x200 relay (engl./03:23). - Das schönste Tor der Fussball-WM-Geschichte? Carlos Alberto 1970 (engl./00:46 - alle Tore Brazil'70 [05:42]), Borghetti 2002 (frz./01:42), Cambiasso 2006 (engl./01:17).

Anmerkung. Alles, was die heutige Unterhaltung ausmacht, wurde während der sogenannten in Belle Epoque (etwa 1871/80 oder 1890 [Fin de Siècle] bis 1914) begründet. So etwa Grammophon und Schallplatte (Berliner, 1888), Kinomatograph/Filmvorführung (Gebrüder Lumière, 1892) und eben die Olympischen Spiele (De Coubertin, 1896). Die Freiheitsbewegung der berühmten Künstlerkommune auf dem Monté Verità (ab 1900) gehört ebenfalls zu dieser Zeit, welche durch die beiden Weltkriege unterbunden worden und in der Hippiebewegung (um 1968, im Zuge der Beat- und Rockmusik und der Vietnamkriegproteste als Jugend- und Massenphänomen in den USA) und den Befreiungsbewegungen des 20. Jahrhunderts wieder aufgetaucht ist. Und natürlich fällt in diese Zeit auch die physikalische Revolution, mit der Quanten- und der Relativitätstheorie. Ich markiere mit dieser Zeit den Anfang der Spätmoderne.
1896
Karl Groos

Groos schreibt seine bedeutendsten Werke: "Die Spiele der Tiere" (1896), "Die Spiele der Menschen" (1899) und "Das Seelenleben des Kindes" (1904) und wird damit zum Initiator der Spielphilosophie. Der erste Autor, welcher dem Spielthema ein ganzes Buch widmete war Julius Schaller ("Das Spiel und die Spiele: Ein Beitrag zur Psychologie und Pädagogik wie zum Verständnis des geselligen Lebens" [1861]). Das bekannteste Buch zum Thema ist 'Homo ludens' (1938) von Johan Huizinga - dieser reproduziert, akzentuiert und popularisiert aber eigentlich mehr oder weniger nur Gedanken, die Groos vorgeprägt hat. TOP

[Videos: John Cohn: The Importance of Play (engl./18:27), Peter Gray: The Decline of Play (engl./16:03), Gerald Hüther: Rettet das Spiel! (dt./03:02)].

Alte Spieleklassiker online spielen (Spiel gegen Computer): Backgammon, Bridge, Checkers (Dame), Gioco dell'oca (Gänsespiel), Go, Hnefatafl, Jass - Differenzler, Mancala (Oware), Mühle (Nine Men's Morris), Rommé (Rummy), Schach, Senet, The Royal Game of Ur (Königliches Spiel von Ur). - Brettspiele online: Boardgamearena, Brettspielnetz, Brettspielwelt, Tabletopia, Yourturnmyturn, Yucata. - Online-Puzzle-Seiten: Jigsawexplorer, Jigsawplanet, The Jigsaw Puzzles (Puzzle Challenge: Mann auf dem Mond, (Philosophen-) Schule von Athen (Gemälde von Raffael), Sonnensystem (engl.), Periodensystem der Elemente, Noah's Arche, Flying Balloons, Patchwork, Fantasy Landscape, A Day at the Lake, Ori and the Blind Forest).

Minigames - Gandy's Quest, Relic Runway, Starsky & Hutch Pinball, Puzzle Bobble, The World's Hardest Game.
1897
Joseph John Thomson

Thomson entdeckt mit dem Elektron das erste Elementarteilchen, welches kleiner ist als ein Atom (unabhängig von ihm gelang der Nachweis des Elektrons praktisch gleichzeitig Emil Wiechert). Weitere subatomare Teilchen (experimentell entdeckt, u.a.): 1905 Photon (Einstein), 1919 Proton (Rutherford), 1932 Neutron (Chadwick), 1956 Neutrino (Cowan/Reines), 1970 (Charm-) Quark (Richter, Ting). TOP
1898
Marie Curie

Marie und Pierre Curie prägen den Begriff der Radioaktivität. TOP

[Webseite: Zehn Wissenschaftlerinnen, die Sie neben Marie Curie kennen sollten*.]

* Anmerkung: auf den ungeklärten Status von Milena Einstein-Maric habe ich auf dieser Seite hingewiesen. Nicht erwähnt sind u.a. etwa Émilie du Châtelet, Ida Noddack oder Kathleen Booth. Und hier sind bloss (technische) Naturwissenschaftlerinnen genannt - zieht man den Kreis ein bisschen weiter, gibt es natürlich - neben Frauenrechtlerinnen wie Christine de Pizan, Olympe de Gouges oder Mary Wollstonecraft - viele weitere bedeutende Namen wie (Lady) Mary Shepherd, Anna Tumarkin, Hedwig Conrad-Martius, Edith Stein, Anna Freud, Margaret Mead, Hannah Arendt, Simone de Beauvoir, Lynn Margulis, Judith Butler und andere. Einige dieser Frauen traten auch für die soziale Frauenbewegung ein. Sehr bedeutend für die Kultur-, Geistes- und Wissenschaftsgeschichte waren vielleicht auch die Salonnières, d.h. Gastgeberinnen der Salons littéraires seit der Aufklärung (wie etwa Catherine de Rambouillet, Madeleine de Scudéry, Claudine Guérin de Tencin, Marie-Thérèse Rodet Geoffrin oder Anne Louise Germaine de Staël-Holstein) - solche Salons wurden auch von Männern (Paul-Henri Thiry d'Holbach, Alexandre Jean Joseph Le Riche de La Popelinière oder Jean-Charles-Emmanuel Nodier) oder auch Paaren (Anne-Catherine de Ligniville Helvétius und Claude-Adrien Helvétius) ausgerichtet.
1899
Jules Henri Poincaré

Poincaré formuliert das Dreikörperproblem und schreibt 1889-1899 einige Abhandlungen darüber. Er kommt zum Schluss, dass sich die Planeten im Sonnensystem nicht deterministisch (exakt voraussagbar) verhalten, sobald man ihre Gravitationskräfte berücksichtigt. Damit wendet er sich gegen den damals vorherrschenden Determinismus und wird daher als Begründer eines Ansatzes zur Chaostheorie bezeichnet. 1972 begründet der Meteorologe Edward Lorenz das deterministische Chaos. Die eigentliche Chaostheorie entsteht aber erst Ende der 1980-er Jahre v.a. durch Benoit Mandelbrot (Mandelbrot-Fraktale) und Mitchell Feigenbaum. 1905 prät Poincaré den Begriff der Gravitationswelle (d.i. eine Welle, welche durch beschleunigte Masse ausgelöst wird). TOP
1900
Max Planck

Planck prägt den Begriff des (Energie-) Quants, welches etwa als (kleinster) "Träger der Kraft" (Elementarquantum) verstanden werden kann. Die Quantentheorie wird allerdings erst richtig zur Kenntnis genommen, als Einstein sie verwendet, um bestimmte Phänomene des Lichts zu erklären, z.B. dessen Ausbreitung. Im Jahr 1900 führt Planck bei der Berechnung des Spektrums der Wärmestrahlung die erste Quantisierung durch (d.h. Veränderung der klassischen Physik dahingehend, dass quantenphysikalische Beobachtungen richtig dargestellt werden können). Das Plancksche Wirkungsquantum ist das Verhältnis von Energie und (Schwingungs-) Frequenz eines Photons. Die wichtigsten Vertreter der Quantentheorie sind nebst Planck: Bohr, Heisenberg, Schrödinger und Pauli. TOP
1900
Sigmund Freud

"Die Traumdeutung" von Freud, dem Erfinder der Psychoanalyse (mit Josef Breuer) und der Tiefenpsychologie, stellt einen Bezug vom Unbewussten und dem Bewusstsein her. 1923 legt er in "Das Ich und das Es" sein Persönlichkeitsmodell mit dem Über-Ich, dem Ich und dem Es vor. Der Begriff vom Unbewussten stammt von den Philosophen Carus (1846) und E.v. Hartmann (1869). TOP
1900
Paul Ulrich Villard

Villard entdeckt eine Strahlungsart, welche noch durchdringender ist als Röntgenstrahlen und heute als Gammastrahlung bezeichnet wird. TOP
1901
Karl Landsteiner

Landsteiner entdeckt die Blutgruppen A, B, 0, AB. (Häufigkeit: 0 - 45%, A - 40%, B - 11%, AB - 4%.). TOP
1903
Poul la Cour

La Cour gründt die Gesellschaft der Wind-Elektriker, mit welcher er die Elektrifizierung von ländlichen Gebieten vorantreiben will. Er forschte an der Verbesserung von Windmühlen, um diese für die Erzeugung von elektrischer Energie nutzen zu können. Er gilt als einer der bedeutendsten Wegbereiter moderner Windkraftanlagen (frühere etwa James Blyth [1887] oder Charles Francis Brush [1887/88]). Erst im Zuge der ökologischen Überlegungen zu Alternativenergien bekam die Windenergie eine grössere Bedeutung. TOP
1903
Wilbur Wright

Mit seinem Bruder Orville testet Wilbur Wright am 17. Dezember 1903 das erste funktionierende Motor-Flugzeug (der erste Flug dauert nur 12 Sekunden, der vierte und letzte Flug an diesem Tag aber bereits 260 Meter in 56 Sekunden; einige Quellen sagen, 1901 soll bereits Gustav Weisskopf der erste Motorflug gelungen sein, bekannter sind aber diese Flüge der Gebrüder Wright). TOP

Das grösste Flugzeug der Aviatikgeschichte wurde vom ukrainischen Flugzeugbauer O.K. Antonow zu Sowjetzeiten konstruiert und 1988 vorgestellt (das Unikat wurde im Ukrainekrieg 2022 bei einem russischen Angriff zerstört). Die Antonow An-225 hält den Fluggewichtsrekord von 506,8 Tonnen. Das schnellste Flugzeug bzw. der schnellste Turbojet-Flieger ist die US-amerikanische Lockheed SR-71 Blackbird - Erstflug 1964, Geschwindigkeitsrekord 1976 (3529 km/h).
1904
Piero Ginori Conti

Conti testet den ersten Geothermie-Generator. Am selben Ort wird 1911 das erste Geothermiekraftwerk gebaut. TOP
1904
Friedrich Stolz

Stolz gelingt die biochemische Synthese eines Hormons (biochemischer Botenstoff, der im Körper produziert wird und als körpereigener Wirkstoff eingesetzt wird - hier: Adrenalin, 1904). Der Begriff der Hormone für Stoffgruppen, die in menschlichen Organen produziert werden, stammt von Ernest Starling (1905). Die Theorie der Hormone wurde von Théophile de Bordeu im 18. Jahrhundert begründet. Eine (populärwissenschaftliche) Kategorie der Hormone sind die sogenannten Glückshormone (oder 'körpereigenen Drogen' - DESO): Dopamin (innerer Antreiber), Endorphin[e] (schmerzlindernd), Serotonin (angsthemmend und freudefördernd), Oxytocin (Kuschel- und Bindungshormon) sowie Adrenalin und Noradrenalin (konzentrations- und leistungsfördernd) und Phenylethylamin (Lust- und Verliebtheitshormon). Sehr bekannt sind natürlich auch die Männlichkeitshormone (Androgene, z.B. Testosteron) und die Weblichkeitshormone (Östrogene). TOP

[Video: Glückshormone erklärt... DESO (dt./04:59 + Playlist)], Paul Zak: Vertrauen, Moral – und Oxytocin (engl./16:34).
1905
Leo Hendrik Baekeland

Baekeland entwickelt einen Kunststoff namens Bakelit (Patent: 1907, Vorstellung: 1909). Dies ist der erste vollsynthetische, industriell produzierte Kunststoff. TOP

[Website: Bakelitmuseum (dt./engl.)].
1905
Alfred Binet

Binet entwickelt zusammen mit Théodore Simon den ersten wissenschaftlichen Intelligenztest (zur Intelligenzmessung bei Kindern - Binet-Simon-Test). Dieser enthält Grundideen, welche in allen späteren Intelligenztests enthalten sind. Neben dem Intelligenzquotienten (IQ) wird heute auch der Emotionale Intelligenzquotient (EQ) getestet. TOP

[Website: Alfred Binet und der erste Intelligenztest der Welt (dt.)].
1905
Albert Einstein

Einstein veröffentlicht in den 'Annalen der Physik' seinen ersten Aufsatz zur Speziellen Relativitätstheorie ("Über die Elektrodynamik sich bewegender Körper"), nachdem er im selben Jahr zuvor schon den photoelektrischen Effekt erklärt hat (wofür er dann auch den Nobelpreis bekommen hat [nicht für die Relativitätstheorie]). Damit verwarf er die Wellentheorie des Lichts von Maxwell und bestätigte die Teilchenansicht des Lichts von Newton (dieser bezeichnete die später Photonen genannten Lichtquanten als Korpuskel). In einem weiteren Artikel im gleichen Jahr stellt Einstein die berühmte Formel auf, welche den Zusammenhang zwischen Energie und Masse aufzeigt, und zuweilen sogar als 'Weltformel' bezeichnet wird: E=mc2 (die heutigen Physiker sehen die Weltformel eher in der noch nicht vollständig gefunden Grand Unified Theory). Diese Formel deutet etwa darauf, dass Kernspaltung grosse Energien freilegt. In diesem Annus Mirabilis publiziert er insgesamt vier bedeutende Essays. Wiederum in den 'Annalen der Physik' stellt Einstein 1915 die Allgemeine Relativitätstheorie vor, mit welcher er seine Vorstellungen der Raumzeit darlegt. Die Gravitationskraft sieht er als Krümmung in einer vierdimensionalen Raumzeit. Das Time-Magazin kürte Einstein zur bedeutendsten Persönlichkeit des 20. Jahrhunderts. (Eine ungeklärte Frage ist der Grad des Mitwirkens an seinen wissenschaftlichen Arbeiten von seiner damaligen Ehefrau Mileva Einstein-Maric [sämtliche seiner relevantesten, alleine herausgegebenen Schriften, inkl. seiner Universitätsdissertation, liegen in der Zeit mit ihr, und sie war am Polytechnikum die bessere Mathematikschülerin].) P.S. Das Relativitätsprinzip wurde eigentlich schon von Galilei entdeckt, indem er sagte, dass ein unter Deck eines unbeschleunigten Schiffes befindlicher Beobachter nicht erkennen kann, ob das Schiff in Bewegung ist oder nicht (in seiner Kajüte erscheint es ihm, als sei die Lage in Ruhe, wärend ein Beobachter an Deck die Bewegung aus der Umgebung erkennen kann [je nach Standorft auf dem Schiff bestehen also verschiedene Beobachtungen bzw. relative Ansichten]). TOP

[Videos: Albert Einsteins Relativitätstheorie in 5 Minuten erklärt (dt., 05:09), The Life of Albert Einstein (engl./16:19), Ernst Peter Fischer: Portrait Albert Einstein (dt., 34:53), Albert Einstein Explaining E=mc2 (Himself - Video, engl./00:54), Harald Lesch: Einstein macht Probleme (dt./17:23), Albert Einstein's Big Idea (01:50:56)].
1905
Iwan Pawlow

Pawlow weist mit einem Experiment mit Hunden die Klassische Konditionierung nach (Pawlowscher Hund). Bei diesem Experiment wird die Speichelproduktion von Hunden bei einem Glockenanreiz, welcher das Futter ankündigt, untersucht. Die Hunde reagieren mit der Zeit alleine auf den Glockenton. TOP

[Der Pawlow'sche Hund - Einstiegsvideo Verhaltensbiologie (dt./01:41)].
1905
Alfredo Trombetti

Trombetti gehört zu den bedeutendsten Vertretern der wissenschaftlich umstrittenen Theorie der Monoglottogenese, wonach alle menschlichen Sprachen einen gemeinsamen Ursprung aus einer einzigen Quelle heraus haben. Dies hat er dargestellt in seinem Buch "L'unità d'origine del linguaggio". TOP
1907
Hermann Minkowski

Minkowski versteht die Arbeiten von Lorentz (1904) und Einstein (1905) zur Relativitätstheorie in einem nicht-euklidischen Raum, wobei er vermutet, dass Raum und Zeit in einem vierdimensionalen Raum-Zeit-Kontinuum miteinander verbunden sind (Minkowski-Raum oder Minkowski-Welt). TOP
1907
Albert A. Michelson

Die International Astronomical Union führt, wie von Michelson vorgeschlagen, die Linie 6438 des von ihm erzeugten ersten Kadmiumspektrums als Standard für die Wellenlänge ein. Michelson schlägt die Wellenlänge von Licht als universales Längenmass vor, da der Urmeter gewisse Probleme bietet (ein körperlicher Gegenstand ist nie ganz unveränderlich). 1960 wird ein Krypton-Standard eingeführt. 1983 wird die Lichtgeschwindigkeit die neue Referenzgrösse. Michelson hat auch den Interferometer erfunden, mit welchem ein Lichtstrahl in zwei Teile geteilt werden kann. Mit dem Michelson-Morley-Experiment gelang es ihm (und später auch Morley) den Äther zu widerlegen, eine Substanz, welche Aristoteles eingeführt hatte, und die danach immer wieder aufgetaucht ist, wenn die Physiker nicht mehr weiter wussten. Die nachmalige Physik geht daovn aus, dass das Ätherproblem damit gelöst ist. TOP
1907
Thomas Hunt Morgan

Morgan entdeckt, dass Chromosomen eine wesentliche Rolle bei der Vererbung spielen. 1911 beginnt er mit der Aufzeichnung der Positionen von den Genen bei Drosophila-Fliegen. 1926 veröffentlicht er "The theory of the gene". TOP
1908
Svante Arrhenius

Arrhenius zieht in Erwägung, dass eine vom Menschen gemachte Klimaerwärmung im Gang ist. Erst seit anfangs der 1990-er Jahre besteht ein breiter wissenschaftlicher Konsens darüber, dass die Erderwärmung vom Menschen mindestens mitverursacht wird (weitere Wissenschaftler, welche im 20. Jahrhundert an diesem Problem arbeiteten sind etwa: Guy Stewart Callendar oder Roger Revelle und Hans E. Suess; Charles David Keeling wies ab 1958 die stetig steigende CO2-Konzentration in der Erdatmosphäre nach, welche im Zusammenhang mit der verbundenen Erderwärmung gesehen wird [Keeling-Kurve]). Begriffe wie Klima- oder Erderwärmung, Treibhauseffekt, Klimawandel/-problem/-katastrophe verschärfen den politischen Ton in der ökologischen Debatte am Anfang des 21. Jahrhunderts. Nun scheint es - nach der Waldsterben- und dem Ozonlochproblematik - endgültig klar, dass wir es in der Wissenschaft und Politik in Hinsicht auf menschliches Überleben und menschliche Lebensqualität mit einem 'Patienten Erde' zu tun haben. Der Treibhauseffekt ist in der Wissenschaft sogar noch länger bekannt: 1862 konnte der britische Vermesser und Naturforscher John Tyndall sogar schon dafär verantwortliche Gase wie Wasserdampf und Kohlenstoffdioxid ermitteln. Eine Folge des Klimawandels ist der Gletscherschwund (dieser kann rückwirkend seit 1940 als Teil des Problems bestimmt werden, verstärkt ab 1980 (Verweis: T. Hughes: "The Jakobshanvs effect", 1986). TOP
1908
Fritz Haber

Haber beantragt ein Patent für ein Verfahren zur synthetischen Darstellung von Ammoniak aus den Elementen. Zusammen mit Karl Bosch entwickelt er das Haber-Bosch-Verfahren zur Ammoniaksynthese aus Stickstoff und Wasserstoff. Dies ermöglicht die Massenproduktion von Stickstoffdünger. Dafür erhält Haber den Nobelpreis 1918. Um 1840 hat Justus von Liebig die wachstumsfördernde Wirkung von Stickstoff, Phosphaten und Kalium nachgewiesen. Im Ersten Weltkrieg kam Haber durch seine Versuche mit Phosgen und Chlorgas zum Ruf als Vater des Gaskrieg (Giftgaseinsatz im Ersten Weltkrieg). TOP
1909
Korbinian Brodmann

Brodmann teilt die Grosshirnrinde in 52 Areale ein (Brodmann-Areale, publiziert in dessen Schrift dieses Jahres: "Vergleichende Lokalisationslehre der Grosshirnrinde in ihren Prinzipien dargestellt auf Grund ihres Zellenaufbaus"). TOP
1910
Wilhelm Dilthey

Dilthey stellt in seinem Buch "Der Aufbau der geschichtlichen Welt in den Geisteswissenschaften" die wichtige Bedeutung der geschichtlichen Betrachtung für die (Geistes-) Wissenschaften heraus. TOP
1910
Hugo Münsterberg

Münsterberg stellt in seinem Buch "American Problems from the Point of View of a Psychologist" einen Zusammenhang her zwischen dem Markt und der Psychologie (Kap. 'The Market and Psychology'). Seit etwa 1911 wird Marktforschung betrieben. TOP
1911
Roald Amundsen

Amundsen erreicht am 14. Dezember 1911 vor seinem Rivalen Robert Falcon Scott als erster Mensch den geographischen Südpol. Das Duell zwischen Amundsen und Scott ist als eines der unerbittlichsten Duelle in die Wissenschaftsgeschichte eingegangen. Der erste Mensch, welcher den Nordpol - auf Schneemobilen - nachweislich auf dem Weg über das Eis erreichte, war Ralph Plaisted (1968 - frühere Ansprüche von Robert Peary, Frederick Cook oder Richard Byrd sowie von Einheimischen [Inughuit (nordwestliche, grönländische Inuit)] konnten nicht belegt werden; Amundsen erreicht den Nordpol mit einem Flugzeug 1926). TOP
1911
Eugen Bleuler

Bleuler beschreibt in seinem Werk "Dementia praecox oder Gruppe der Schizophrenien" den Begriff der Schizophrenie (er ist auch der Erfinder des Begriffs vom Autismus, u.a., die Geschichte der Psychiatrie ist aber natürlich viel älter: den Begriff der Neurose hatte William Cullen schon 1776 begründet, der Begriff der Schizophrenie erhält in der modernen Psychiatrie eine grosse Bedeutung). TOP
1911
Bernhard Harms

Harms gründet das Kieler Institut für Weltwirtschaft. Im folgenden Jahr erklärt er seinen Begriff der Weltwirtschaft in seinem Buch "Volkswirtschaft und Weltwirtschaft: Versuch einer Begründung der Weltwirtschaft" (1912). TOP
1911
Heike Kamerlingh Onnes

Onnes entdeckt das Verschwinden des elektrischen Widerstandes bei Quecksilber, wenn es nahe zum absoluten Nullpunkt der Temperatur abgekühlt wird. Dieses Phänomen wird Supraleitung genannt. Eine umfassende Theorie der Supraleitung lieferten 1957 Bardeen, Cooper und Schrieffer (BCS-Theorie, bedeutend auch die Erfindung des Transistors 1948 von Shockley, Brattain und Bardeen). TOP
1911
Ernest Rutherford

Rutherford stellt der Manchester Literary and Philosophical Society seine Atomtheorie vor mit einem positiv geladenen Kern und einer negativ geladenen Elektronenhülle. Die Einteilung der Strahlung in Alpha-, Beta- und Gammastrahlung geht ebenfalls auf ihn zurück. 1899 hat er die Alpha- und Betastrahlen der Radioaktivität entdeckt, 1914 entdeckt er das Proton. Er gilt als Vater der Nuklearphysik. Sein Atommodell wird verfeinert von Niels Bohr (1913) und Arnold Sommerfeld (1916 - bohr-sommerfeldtsches Atommodell). TOP
1911
Frederick Winslow Taylor

Taylor begründet mit seinem Buch "The Principles of Scientific Management" (dt. Die Grundsätze der Wissenschaftlichen Betriebsführung) die unter dem Begriff vom Taylorismus bekannt gewordene betriebswirtschaftliche Auffassung des absoluten Effizienzprinzips und einer durchgehenden Rationalisierung der betrieblichen Prozesse. TOP
1911
John Archibald Wheeler

Wheeler prägt den Begriff der Schwarzen Löcher für Objekte, deren Masse so gross ist, dass ihrem Gravitationsfeld kein Licht entweichen kann. Die Idee hatte Pierre Simon de Laplace allerdings bereits 1798 und John Mitchell 1783. Die in einem anderen Zusammenhang aufgestellte Wheeler-DeWitt-Gleichung wird als Wellenfunktion des Universums bezeichnet (es handelt sich dabei um eine relativistische Formulierung der stationären Schrödinger-Gleichung). TOP
1912
Victor Franz Hess

Hess entdeckt (bei einer Ballonfahrt) die Kosmische Strahlung (nicht zu verwechseln mit der Kosmischen Hintergrundstrahlung - siehe dort). TOP
1912
Frederick Gowland Hopkins

Hopkins zeigt, dass bestimmte Nahrungsbestandteile (Vitamine) in der Ernährung unbedingt nötig sind. Er entdeckt in der Milch die Vitamine A und B und gilt damit als Begründer der Vitaminforschung. 1881 hatte bereits Lunin darüber spekuliert, dass natürliche Nahrung wie Milch geringe Mengen lebensnotwendiger Substanzen enthalten muss. Casimir Funk (eigentlich: Kazimierz Funk) prägte im selben Jahr den Begriff der Vitamine. TOP
1912
Anton Köllisch

Köllisch synthetisiert die Substanz 3,4-Methylendioxy-N-methylamphetamin (MDMA, Ecstasy). Die Drogenwirkung von MDMA wird erst viel später entdeckt. Ecstasy wird zur Party- und Modedroge der Technobewegung in den 1990-er Jahren. TOP
1912
Alfred L. Wegener

Wegener stellt seine geophysische Theorie von der Kontinentalverschiebung und dem Urkontinent Pangäa vor. (Geophysische Verschiebungen von Kontinenten spielen eine bedeutende Rolle bei Erdbeben.) TOP
1913
Niels Bohr

In seinem dreibändigen Werk über die Zusammensetzung von Atomen und Molekülen beschreibt Bohr, der bedeutendste Vertreter der Quantentheorie, den Quantensprung (von Elektronen). Nebst seiner eigentlichen Forschungstätigkeit ist Bohr für die Quantentheoretiker auch enorm wichtig als Integrationsfigur. Es zeigt sich bereits hier, dass die moderne Wissenschaft immer mehr zum Teamwork wird. TOP
1913
Henry Ford

Der Autounternehmer Ford setzte für die Massenproduktion seines T-Modells das erste permanent installierte Fliessband ein (engl. first moving assembly line). TOP
1915
Manson Benedicks

Benedicks entdeckt, dass ein Germaniumkristall Wechselstrom in Gleichstrom umwandeln kann; diese Entdeckung führt zur Entwicklung des Chips. TOP
1915
Ernest Dunlop Swinton

Swinton macht die Pläne für den ersten einsatzfähigen Kampfpanzer (Mark I), welcher von Walter Gordon Wilson gebaut wird und 1916 für die Briten zum Einsatz kommt. Die Idee dahinter besteht darin, die Gräben im damaligen Grabenkrieg rasch überwinden zu können. Vorläufer sind der Panzerwagen von Austro-Daimler (1906), das Motorgeschütz von Gunther Burstyn (1911) sowie Kettentraktore der Firma Holt-Caterpillar, die in der Landwirtschaft eingesetzt wurden. TOP

Video: Panzer! Gefecht und Geschäft (dt./44:33).
1916
Ludwig Flamm

Flamm leitet aus der Relativitätstheorie die Wurmlöcher ab. Dies sind theoretische Gebilde, die sich aus speziellen Lösungen der Feldgleichungen der allgemeinen Relativitätstheorie ergeben. Die Wurmlöcher werden auch Einstein-Rosen-Brücken genannt, weil sie von Albert Einstein und Nathan Rosen 1935 noch einmal beschrieben werden (und noch keinen spezifischen Namen haben). Der Begriff des Wurmlochs wurde erst 1957 durch John Archibald Wheeler geprägt, welcher auch den Schwarzen Löchern ihren Namen gegeben hat. Nach den kühnsten Vorstellungen sollen durch künstlich erzeugte Wurmlöcher dereinst Zeitreisen möglich sein - das sind natürlich (u.a.) Bereiche, in welchen die heutige Wissenschaft weit in Science-Fiction-Sphären abzudriften droht (vgl. H.G. Wells: "The Time Machine", 1895). TOP

[Video: Wurmlöcher erklärt - Wir biegen uns das Universum zurecht (dt./08:43)].
1916
Gilbert Newton Lewis

Lewis erklärt in "The atom and the molecule" seine Theorie der chemischen Bindung, nach welcher diese durch gemeinsame Elektronen zustande kommt. TOP
1917/18
Bronislaw Malinowski

Malinowski betreibt Feldforschung auf den pazifischen Trobriand-Inseln, wobei er etwa Freuds Behauptungen in dessen Werk "Totem und Tabu" untersucht. Er gilt als Vater der sozialwissenschaftlichen Feldforschung. TOP
1919
Theodor Kaluza

Kaluza behauptet in seiner "Erweiterung der Allgemeinen Relativitätstheorie", dass es denkbar sei, dass der Raum mehr als drei Dimensionen habe. TOP
1920
Arthur S. Eddington

Eddington sagt, dass atomare Prozesse die Energiequelle der Sonne (und aller anderen Sterne) bewirken könnten, eventuell durch eine Kernfusion von Wasserstoff zu Helium. 1938 entwickeln Hans A. Bethe und Carl Friedrich von Weizsäcker die Proton-Proton-Reaktion und den Kohlenstoff-Stickstoff-Zyklus als häufigste Quelle der Umwandlung von Wasserstoff in Helium in Sternen (bzw. der Sonnen- bzw. Sternenergie). Die erste kontrollierte Kernfusion, bei welcher eine nennenswerte Energie freigesetzt wird, findet allerdings erst 1991 in Culham (Grossbritannien) statt. Kernfusionsreaktionen werden für Wasserstoffbomben eingesetzt und sollen eine bedeutende Energiequelle in Kernfusionsreaktoren werden. (Siehe auch: Nukleosynthese). TOP
1920
Milutin Milankovic

Milankovic beschriebn in seiner 'Théorie mathématique des phénomènes thermiques produits par la radiation solaire' (dt. Mathematische Theorie der thermischen Phänomene verursacht durch Solarstrahlung) den Einfluss astronomischer Zyklen auf das Klima der Erde (Milankovic-Zyklen). Diese können u.a. Eiszeiten auslösen). TOP
1920
Emmy Noether

Ihre Publikation 'Idealtheorie in Ringbereichen' bedeuten den Anfang von Noethers mathematischen Forschungen, welche sie zur Begründerin der modernen oder abstrakten Algebra machen. TOP
1920
Woodrow Wilson

Auf Initiative von US-Präsident Wilson wird der Völkerbund gegründet. Dieser wurde 1795 vorgeschlagen von Immanuel Kant, in dessen Schrift "Zum ewigen Frieden". Kant wollte damit einen dauernden Weltfrieden erzielen, im Gegensatz zu den temporären Friedenszeiten, welche die Friedensverträge nach Kriegen bringen. Für einen europäischen Frieden hat sich schon Charles-Irénée Castel de Saint-Pierre ausgesprochen, in dessen Schrift "Projet pour rendre la paix perpétuelle en Europe" (1713). Die erste Schrift zum Frieden überhaupt stammt vom Renaissance-Philosophen Erasmus von Rotterdam ("Klage des Friedens", 1517). TOP

[Videos: Der Völkerbund: Historischer Fall? (dt./11:08), Die Geschichte der Vereinten Nationen (dt./11:26).]
1921
Carl Gustav Jung

Jung publiziert sein Buch "Psychologische Typen" und unterscheidet darin die Extraversion und die Introversion. Er ist auch ein bedeutender Vertreter des Begriffs vom Selbst. TOP
1921
Otto Loewi

Loewi entdeckt die chemische Übertragung der Nervenimpulse. Durch Versuche mit Froschherzen in einer Kochsalzlösung findet er dabei den ersten Neurotransmitter (nach ihm: Vagusstoff - später von Henry H. Dale, welcher schon Vorarbeiten für den Nachweis Loewis lieferte, als Acetylcholin bezeichnet). TOP
1921
Emil Leon Post

Post entwickelt in seiner Arbeit "Introduction to a General Theory of Elementary Propositions" eine Wahrheitstabelle - im selben Jahr wie auch Ludwig Wittgenstein ("Tractatus Logico-Philosophicus"). Wahrheitstafeln und ähnliche Entscheidverfahren wurden von George Boole, Gottlob Frege und Charles Sanders Peirce in Logik eingeführt (schon in der Antike gibt es Vorläufer wie Philon von Megara oder Chrysippos von Soloi). Eine Wahrheitstabelle ist eine tabellarische Aufstellung des Wahrheitswertverlaufs einer logischen Aussage. TOP
1921/22
Max Weber

In seinem Werk "Wirtschaft und Gesellschaft" hat viele heute noch verwendete Grundbegriffe der Soziologie geliefert. TOP
1922
Arthur H. Compton

Compton weist bei einem Streuungsversuch, bei welchem ein Photon auf ein Elektron trifft, den Teilchencharakter des Lichts (und den Wellencharakter der Materie) nach. Dies ist das zentrale Experiment der modernen (Teilchen-) Physik. Der Compton-Effekt tritt nur dann ein, wenn - anders als standardmässig beim Photoelektrischen Effekt - das Photon nicht vom Elektron absorbiert wird. Der Photoelektrische Effekt ist zuerst von Alexandre Edmond Becquerel (dem Vater von Henri Becquerel) und dessen Vater entdeckt (1839), u.a. durch Heinrich Hertz (1886) und Philipp Lenard (1899) weiteruntersucht und schliesslich von Albert Einstein erklärt worden (1905 - in seiner Nobelpreisarbeit). Der photovoltaische Effekt (siehe: Photovoltaik) - welcher von Becquerel entdeckt wurde - basiert auf einem inneren photoelektrischen Effekt. TOP

[Compton Effect (AK Lectures) (engl./07:50)].
1922
Alexander A. Friedmann

Friedmann behauptet, dass das Universum sich ausdehne, was er aufgrund der Allgemeinen Relativitätstheorie schliesst. (Er bestätigt damit eine Aussage von Willem de Sitter von 1919.) 1929 beweist Edwin P. Hubble, dass sich ferne Galaxien rascher von der Erde entfernen. Hubble hatte 1924 auch behauptet, dass die verschiedenen Galaxien unabhängig voneinander seien. TOP
1922
Hermann Staudinger

Staudinger führt den Begriff der Makromoleküle ein für Riesenmoleküle mit mehr als 1000 Atomen (bedeutend im Kunststoffbereich - bereits 1917 hatte Staudinger erklärt, dass hochmolekulare Verbindungen aus konvalent gebundenen langkettigen Molekülen bestehen). Er gilt als Begründer der Polymerchemie. Polymere wurden seit Jahrtausenden genutzt, ohne dass ihre chemische Struktur bekannt gewesen wäre (natürliche Polymere sind z.B. Stärke, Zellulose oder Lignin, künstliche etwa Polyolefine, Polyester oder Polyamide). TOP
1923
Louis Victor de Broglie

Broglie beschreibt in seiner "Recherches sur la théorie des quanta" (1924), dass die Materie ein Phänomen ist, welches aus einem Teilchen- und einem Wellenaspekt besteht (indem er die Wellennatur von Elektronen postuliert). Dies war zuvor vom Licht bekannt. TOP
1924
Moritz Schlick

Schlick gilt als Begründer und einer der führenden Köpfe des Wiener Kreises, einer von 1924-1936 bestehenden Gruppe von Intellektuellen - Philosophen, Naturwissenschaftler, Sozialwissenschaftler, Mathematiker und Logiker - welche den Logischen Empirismus (aka Neopositivismus) und in diesem eine strikt antimetaphysische Haltung vertreten. Beeinflusst war diese von Denkern wie Mach, Russell oder Wittgenstein. TOP
1924
Wladimir K. Zworykin

Das Ikonoskop von Zworykin bringt eine frühe Form des Fernsehens, dessen bekanntester Vorläufer die Nipkow-Scheibe (1884) von Paul Nipkow ist. Der Begriff der Television stammt von Konstantin Dmitrijewitsch Perski (1900). 1926 zeigt Kenjiro Takayanagi das erste Fernsehsystem mit einer Kathodenstrahlröhre. Das erste kommerziell verwendbare Fernsehsystem stammt von John Logie Baird. Die BBC (British Broadcasting Corporation) verwendet es 1930-1935, nachdem schon 1929 erste Versuchsendungen gesendet worden sind. Baird kann vom ersten massenproduzierten Fernsehgerät rund 1000 Stück absetzen. Der RCA CT-100 Color TV ist 1954 das erste, in Massenproduktion hergestellte Farbfernsehgerät. Das RCA-Farbfernsehsystem wurde 1953 vom NTSC (National Television Systems Committee) zum Standard für das US-amerikanische Farbfernsehen - für RCA (Radio Corporation of America) selber sowie NBC (National Broadcasting Company), CBS (Columbia Broadcasting System) und ABC (American Broadcasting Company). In Europa kam das Farbfernsehen rund zehn Jahre später (1967 in Grossbritannien und Deutschland). TOP

[Videos: Die Entwicklung des Fernsehens (1920-er bis 2020-er) (dt./05:04), Nipkow, Baird, Zworykin and the Development of Television (engl./12:07), Vintage 1956: RCA - The Story of Television (David Sarnoff, Zworykin, early Color TV, electronics) (engl./26:36)].
1925
Paul A.M. Dirac

Dirac gilt als der Erste, welcher die Quantenfeldtheorie aufgebracht hat, die heute als Grundlage aller Physik der subatomaren oder elementaren Teilchen gilt, welche bestimmend ist für das heutige wissenschaftliche Verständnis der Naturkräfte. An der Quantenfeldtheorie haben viele mitgearbeitet, darunter etwa Max Born, Paul Dirac, Enrico Fermi, Werner Heisenberg, Pascual Jordan, Wolfgang Pauli, Felix Villars, Victor Weisskopf, John Archibald Wheeler, Eugene Wigner. Dirac sagt ferner die Existenz von Antimaterie voraus (1929), welche im Zusammentreffen mit normaler Materie der gleichen Teilchenart mit dieser zu reiner Energie zerstrahlt (Materie-Antimaterie-Reaktion). In diesem Konzept wird angenommen, dass jedes Teilchen sein Antiteilchen hat (dies ergab sich beim Rechnen mit der Quantenfeldtheorie). Anti-Atome sind in der Natur unbekannt und können nur in sehr aufwendigen Experimenten hergestellt werden, Antiteilchen dagegen werden aus der Höhenstrahlung und beim (radioaktiven) Beta-Plus-Zerfall festgestellt. Der Begriff der Antimaterie wurde zuerst von Arthur Schuster verwendet (1898). TOP

[Video: David Tong - Quantenfelder: Die wirklichen Bausteine des Universums (engl./01:00:17), Five Times When Paul Dirac Was Hilarious (engl./04:00)].
1925
Werner Heisenberg

Heisenberg schreibt seinen ersten Aufsatz über die Quantenmechanik und liefert damit die erste mathematische Formulierung der Quantenmechanik, welche im Gegenteil zu den alten bzw. ersten Quantenheorien in der Lage ist die Vorgänge in den Atomen zu beschreiben. Die Grundlagen der Quantenmechanik werden etwa von Max Born, Werner Heisenberg, Pascual Jordan, Oskar Klein, Wolfgang Pauli, Erwin Schrödinger, Paul Dirac und John von Neumann erarbeitet (1925-1932). 1927 formuliert Heisenberg seine Unschärferelation. TOP
1927
Walter Heitler

Heitler und Fritz London liefern am Wasserstoff-Molekül die erste quantenmechanische Beschreibung einer chemischen Bindung, was als Grundstein der Quantenchemie betrachtet wird. TOP
1927
Georges F. Lemaître

Lemaître stellt fest, dass sich das Universum ausdehnt, und behauptete, dass dies durch die Explosions eines Uratoms geschehen sei. Damit war die Grundlage für die Urknall-Theorie gegeben, welche 1948 von George Gamov und seinen Kollegen Ralph Alpher und Robert Herman ausgearbeitet wurde. Sie führten die Kosmische Hintergrundstrahlung, welche Erich Regener 1933 behauptet und berechnet hatte, auf den Urknall zurück. Den Begriff vom Urknall prägte aber eigentlich ein Kritiker dieser Theorie: Fred Hoyle am 25. Februar 1950 während der BBC-Radiosendung 'Man's Place in the Expanding Universe'. TOP

[Video: Harald Lesch: Was war vor dem Urknall? (dt./06:56), Neil deGrasse Tyson Explains the Big Bang (engl./13:48)].
1927
Konstantin E. Ziolkowski

Ziolkowski veröffentlicht sein Hauptwerk "Die kosmische Rakete", nachdem er bereits 1903 zeigte, dass der Mensch (nur) mit einer Rakete über die Erdatmosphäre hinausgelangen kann und 1895 seine ersten Gedanken über die Raumfahrt präsentiert hat. Die erste Rakete, welche den Weltraum erreicht (nach Definition der Internationalen Aeronautischen Vereinigung FAI bei 100 km), stammt von Wernher von Braun (Aggregat 4, 1945, in Deutschland). Sergei Pawlowitsch Koroljow baut die erste Rakete, welche in den Erdumlaufbahn kam (Wostok 1, 1961 - ebenso den ersten künstlichen Erdsatelliten in einer Umlaufbahn [Sputnik 1, 1957]). Nach dem Tod Koroljows gelingt es Braun in den USA das Raumschiff zu bauen, welches zum Mond fliegt (Apollo 11, 1969). Kriegsraketen wurden schon im 18. und 19. Jahrhundert eingesetzt (Mysorische Raketen, Congreve'sche Raketen, Hale'sche Raketen - der erste Raketenstart soll 1232 in China stattgefunden haben). TOP

[Video: Revolutions - Ideas that Changed the World: The Rocket (engl./59:15 - deutsche Version [leider nicht in allen Ländern abspielbar])].
1928
Josias Braun-Blanquet

Braun-Blanquet gilt als Begründer der Pflanzensoziologie - in seinem Buch: "Pflanzensoziologie - Grundzüge der Vegetationskunde". Im Gegensatz zum Begriff der Pflanzensoziologie hat sich der Begriff der Tiersoziologie nicht als eigenständiger Disziplinenbegriff durchgesetzt - die Tiersoziologie gehört in den Bereich der Ethiologie (d.h. vergleichende Verhaltensforschung in der Zoologie). TOP
1928
Alexander Fleming

Fleming entdeckt das antibiotisch wirkende Penicillin (Pinselschimmel), welches erst in den 1940-er Jahren medizinisch eingesetzt wird. Bedeutend im Vorfeld der Entdeckung von Fleming sind Bartolomeo Gosio und Ernest Duchesne zu erwähnen. Louis Pasteur hat 1877 erklärt, dass Leben Leben verhindere, da manche Bakterienarten sich gegenseitig im Wachstum behindern. Die Herstellung von Penicillin wurde 1938 von Howard Florey und Ernst Boris Chain entwickelt. TOP
1928
Irving Langmuir

Langmuir prägt den Begriff des Plasmas, welches zuweilen als 'vierter Aggregatszustand' bezeichnet wird (da dieser Zustand mit weiterer Energiezuführung aus dem gasförmigen Zustand erzeugt werden kann). Das Quark-Gluon-Plasma, welches in Teilchenbeschleunigern erzeugt werden kann, gilt als heissester Zustand der Materie. TOP
1930
Wolfgang Pauli

Pauli postuliert das Neutrino-Teilchen, welchem Fermi den Namen gibt. Nachgewiesen wurde es erst 1956. TOP
1931
Walter Baade

Baade soll zusammen mit Fritz Zwicky den Begriff der Supernova begründet haben (schriftlich erstmals bei Knut Lundmark 1933, Baade/Zwicky 1934). Entdeckt wurde das Phänomen aber bereits von Tycho Brahe (siehe dort). TOP
1931
George Beauchamp

Beauchamp und Adolph Rickenbacher entwickeln die erste Elektrische Gitarre oder E-Gitarre ('[Rickenbacher] Frying Pan' - das Modell von 1932 gilt als erste regulär zu spielende E-Gitarre; bereits 1923 hat Lloyd Loar mit den ersten elektrischen Tonabnehmern experimentiert). TOP

Musikalische Pioniere und Trendsetter an der E-Gitarre waren (nach Geburtsdatum - u.v.a.) etwa T-Bone Walker (1910), Les Paul (1915), Charlie Christian (1916), John Lee Hooker (1917), Albert King (1923), BB King (1925), Chet Atkins (1925), Dick Dale (1926), Chuck Berry (1926), Bo Diddley (1928), Tommy Tedesco (1930), Jimi Hendrix (1942), Keith Richards (1943, The Rolling Stones), Alvin Lee (1944, Ten Years After), Jimmy Page (1944, Led Zeppelin), Henry Vestine (1944, Canned Heat), Ritchie Blackmore (1945, Deep Purple), Eric Clapton (1945, Cream), David Gilmour (1946, Pink Floyd), Mick Box (1947, Uriah Heep), Brian May (1947, Queen), Tony Iommi (1948, Black Sabbath), Rick Parfitt (1948, Status Quo), K.K. Downing (1951, Judas Priest), Stevie Ray Vaughan (1954), Eddie Van Halen (1955, Van Halen), Angus Young (1955, AC/DC). Ein Vorgänger der E-Gitarre ist die mit Stahlseiten bespannte Slide-Gitarre, die v.a. von Bluesmusikern benutzt wurde (wie Robert Johnson, Muddy Waters oder Elmore James). Wir würden heute wohl v.a. die Synthesizer- und Technomusik als 'technische Musik' bezeichnen - angefangen hat es natürlich aber eben mit der E-Gitarre und der Rockmusik. (Interessanterweise hat diese thematisch die neue Technik gerne mit altem Spiritualismus [Fantasy] verbunden.)

[Videos: The History of the Electric Guitar 1920-2019 (engl./23:22). - Rockalben: Canned Heat - Canned Heat (1967), Status Quo - Piledriver (1972), Led Zeppelin - Houses of the Holy (1973), Queen - Queen (1973), Jethro Tull - Songs from the Wood (1977)].
1931
Subrahmanyan Chandrasekhar

Chandrasekhar sagt die Existenz von Weissen Zwergen voraus und bestimmt die grösstmögliche Masse, welche ein solch stabiler kalter Stern haben kann, damit er nicht zu einem Schwarzen Loch zusammenfällt. TOP
1931
Kurt Gödel

Gödel veröffentlicht seinen Unvollständigkeitssatz, welcher zeigt, dass das von David Hilbert angestrebte Programm der vollständigen Axiomatisierung der Mathematik (Ableitung von Aussagen in formalen Systemen) nicht gänzlich erfüllt werden kann. TOP
1931
John Scott Haldane

Haldane begründet in seinen Werken "The Philosophical Basis of Biology" (dt. Die philosophischen Grundlagen der Biologie) und "The Philosophy of a Biologist" (dt. Die Philosophie eines Biologen) seine Auffassung eines methodischen Holismus. Dieser wendet sich gegen den mechanistischen Monismus und den vitalistischen Dualismus. Der Holismus wurde ebenfalls vertreten von Jan Christiaan Smuts. TOP
1932
James Chadwick

Chadwick entdeckt das Neutron, ein elektrisch nicht geladenes Teilchen, welches schon 1920 von William Draper Harkins postuliert wurde. TOP
1932
Jan Oort

Oort postuliert die Existenz von unsichtbarer Dunkler Materie. Mit seinen Kollegen bestätigte er die von Bertil Lindblad stammende Hypothese von der Rotation der Milchstrasse (1925 - dies hatte zuerst allerdings schon Kant 1755 vorgeschlagen). Er bestimmte ferner das Zentrum der Milchstrasse im Sternbild Sagittarius. TOP
1933
Andrei Nikolajewitsch Kolmogorow

Kolmogorow stellt seine Axiomatisierung der Wahrscheinlichkeitstheorie vor. TOP
1933
Ernst A.F. Ruska

Ruska baut das erste Elektronenmikroskop. TOP
1934
George Herbert Mead

Der US-Soziologe Mead führt in seinem Hauptwerk "Mind, Self, and Society" die Rollentheorie aus, nach welcher das Inviduum in der Gesellschaft verschiedene (psychosoziologische) Rollen übernimmt. Ralph Linton analysiert 1936 das Verhältnis von Rolle und Status ("The Study of Man"). Das Konzept der Rolle wurde vorgeprägt von den deutschen Soziologen Tönnies und Simmel. TOP
1934
Karl Raimund Popper

Popper fordert, dass wissenschaftliche Wahrheit nicht nach ihrer Verifizierbarkeit allgemeine Gültigkeit erlangen soll, sondern danach, dass sie falsifizierbar ist (aber nicht falsifiziert wird - Kritischer Rationalismus). In der wissenschaftlichen Diskussion postuliert er ein vierstufiges Schema: 1. Das ältere Problem; 2. versuchsweise Theoriebildungen, 3. Eliminationsversuche durch kritische Diskussion, einschliesslich experimenteller Prüfung; 4. die neuen Probleme, die aus der kritischen Diskussion der Theorie entspringen. Popper gilt als bedeutendster Wissenschaftstheoretiker des 20. Jahrhunderts. Alles Leben ist für ihn Problemlösen, wobei wir nicht wissen, sondern nur raten. Wissenschaft ist für ihn nichts Anderes als das, was in der Natur des Lebens vor sich geht. TOP

[Videos: Karl Popper über seine Erkenntnistheorie (dt./03:27), Karl Popper - Ein Gespräch (1974) (dt./32:07), Karl Popper - Das Prinzip Kritik in der Offenen Gesellschaft (Gespräch 1992) (dt./52:10)].

Ich habe hier fünfzehn Phasen der wissenschafts-, logik- und wahrheitsauseinandersetzung vom 19.-21. Jahrhundert mit einigen Vertretern zusammengestellt: 1. Empiriokritizismus (Mach, Avenarius), 2. Kritischer Realismus (Riehl, Wundt, Külpe), 3. (Philosophische) Phänomenologie (Husserl), 4. (Wissenschaftlicher) Konventionalismus (Poincaré, Mach, Carnap), 5. Relativismus (Einstein, Feyerabend), 6. (Wissenschaftlicher) Instrumentalismus (Duhem, Mach, Poincaré), 7. Logischer Empirismus (aka Neopositivismus - Schlick, Carnap, Neurath), 8. Kritischer Rationalismus (Popper), 9. (Wissenschaftlicher) Realismus (Smart, inkl. Struktureller Realismus [Worrall], Konstruktiver Realismus [Wallner], Kritischer Realismus [II - Bhaskar]), 10. Naturalistische Epistemologie (Quine - Wissenschaftlicher Naturalismus: Laudan, McDowell, Godfrey-Smith), 11. (Wissenschaftlicher) Historismus (Hübner), 12. Radikaler Konstruktivismus (Glasersfeld, Foerster), 13. Minimal Truth (Horwich), 14. Post Truth (Tesich), 15. Fake Truth* (Goldberg). Das ist eine komplexe Sache, welcher etwa der Empirismus (Bacon, Locke, Hume), der Rationalismus (Descartes, Spinoza, Leibniz), der Determinismus (Laplace) sowie die Philosophische Erkenntnistheorie (Locke, Berkeley, Kant - aber auch Wissenschaftler wie Helmholtz oder Hertz) - immer aber wieder auch Logikerwägungen in der Philosophie und/oder der Mathematik - vorausgehen. Das sind philosophische Diskussionen, die Wissenschaften machen einfach, was sie machen (aus den Gründen, aus denen sie es machen; interessant aber trotzdem: dass sich an diesen Diskussionen auch bedeutende Wissenschaftler beteiligt haben).

* Propagandaforscherin Monika Richter meint im Dokumentarfilm "Schattenwelten: Der Kampf um die Wahrheit" (2021) zur Dynamik in den neuen Informationssystemen: «Früher dachte man, dass sich auf einem offenen Informationsmarkt die Wahrheit letztlich durchsetzen wird. Das stimmt nicht mehr, weil die Wahrheit nicht die grösste Aktivität generiert. Dieses unregulierte, toxische brandneue Informationssystem wirkt global. Wir haben es in wenigen Jahren errichtet und sind plötzlich darin gefangen. [Sprecherin: Die Dynamik scheint v.a. autoritären Herrschern zu nützen.]»
1935
Enrico Fermi

Fermi beschiesst Platin mit Neutronen und produziert damit Gold. Dieses Verfahren ist zwar viel zu teuer für die Goldgewinnung, aber: es ist die Realisierung des alten Traums der Alchemisten! (Die Formel für die Umwandlung normaler Metalle zu Gold.) Fermis Goldene Regel ist freilich etwas anderes: eine viel benutzte Gleichung aus der quantenmechanischen Störungstheorie (hierbei geht es um die Auswirkungen von kleinen Störungen auf ein analytisch lösbares System). Seine wichtigste Entdeckung ist die Effizienzsteigerung bei Kernumwandlungsprozesse durch Neutronenstrahlung. TOP
1935
Erwin Schrödinger

Schrödinger stellt sein Gedankenexperiment ('Schrödingers Katze') auf, mit welchem er die (Quanten-) Verschränkung postuliert (d.h. dass zwei paarweise erzeugte Quanten miteinander verschränkt sind, wodurch sie über sehr weite Entfernung miteinander kommunizieren können). Die Schrödingergleichung beschreibt die zeitliche Veränderung des quantenmechanischen Zustands eines nichtrelativistischen Systems. Die Lösungen dieser Gleichung werden Wellenfunktionen genannt. TOP

[Video: Spukhafte Quantenverschränkung (Verschränkte Elektronen) (dt., 02:45)].
1935
Arthur George Tansley

Tansley prägt in seinem Werk "The Use and Abuse of Vegetational Concepts and Terms" den Begriff des Ökosystems. Wesentlich weiterentwickelt wurde die Theorie von Ökosystemen von Eugene P. Odum, hauptsächlich in dessen Hauptwerk "Fundamentals of Ecology" (1953). TOP
1936
Kurt Lewin

Lewin stellt in seinem Buch "Principles of Topological Psychology" (dt. Grundzüge der topologischen Psychologie) die psychologische Feldtheorie vor. Bereits Wolfgang Köhler, Mitbegründer der Gestalttheorie (siehe dort) ging davon aus, dass es sich bei psychischen Prozessen um Feldprozesse handelt, welchen auch Feldprozesse im Gehirn entsprechen. TOP
1936
Alexander I. Oparin

Oparin beschreibt (nebst John B.S. Haldane, der ebenfalls an diesem Problem arbeitet) in seinem Buch "Der Ursprung des Lebens auf der Erde" seine Theorie zur Entstehung des Lebens. Als ersten Schritt sieht er die chemische Erzeugung von organischen Stoffen. Mit seinen koazervaten Tröpfchen erzeugt er Gebilde, die einen Stoffwechsel besitzen und sich teilen können. Oparin nimmt an, dass sich das Leben im Meer gebildet hat, welches zu einer biochemischen Ursuppe wurde, die günstig war für frühe Lebensformen. TOP
1936
Konrad Zuse

Zuse baut die erste einfache Version des Digitalrechners. Der erste voll funktionsfähige Digitalrechner ist der Z3 (1941). TOP
1936
John Maynard Keynes

Keynes legt in "The General Theory of Employment, Interest and Money" seine makroökonomische Theorie mit staatspolitischer Regulierung dar. TOP
1936/37
Alan Turing

Turing führt seine Turing-Maschine ein - ein mathematisches Objekt, welches die Formalisierung von Algorithmen bzw. der Berechenbarkeit darstellt, d.h. sie zeigt, wie ganz allgemein ein bzw. jeder Algorithmus bzw. ein bzw. jedes Programm funktioniert. Der Begriff vom Algorithmus bedeutet ursprüglich eine eindeutige Handlungsvorschrift zur Lösung eines Problems oder einer Klasse von Problemen. Es gibt andere Formalisierungen von Algorithmen, welche aber durch die Turingmaschine emuliert werden können (d.h. es gibt kein anderes Verfahren, welches besser ist als die Turingmaschine). TOP

[Video: Turing Machine Explained (engl., 05:24)].
1937
Emilio Segrè

Segrè gelingt zusammen mit Carlo Perrier die Erschaffung des ersten künstlichen Elements (Technetium - dessen Eigenschaften wurden teils schon von Mendelejew, welcher das Periodensystem der Elemente aufgestellt hat, vorausgesagt). 1945 wird Promethium von Jacob A. Marinsky, Lawrence E. Glendenin und Charles D. Coryell als Spaltprodukt des Urans entdeckt. Danach wird die Reihe der Elemente um weitere künstliche Elemente erweitert. TOP
1937
Manfred von Ardenne

Ardenne erfindet 1937 das Rasterelektronenmikroskop und 1939 ein hochauflösendes Universal-Elektronenmikroskop. Das erste Elektronenmikroskop stammt von Ernst Ruska und Max Knoll (1931). TOP
1938
Otto Hahn

Hahn spaltet mit Fritz Strassmann den Kern eines Uranatoms. Eine entscheidende Rolle spielte dabei auch Lise Meitner. 1942 löst Enrico Fermi die erste atomare Kettenreaktion aus. Die Technik der Kernspaltung wird beim Bau der ersten Atombombe im Zweiten Weltkrieg ebenso eingesetzt wie für die (umstrittene) friedliche Nutzung in Kernreaktoren. TOP
1938
Pjotr Leonidowitsch Kapiza

Kapiza, John F. Allen und Don Misener beschreiben das Phänomen der Suprafluidität (Zustand einer Flüssigkeit, bei welcher diese jegliche innere Reibung verliert). TOP
1938
Claude Shannon

Shannon liefert in "A Symbolic Analysis of Relay and Switching Circuits" die mathematischen Grundlagen der modernen Informationstheorie, indem er zeigt wie mit elektrischen Kontakten eine binäre Logik aufgebaut werden kann. TOP
1938
Jerry Siegel

Siegel entwickelt zusammen mit Joe Shuster die Comicfigur von Superman und publiziert in diesem Jahr die erste Superman-Geschichte im Comicbuch Action Comics. Superman ist die bedeutendste der sogenannten Superheldenfiguren. Er ist ein Ausserirdischer vom Planeten Krypton, welcher über Superkräfte verfügt, eigentlich aber die Verkörperung des Übermenschen von Nietzsche (denn Übermensch heisst im Englischen nichts anderes als: Superman). Irgendwie repräsentiert dieses übermenschliche Superwesen natürlich auch die Superkräfte der Wissenschaft (vielleicht verkörpert er sogar so etwas wie die [manchmal etwas naiv anmutende] Supermoral der Wissenschaft). Seit den 1990-er Jahren gibt es eine Bewegung von sogenannten Real-Life Superheroes, welche sich wie die Heldenfiguren kleiden und in verschiedenen (v.a. US-) Städten Nachbarschaftswachen durchführen. TOP

[Website: Superman - Cover Browser (engl.), Videos: Lois Lane Interviews Superman [Filmszene] (engl./04:55), 10 Real Life Superheroes That Actually Exist (engl./03:31), Bild: Superman vs. Muhammad Ali (engl.)].
1938
Burrhus F. Skinner

Skinner, der bedeutendste Vertreter der psychologischen Richtung des Behaviorismus, veröffentlicht "The behavior of organisms". (Bereits 1919 erschien "Psychology from the standpoint of a behaviorist" von John B. Watson, beides bedeutende Werke einer verhaltensorientierten Psychologie.) TOP
1940
Nicolai Hartmann

Hartmann versucht in seinem Hauptwerk "Der Aufbau der realen Welt" ein allgemeingültiges philosophisches System der Welt zu begründen. Er baut dabei auf ein Schichtenmodell nach aristotelischer Art (mit den Schichten: Unorganisches, Leben, Seele, Geist - damit lehnt er sich stark an Aristoteles an [Materie/Hyle, (wahrnehmbare) Dinge, Lebewesen, Seele, Geist; siehe auch: Bovillus (im späteren Mittelalter - Sein, Leben, Fühlen, Denken)]). Zu den bedeutendsten philosophischen Systematikern des 20. Jahrhunderts gehört neben Hartmann auch etwa Jean Gebser (Bewusstseinsmodell). TOP

Meine Systematik vom (Da-) Sein steht natürlich philosophiegeschichtlich in direktem Zusammenhang mit dem Schichtenmodell von Hartmann und allen früheren Schichtenmodellen. Mit den Dimensionen vom (Da-) Sein, Leben, Glauben, (Nach-) Denken, Handeln (sowie Gut-Handeln und Nicht-Handeln) hat mein System verschiedene Eigenheiten: erstens hat es eine Zieldimension (das Handeln - und es verbindet somit die systematische Ontologie mit der ethischen Philosophie), zweitens hat es eine mittlere Dimension (das Glauben [zwischen reinem Leben und reinem Denken]), drittens geht es in seiner Urbegründung bis auf das Sein als solches zurück (während Hartmann in seinem System bloss einen 'Aufbau der realen Welt' formulierte, geht es bei mir um die ganze [reelle wie ideelle] Welt). Empfinden und Fühlen ordne ich - entgegen Bovillus - der Dimension vom (reinen) Leben zu; die Dimensionen vom Glauben, Denken und Handeln bilden bei mir den Bereich vom Bewusstsein. Der Mensch muss mehr als nur leben, er muss sich zu seinem Leben auch die Sinnfrage(n) stellen. Der Grund dafür liegt in den Ideen, die der Mensch oder die Menschin hat - wenn er/sie sich die Sinnfrage nicht stellt, bestimmen andere mit ihren Ideen über seinen/ihren Sinn.
1940
Richard Müller

Müller und Eugene G. Rochow fanden nahezu gleichzeitig eine Möglichkeit zur grosstechnischen Herstellung der Chlormethylsilane, welche die wichtigsten Vorprodukte zur Herstellung von Silikon(en - bzw. Poly[organo]siloxane) sind. Den Begriff hatte Frederic Stanley Kipping 1901 begründet. TOP
1942
Isaac Asimov

Science-Fiction-Autor Asimov formuliert in seiner Kurzgeschichte "Runaround" seine drei Robotergesetze, darunter etwa, dass ein Roboter einem menschlichen Wesen nicht wissentlich einen Schaden zufügen darf. Er prägt auch den Begriff der Robotik. TOP

[Videos: Isaac Asimov: Three Laws of Robotics (engl./03:11), I, Robot - Three Laws [Filmszene] (engl./04:42)].
1943
Marcus Oliphant

Oliphant regt mit dem Protonensynchrotron einen leistungsfähigen Teilchenbeschleuniger an. TOP
1943
Albert Hofmann

Hofmann entdeckt die hallizugene Wirkung von LSD (Lysergsäurediethylamid, eine der ersten bekannten chemischen bzw. synthetischen [fälschlicherweise sogenannten] 'Designerdrogen'). Designerdrogen sind synthetisch hergestellte Rauschmittel, die absichtlich als Rauschmittel konzipiert werden (Ecstasy und Speed [nicht mit dem Ziel eines Rauschmittels hergestellt, Rauschwirkung erst später entdeckt] sind ebenso wenig echte Designerdrogen wie LSD, Kokain oder Heroin [ursprünglich Heilmittel]). TOP
1943
Abraham Maslow

Maslow stellt in seinem Buch "A Theory of Human Motivation" erstmals sein Modell der Bedürnispyramide vor, welche er in weiteren Büchern verfeinert. Diese bedeutet eine Hierarchie der menschlichen Bedärfnisse: 1. Grund-/Existenbedürfnisse, 2. Sicherheit, 3. Soziale Kontakte, 4. Anerkennung/Wertschätzung, 5. Selbstverwirklichung. TOP
1944
Jean-Paul Sartre

Sartre gibt sein bedeutendstes philosophisches Buch heraus: "L'être et le néant" (dt. Das Sein und das Nichts). Zusammen mit Albert Camus und Simone De Beauvoir bildet er den Kern des französischen Existententialismus. Sartre gilt als Paradebeispiel des Intellektuellen - und wird auch schon mal als der 'letzte (grosse) Intellektuelle' bezeichnet. Der Existentialismus ist im 19. Jahrhundert von Sören Aabye Kierkegaard begründet worden, welcher auch einen bedeutenden Einfluss auf die moderne Psychologie hat. Der russische und der deutsche Existentialismus (Dostojewski, Schestow, Berdjajew; Jaspers, Heidegger, Fink [aber auch: Hedwig Conrad-Martius und Edith Stein!]) bilden die Verbindung zwischen Kierkegaard und dem französischen Existentialismus. (Ich spreche heute auch und v.a. von einem politischen Existentialismus.) TOP

[Videos: Entrevista a Jean Paul Sartre (frz./01:00:33), Sartre on Intellectualism (frz./04:54)].
1944
Oswald Avery

Zusammen mit Colin McLeod entdeckt Avery die DNA (DNS=Desoxyribonukleinsäure, englisch: DNA) als Träger der genetischen Information (die Nukleinsäure hatte 1868 Friedrich Miescher geschaffen, indem er diese Substanz von weissen Blutkörperchen aus Zellkernen isolierte). TOP
1945
John Mauchly

Mauchly baut mit J. Presper Eckert sowie Robert F. Shaw, Jeffrey Chuan Chu, Thomas Kite Sharpless, Frank Mural, Arthur Burks, Harry Huskey und Jack Davis den ersten programmierbaren, turingmächtigen digitalen Computer. Programmiert wird die Maschine von Jean Jennings, Marlyn Wescoff, Ruth Lichterman, Betty Snyder, Frances Bilas und Kay McNulty. TOP
1945
Robert Oppenheimer

Oppenheimer gehört mit Edward Teller und Leo Szilard zu den bekanntesten Figuren rund um das US-Atombombenprojekt im Zweiten Weltkrieg. 1945 wurde die Atombombe erstmals getestet und - 21 Tage danach - dann auch zweimal eingesetzt (in Hiroshima [am 6.8.1945] und Nagasaki [am 9.8.1945]). US-Colonel Paul Tibbets ist der Pilot, welcher die erste Atombombe ('Little Boy') mit dem B-29-Bomber Enola Gay über der japanischen Stadt Hiroshima abwirft. Der Menschheit wird erstmals sehr eindrücklich die Zerstörungsgewalt vorgeführt, welche sie im Lauf der letzten Zeit entwickelt hat. Dies ist jedoch kein Zeichen für den Stopp von Atomwaffen - ganz im Gegenteil: schon bald ist die Rede davon, dass die Menschheit nun das Waffenpotential hat, um sich merhfach selber zu zerstören. Oppenheimer spricht sich, wie auch Einstein, gegen Atomwaffen aus, als er deren volle Wirkung gesehen hat (und weigert sich, an der Entwicklung der Wasserstoffbombe teilzunehmen). TOP

[Videos: Little Boy - Atombombenabwurf über Hiroshima (dt./02:15), Nagasaki nach der Atombombe: Archivaufnahmen zeigen Zerstörung durch Kernwaffe 'Fat Man' (dt./01:39)].
1945
John von Neumann

In einem ersten Entwurf ('First draft') zur Verbesserung des Electronic Discret Variable Automatic Computer EDVAC, einem Nachfolger von ENIAC (siehe dort), entwirft Neumann eine Computerarchitektur, die für die Erbauung aller weiteren Computer gültig ist. 1944 hatte er mit Oskar Morgenstern die "Theory of games and economic behavior" (Spieltheorie) veröffentlicht. TOP

[Video: Spieltheorie kurz erklärt (dt./03:16)].

Anmerkung. Die mathematische Spieltheorie hat, wieviel sie auch im Einzelnen und Spezifischen zu leisten vermag, eher weniger mit eigentlichen Spielen (und eigentlichem Spielen) zu tun, als viel mehr mit Entscheidökonomik. (Ökonomisches) Handeln bzw. (rationales) Entscheiden - im Sinne von einem Homo Oeconomicus - wird hier mit 'Spielen' gleichgesetzt. Die Entscheidökonomik kann durchaus beim Spielen eine Rolle spielen, ist aber nicht der einzige Faktor. Daher ist der Begriff von einer 'Spieltheorie' hier vermutlich nicht ganz so glücklich gewählt.
1946
Willard Frank Libby

Libby entwickelt die Radiokarbondatierung, ein Verfahren zur radiometrischen Datierung kohlenstoffhaltiger bzw. organischer Materialien. TOP
1947
Kathleen Booth

Booth entwickelt die erste Assemblersprache. Die Assemblersprache wird zwischen der Maschinensprache (Binärsprache) und den Programmiersprachen angesiedelt. Entwicklung: Assemblersprache 1947, Fortran 1957, COBOL 1959, BASIC 1964, Pascal 1970, C 1972, Java 1972, Objective C 1984, C++ 1985, Perl 1987, Python 1991, Java 1995, JavaScript 1995, Ruby 1995, C# (aka C Sharp) 2000, Visual Basic 2001, Go 2009. Die bedeutendste Programmiersprache ist vermutlich C. TOP
1947
Dennis Gábor

Gábor erfindet beim Versuch das Auflösungsvermögen von Mikroskopen zu verbessern, die Holografie. Dies ist eine Methode zur Aufzeichnung und Rekonstruktion eines Wellenfeldes, womit quasi im Raum freistehende, räumliche Bilder erzeugt werden können. Die Holografie spielt eine bedeutende Rolle in der Erweiterten und Virtuellen Realität. TOP
1947
George Welch

Welch durchbricht am 1. Oktober 1947 mit einem Flugzeug-Prototyp der North American F-86 Sabre in einem 40-Grad-Sturzflug die Schallmauer (Druckwelle, die entsteht, wenn die Geschwindigkeit einer bewegten Schallquelle die Schallgeschwindigkeit überschreitet) - aus technischen Gründen wurde der Rekord aber nicht offiziell anerkannt (den offiziellen Rekord bekommt Chuck Yeager 14 Tage später auf einer Bell X-1 zugesprochen [Geschwindigkeit: Mach 1,05]). TOP
1948
Richard Feynman

Feynman entwickelt (unabhängig von Julian Schwinger und Shinichiro Tomonaga) die Quantenelektrodynamik QED. Er gilt als der Erste, welcher eine Quantenfeldtheorie ausformuliert hat. TOP

[Videos: Richard Feynman - «You Don't Like It?» (engl./01:14), Richard Feynman - Imagination & Science (engl./11:21), Feynman - On Scientific Method (engl./09:58)].
1948
Eleanor Roosevelt

Eleanor Roosevelt ist die bekannteste Person im Umfeld der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte (engl. The Universal Declaration of Human Rights), einer rechtlich nicht bindenden Resolution der Generalversammlung der Vereinten Nationen zu den Menschenrechten. Diese basiert u.a. auf der Virginia Declaration of Rights 1776, die einen grossen Einfluss auf die Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten gehabt hat, und auf der Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte der Französischen Nationalversammlung von 1789. Wesentlichen Anteil an der Verfassung haben ferner (alphabetisch): René Cassin, Peng Chun Chang, John Peters Humphrey, Charles Malik und Jacques Maritain. TOP

[Video: Eleanor Roosevelt Adresses the United Nations on the Ratification of the Universal Declaration of Human Rights (engl./00:53), Audio: Declaration of Human Rights by Eleanor Roosevelt (engl./12:53).]
1948
Alfred Kinsey

Kinsey publiziert zusammen mit Wardell Pomeroy und Clyde Martin die Resultate einer Studie zum Sexualverhalten US-amerikanischer Männer ("Sexual Behavior in the Human Male"), später auch der Frauen ("Sexual Behavior in the Human Female", 1953). TOP
1948
Norbert Wiener

In "Cybernetics" stellt Wiener seine kybernetische Theorie der Steuerungs- und Regelungsprozesse in Systemen vor. TOP
1949
Freeman Dyson

In seinem Essay "The S-Matrix in Quantum electrodynamics" legt Freeman den Grundstein zur Schwinger-Dyson-Gleichung, die Julian Schwinger mit seinem Essay "On Green's functions of quantized fields I + II" (1951) verfeinert. Die Schwinger-Dyson-Gleichung entspricht der Beschreibung von Relationen zwischen verschiedenen Greenschen Funktionen einer Quantenfeldtheorie (siehe: George Green [Mathematiker]). Sie wird auch als Euler-Lagrange-Gleichung der Quantenfeldtheorie bezeichnet. TOP
1949
Grace Hopper

Hopper konzipiert einen frühen Compiler. Ein Compiler ist ein Computerprogramm, welches den Quellcode einer bestimmten Programmiersprache in eine Form bringt, die von einem Computer direkt umgesetzt werden kann. Zuse hat bereits einen Rechenplan erstellt, welcher auch eine Art Compiler darstellte (1944). Einen ersten Assembler hat Nathaniel Rochester zwischen 1948 und 1950 konzipiert - ein Assember ist ein Computerprogramm, welches Assemblersprache [maschinenorientierte Programmiersprache] in Maschinensprache übersetzt). TOP
1950
Nino Farina

Farina gewinnt auf Alfa Romeo die erste Formel-1-Weltmeisterschaft vor Fangio und Fagioli. Die Rennen finden statt in Silverstone (Gb), Monaco (Mon), Indianapolis (USA), Bern-Bremgarten (Ch), Spa-Francorchamps (Be), Reims-Gueux (Fr) und Monza (It). Rein wissenschaftlich betrachtet, ist die technische Leistung der Formel-1-Boliden vielleicht gar nicht so überwältigend, für die Autoindustrie und das Sportpublikum war die Formel-1-WM immer ein sehr grosses Ereignis. Seit 2014/15 wird die umweltfreundlichere Formel-E mit Elektrowagen durchgeführt. TOP

[Video: Formel 1 - Grand Prix Schweiz 1950 (dt./01:35), F1 Car Evolution from 1950 to 2020 - Drawn (10:52)].
1951
Talcott Parsons

In seinem Buch "The Social System" entwickelt Parsons seinen Strukturfunktionalismus zu einer soziologischen Systemtheorie. TOP
1951
Linus Pauling

Pauling bestimmt zusammen mit B.B. Corey die Alpha-Helix-Struktur von Proteinen. Bekannt ist er v.a. durch seine Arbeiten über chemische Bindungen zwischen Atomen und Molekülen (zwei- oder mehratomige Teilchen). TOP
1952
Walle J.H. Nauta

Nauta entwickelt die neuroanatomische Tract-Tracing-Methode, welche den Weg frei macht für eine umfassende Kartierung der neuronalen Verknüpfungen im menschlichen Gehirn. TOP
1953
Roger Sperry

Sperry beginnt zu experimentieren mit seiner Split-Brain-Methode, in welcher er bei Katzen und Affen den Balken durchtrennt, welcher die beiden Hirnhälften verbindet (1961 machen Philip Vogel und Joseph Bogen den ersten solchen Eingriff bei einem Menschen: einem Kriegsveteran, der unter starker Epilepsie litt ['Split-Brain-Patienten']). TOP
1953
James D. Watson

Watson schlägt zusammen mit seinem Kollegen Francis Crick die Doppel-Helix als DNS-Struktur vor. Wichtige Vorarbeiten auf dem Gebiet der modernen Genetik stammen nebst Thomas Hunt Morgan und Linus Pauling u.a. von Max Delbrück, dem Begründer der Molekularbiologie, sowie Alfred Hershey und Barbara McClintock. Die Arbeit von Watson und Crick beruht v.a. aber wesentlich auf den Forschungsarbeiten von Rosalind Franklin, welche sie zur selben Zeit ohne deren Wissen und Zustimmung benutzt haben. TOP
1954
Dmitri Iwanowitsch Blochinzew

Blochinzew war Leiter des Kernforschungszentrum beim ersten (Prototyp-) Kernkraftwerk in Obninsk (Sowjetunion). 1956 wurde in Calder Hall (England) das erste kommerzielle Kernkraftwerk eröffnet. Ab 1974 wurde die Anti-AKW-Bewegung wahrgenommen, mit einer Bauplatzbesetzung beim geplanten AKW Wyhl (Deutschland). Sie wurde befeuert von den AKW-Katastrophen in Tschernobyl (Sowjetunion/Ukraine, 1986) und Fukushima (Japan, 2011). Diese Bewegung wird in der Folge zum Vorreiter der ökologischen Bewegung. 2011 beschliesst die Merkel-Regierung den Atomkraftausstieg Deutschlands bis 2022. In diesem Jahr wird bekannt, dass die EU - unter Frau von der Leyen - die Atomkraft als grüne Energie einstufen will. TOP

[Videos: Russia's Obninsk Nuclear Power Station (engl./05:01), Was geschah in Tschernobyl? (dt./16:03 - Kurzversion [dt./01:36]), Uran - Das unheimliche Element: Fluch und Segen des Atomzeitalters (dt./43:42)].
1954
George Charles Devol

Devol meldet das Patent für einen programmierbaren Manipulator (Roboter) an; zusammen mit Joseph F. Engelberger stellt er in dessen Firma den ersten Industrieroboter her (Unimate). Der Begriff des Roboters stammt vom Schriftsteller Karel Capek (1921, in dessen Roman "Rossum's Universal Robots", tsch. robota = Fronarbeit); bekannt wurde der Begriff durch den Science-Fiction-Erzähler Isaac Asimov in den 1940-er Jahren. TOP
1954
Harry Hoijer

Hoijer fürt den Begriff der Sapir-Whorf-Hypothese ein, wonach die Sprache das Denken beeinflusst. Diese Theorie stammt von Benjamin Lee Whorf (1897-1941), welcher sich auf seinen Lehrer Edward Sapir (1884-1939) beruft. TOP
1954
Joseph Edward Murray

Murray gelingt die erste Nierentransplantation. TOP
1956
Marion King Hubbard

Hubbard beschäftigte sich schon seit 1949 mit dem Problem des Ölförderungsmaximums (engl. peak oil), als er in diesem Jahr das globale Maximum der Ölförderung auf das Jahr 2000 festlegt. Anfang bis Mitte der 2000er Jahre wird das Konzept durch verschiedene Veröffentlichungen von Autoren populärwissenschaftlicher Bücher aufgenommen. Diese Propheizung kann heute falsifiziert werden - aus verschiedenen Gründen verschiebt sich dieser Zeitpunkt. TOP
1956
George A. Miller

Die Millersche Zahl sagt, dass ein Mensch gleichzeitig nur 7 ± 2 Informationseinheiten im Kurzzeitged&aul;chtnis behalten kann. Locke beschrieb rund 300 Jahre zuvor das Seven phenomena, wonach ein Mensch sich rund sieben Gegenstände merken kann. Neuere Forschungen deuten darauf hin, dass die Millersche Zahl eher zu hoch angesetzt ist. TOP
1956
C. Wright Mills

Wright Mills beschäftigt sich in seinem Buch "The Power Elite" (dt. Die Machtelite, 1956) mit der Macht- und Herrschaftselite. TOP
1957
William Alfred Fowler

Fowler beschreibt in seiner Arbeit "Synthesis of the Elements in Stars" zusammen mit Margaret Burbridge, Geoffrey Burbridge und Fred Hoyle die Nukleosynthese, welche die Bildung der chemischen Elemente durch Kernfusionen in Sternen erklärt (eine Ausnahme bilden die leichtesten Elemente, welche beim Urknall gebildet werden [Wasserstoff, Helium und Lithium (davon bloss eine kleine Menge)]). TOP

[Video: Wie die chemischen Elemente entstanden sind (dt./04:41)].
1957
Northrop Frye

Frye sagt in seinem literaturkritischen Werk "Anatomy of Criticism", dass bestimmte Symbole und Archetypen in der Literatur immer wieder zu finden seien, und dass die westliche Literatur diesbezüglich stark von der Bibel inspiriert sei. TOP
1957
Hugh Everett III

Everett postuliert die Existenz von Parallel-Universen (Viele-Welten-Interpretation). TOP
1957
Julian Huxley

Der Biogloge und Eugeniker Julian Huxley - ein Bruder vom bekannten Schrifsteller Aldous Huxley ("Brave New World", u.a.) - prägt den Begriff vom Transhumanismus, welcher besagt, dass der Mensch fähig sei, seine 'menschliche Natur' zu überwinden. Daraus entsteht eine neo-nietzianische Philosophie mit Bezug zur Gen-, Bio- und Neurotechnologie (in der Populärliteratur: Robert Ettinger; in der Philosophie: FM-2030 [eigentlich: F.M. Esfandiary], Ray Kurzweil, Max More [eigentlich: Max T. O'Connor], Nick Bostrom, Jason Silva; in der Psychologie: Abraham Maslow; in der Religion: Claude Vorilhon [alias 'Raël']). TOP
1958
William Higinbotham

Higinbotham erfindet das erste Videspiel: 'Tennis for Two'. Die allerersten waren eigentlich 'Bertie the Brain' (1950) von Josef Kates und 'OXO' (1952) von A.S. Douglas - das waren aber nur sehr simple Adaptionen von Tic Tac Toe. Steve Russell programmierte 1961 das Spiel 'Spacewar!', welches in einer ähnlichen Form als 'Computer Space' von Nolan Bushnell zum ersten Arcade-Spiel (Spielsalon-Spiel) gemacht wurde. Mit 'Space Invaders' begann 1978 der kommerzielle Erfolg der Arcade-Spiele (und gleichzeitig eine japanische Vorherrschaft in der digitalen Spieleindustrie). (Super) Mario wurde in den 1980-er Jahren zur grossen Spielfigur der Videospiele. Die Videospiele sind relevant für die Entwicklung der Computergrafik. TOP

[Video: Tennis for Two: America's First Video Game (engl., 01:46), Videoserie: Irate Gamer - History of Video Games (engl.), Evolution of Video Game Graphics 1958-2020 (12:02)].
1958
John Bosley Ziegler

In diesem Jahr kommt das von Ciba produzierte anabole Steroid Dianabol heraus, welches vom US-Physiker Ziegler entwickelt worden ist. Dieser wird auch zum Pionier in dessen Verwendung für das Muskelwachstum bei Bodybuildern und Gewichthebern (sowjetische Gewichtheber sollen schon seit 1954 mit Testosteron gedopt haben [ohne Gewähr]). Die Resultate sind beeindruckend. Schon im nächsten Jahr gehen Gerüchte um von Dopingmissbrauch im grossen Stil im Highschoolsport. Die spektakulärsten Dopingskandale gibt es im Radsport - v.a. in der Tour de France: so etwa beim Tod von Tom Simpson 1967, beim Festina-Skandal 1998 ('Tour de Farce') oder mit Lance Armstrong (sieben Tour-Siege in den Jahren 1999-2005 aberkannt) - aber betroffen sind fast alle Sportarten. 1967 ruft das Internationale Olympische Komitee eine Medizinische Kommission ins Leben und gibt eine Liste von verbotenen Substanzen heraus (systematisch getestest wird seit den Spielen 1972). TOP

[Webseite: 9 Doping Scandals That Changed Sports (engl.), Video: Tour de France 1998 - EPO-Doping Festina Team (engl./04:52)].
1958
Jack Kilby

Kilby präsentiert seine erste Schaltung auf einem Halbleiter, woraus der Mikrochip entsteht. Die integrierten Schaltkreise setzte er bei Texas Instruments erstmals beim Bau von Taschenrechnern ein. Später wurden sie zum entscheidenden Element in Mikroprozessoren für Computern. TOP
1958
Paul Oppenheim

Oppenheim vertritt mit Hilary Putnam in deren Essay "The Unity of Science as a Working Hypothesis" eine reduktionistische Sicht der Wissenschaft, d.h. dass die gesamte Wissenschaft auf eine Einheitswissenschaft zurückgeführt bzw. reduziert werden kann. Demnach lässt sich die Chemie auf die Physik und die Biologie auf die Chemie reduzieren, die Psychologie auf die (Neuro-) Biologie und die sozialen Zusammenhänge (Anm.: d.h. die Soziologie) auf die (Sozial-) Psychologie. Putnam und Oppenheim sehen einen Aufbau der realen Welt von den den Elementarteilchen über die Atome, Moleküle, Zellen und Lebewesen bis zu den Sozialen Gruppen. Gemäss der Einheitswissenschaft folgen alle diese Ebenen den gleichen Gesetzen. Als Gegensatz des Reduktionismus wird der Holismus (Ganzheitslehre) betrachtet. Im Gegensatz dazu steht auch die Emergenztheorie. TOP

Anmerkung. Interessanterweise sind die Wissenschaftler in manchem plötzlich dann nicht mehr so ganz korrekt. Hier wäre der korrekte Gegensatz zum Reduktionismus nicht ein Holismus, sondern ein Komplexizismus, in welchem nicht reduziert wird auf das Einfachere, sondern komplexiziert auf das Schwierigere. Die Aussage des Reduktionismus ist letztlich, dass die Physik die einfachste und die Soziologie die schwierigste Wissenschaft ist. Der Reduktionismus meint dann quasi, dass man in den schwierigeren Wissenschaften praktisch lieber einfache, als falsche Aussagen macht. Dabei fragt sich natürlich, ob es zulässig ist, die Dinge derart zu versimplizifieren (bzw. zu verfälschen? [Ist es nicht gar eine Verkomplizierung, wenn man das Komplizierte zu stark versimplifiziert?]). Ein Geisteswissenschaftler müsste dazu natürlich sagen: nein, das ist nicht zulässig. Die Betrachtung des Holismus als Gegensatz vom Reduktionismus kommt wohl davon, dass ein solcher (von Haldane [aus biologischen Überlegungen heraus]) tatsächlich begründet wurde, während ein Komplexizismus nie begründet worden ist.
1959
Albert Hibbs

Laut Richard Feynman soll Hibbs ihm um das Jahr 1959 vorgeschlagen haben, Feynmans Idee von Mikromaschinen (engl. micro-machines) für medizinische Zwecke zu verwenden. Feynman hatte keinen Verwendungszweck für solche Minimaschinen gesehen. Nanorobots haben seit den 1950-er Jahren eine zunehmende Bedeutung in der Science-Fiction-Literatur (Dick ["Autofab", 1955], Lem, Drexler, usw. usf., etc. etc.). TOP
1960
Theodore Maiman

Maiman entwickelt zusammen mit Nikolai Basov den ersten funktionierenden Laser. Er prägt auch den Begriff des Lasers. Die Idee dazu stammt von Gordon Gould (1957), welche er jedoch zu spät patentieren lässt. TOP
1960
Manfred E. Clynes

Clynes begründet zusammen mit Nathan S. Kline in ihrem gemeinsamen Essay "Cyborgs and Space" (dt. Der Cyborg und der Weltraum) den Begriff vom Cyborg. Der Cyborg ist ein Mischwesen zwischen Organismus und Maschine, wogegen ein Android (Begriff von Eberhard David Hauber, 1740) bloss ein menschenähnlicher Roboter ist. TOP

[Videos: Jason Silva: We Are Already Cyborgs (engl./01:58)].

Anmerkung. Die Diskussion um Cyborgwesen halte ich für völlig überrissen. Solange Wesen (menschliche) Seelen haben, sind und bleiben sie Menschen, wieviel externe oder interne Erweiterungen sie auch nützen mögen (oder wie fragte Jesus: was kann der Mensch geben, womit er seine Seele auslöse?).
1960
Jacques Piccard

Piccard tauchte mit Don Walsh im Uboot Trieste auf den Grund des Challengertiefs im Marianengraben auf eine Tiefe von 10'916 Metern, was damals als tiefste Stelle der Erde galt. Dies ist mittlerweilen korrigiert worden: die tiefste Meeresstelle soll sich ebenfalls im Marianengraben auf auf etwas über 11'000 Metern befinden; chinesischen Forschern gelang es 2020 mit dem Uboot Fendouzhe diesen Punkt zu erreichen). Vater Auguste stellte zusammen mit Paul Kipfer am 27. Mai 1931 mit einem Ballon in einer mit Sauerstoff versorgten Kapsel einen Höhenrekord von 15'781 Metern auf, Sohn Bertrand umkreiste zusammen mit Brian Jones als erster Mensch die Erde nonstop in einem Ballon (1999 - im dritten Versuch). TOP
1961
Aldo Capitini

Capitini entwirft für einen Friedensmarsch von Perugia nach Assisi die Pace-Regenbogenfahne, welche einen umgekehrten Farbverlauf eines Regenbogens zeigt (der Schriftzug 'PACE' [italienisch für: Frieden] wird später beigefügt). Sie wird neben dem CND-Zeichen (Campaign for Nuclear Disarmament - Holtom, 1958) und dem Zeichen der Friedenstaube (Picasso, 1949; Le Corbusier, 1950-er; Launis, 1974) zu einem Hauptmotiv der Friedensbewegung. Die Taube wie der Ölzweig gelten als Friedenssymbole aufgrund der biblischen Sintflutgeschichte. Der Begriff vom Pazifismus stammt von J. B. Richard de Radonvilliers (1846). Am Beginn der modernen Friedensbewegungen stehen frühe Friedensgesellschaften wie die American Peace Society in New York City (1815), die London Peace Society in Grossbritannien (1816) und die Genfer Friedensgesellschaft in der Schweiz (1830) sowie Friedenskonferenzen wir die Dritte Weltfriedenskonferenz in Rom (auf Initiative von Elihu Berrit) 1891 und die Haager Friedenskonferenz 1899. Im 20. Jahrhundert formiert sich die Friedensbewegung gegen die Atomwaffen (etwa ab 1957, nachdem in den beiden Jahren zuvor eine starke Zunahme von Atomwaffentests zu verzeichnen gewesen sind). Diese führt zu Instituten der Friedensforschung wie dem Peace Research Institute Oslo (PRIO, 1959 - auf Initiative von Johann Galtung), dem Stockholm International Peace Research Institute (SIPRI, 1966) oder der Forschungsgesellschaft für Friedenswissenschaft in München (1958). Bedeutende Schriften des Pazifismus stammen von Erasmus von Rotterdam (1517), Matthias Bernegger (1620), Maximilien de Béthune, duc de Sully (1638), Charles Irénée Castel de Saint-Pierre (1717), Immanuel Kant (1795). Bedeutende Friedensforscher sind etwa John Paul Lederach oder Jürg Helbling. TOP

[Videos: John Paul Lederach: Understanding Violent Conflict (engl./03:16), Sternstunde Philosophie mit Jürg Helbling (dt./59:22), Webseite: Liste von Kriegen - Wikipedia (dt.)].
1961
Juri Alexejewitsch Gagarin

Gagarin ist 'der erste Mensch im Weltraum': am 12. April 1961 absolvierte er mit seiner Raumkapsel Wostok 1 den spektakulären ersten Raumflug, wobei er in 108 Minuten einmal die Erde umrundete. (Der erste Mensch, welcher im All aus einer Weltraumkapsel ausgestiegen ist, war sein Landsmann Alexei Archipowitsch Leonow [1965].) TOP
1961
Murray Gell-Mann

Gell-Mann findet - unabhängig von Yuval Ne'eman - ein Klassifizierungssystem für Elementarteilchen, welches den Beginn der Quarktheorie darstellt (Klassifikation der Hadronen im Achtfachen Weg, engl. Eightfold Way [in Anlehnung an den Achtfachen Pfad im Buddhismus]). Die Idee des Quark-Teilchens führt er - und mit ihm unabhängig auch George Zweig - 1964 ein (sie führt dazu, dass die 1962 von Lew Okun eingeführten Hadronen [Mesonen (aus einem Quark und einem Anti-Quark) und Baryonen (aus drei Quarks) nicht mehr als Elementarteilchen betrachtet werden]). Anfangs der 1950-er Jahre hat Gell-Mann den Begriff der Strangeness eingeführt für das teilweise seltsame Verhalten neuer Teilchen, welche in der Arbeit mit Teilchenbeschleunigern entstanden sind. Bei diesen Experimenten sind auch immer neue kleinste Teilchen entstanden (u.a. Mesonen und Baryonen), womit ein Problem im Verständnis der Elementarteilchen aufgetaucht ist, welches erst durch die Quarktheorie gelöst wird. TOP
1961
Heinrich Matthaei

Matthaei gelingt es zusammen mit Marshall Warren Nirenberg die erste genertische Codierungseinheit der Aminosäure Phenylalanin zu identifizieren. Die Idee von einem genetischen Code oder einer genetischen Schrift hat (in Briefen) erstmals Friedrich Miescher geäussert. Albrecht Kossel führte die Arbeit Mieschers weiter, was er in seinem Vortrag "The Chemical Composition of the Cell" (1911) dokumentierte. Der Durchbruch im Verständnis des genetischen Codes kam aber erst in den 1960-er Jahren. TOP
1961
Thomas Szasz

Szasz wird mit seiner Schrift "The Myth of Mental Illness - Foundations of a Theory of Personal Conduct" der Richtung der Anti-Psychiatrie zugerechnet (vgl. auch Ronald D. Laing); er wehrt sich jedoch gegen diese Klassifizierung. TOP
1962
Friedrich Dürrenmatt

In seinem Drama "Die Physiker" fordert der Schriftsteller Dürrenmatt in seiner typischen grotesken Art und Weise die Physiker auf, ihr Wissen zurückzunehmen, weil es gefährlich geworden sei. In seinem achten Satz der 21 Punkte zu den Physikern meint er (gegen Comte eigentlich), dass je planmässiger die Menschen vorgehen, desto wirksamer sie der Zufall zu treffen vermag (Pessimismus/Groteskismus). Als bedeutende frühe Werke einer Wissenschaftskritik können etwa 'Faust' [Goethe, 1808], 'Frankenstein' [Shelley, 1818] oder 'Dr. Jekyll and Mr. Hide' [Stevenson, 1886] gelten - nicht zu vergessen ist u.a. auch "Modern Times", der Stummfilm von Charles Chaplin (1936). In der philosophischen Wissenschaftskritik sind Nietzsche, Heidegger oder Horkheimer/Adorno zu nennen. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs hatte die Technikkritik mit Lewis Mumford ("The Myth of the Machine", 1967–1970), Günther Anders ("Endzeit und Zeitenende - Gedanken über die atomare Situation", 1972), Jacques Ellul ("Le Système Technicien", 1977) oder Fritjof Capra ("The Turning Point", 1982) deutlich zugenommen. TOP

[Videos: Martin Heidegger: Die Wissenschaft denkt nicht (dt./07:55), Jacques Ellul: Le Système Technicien (frz./04:53), Friedrich Dürrenmatt: Die Physiker (dt./02:05:15)].
1962
Milton Friedman

Friedman begründet mit seinem Buch "Capitalism and Freedom" (dt. Kapitalismus und Freiheit) einen Boom des Neoliberalismus (begründet wurde dieser von den österreichischen Wirtschaftswissenschaftler Hayek [The Road to Serfdom (dt. Der Weg zur Knechtschaft), 1944] und Mises [Human Action: A Treatise on Economics, 1949]). TOP
1962
J.C.R. Licklider

Licklider spricht in einer Reihe von Memos von einem globalem Computer-Netzwerk (engl. galactic network). Diese Ideen bildeten die Grundlage für das militärische ARPANET (Projekt: 1966, Realisierung: 1969), welches wiederum die (basis-) technische Grundlage des heutigen Internets ist, auf dem das World Wide Web von Tim Berners-Lee besteht (1991). 1981 wurde das Computer Science Network CSNET gegründet. TOP
1963
Joseph Greenberg

Greenberg präsentiert seine Klassifikation der afrikanischen Sprachen, an welcher er seit 1948 gearbeitet hat - 1971 seine Studie über Indopazifische Sprachen, 1987 über die Amerikanischen Sprachen; wenig Neues brachte seine Studie der Eurasiatischen Sprachen. TOP
1963
James Hardy

Hardy gelingt die erste einseitige Lungentransplantation (der Patient überlebt allerdings nur 18 Tage). Im folgenden Jahr pflanzt er einer Patientin ein Schimpansenherz ein (sie überlebt damit zwei Tage). Damit legt er den Grundstein zur Xenotransplantation beim Menschen (Organtransplantation unter verschiedenen Arten). TOP
1963
Allan McLeod Cormack

Cormack publiziert die Grundlagen der Computertomographie (CT - ein Röntgenverfahren, bei welchem eine Serie von Querschnittbildern erzeugt werden). Beachtet wird dies erst als Godfrey Hounsfield und sein Team ein erstes Ger&aul;t für Computertomographie bauen (er arbeitet von 1967 bis 1976 daran). 1971 wird zum ersten Mal ein Mensch mit CT gescannt. TOP
1963
J.J.C. Smart

Smart vertritt in seinem Werk "Philosophy and Scientific Realism" einen konsequenten und strengen Wissenschaftlichen Realismus. Er meint, dass wir Alltagsauffassungen aufgeben müssen, wenn sie nicht mit der Wissenschaft übereinstimmen. Weitere Vertreter: McMullin, Boyd, Pau. Churchland, Psillos, Hacking, Worrall, Wallner sowie Bhaskar. Vertreter des früheren Kritischen Realismus (ab 1870): Riehl, Wundt, Küpe, Messer, N. Hartmann, Musgrave, Montague, Perry - als verwandt gelten der (Wissenschaftliche) Konventionalismus (Poincaré, Mach, Carnap, Le Roy) und der (Wissenschaftliche) Instrumentalismus (Duhem, Mach, Poincaré). TOP
1964
Hong-Yee Chiu

Chiu prägt den Begriff des Quasars, des aktiven Kerns einer Galaxie. Die ersten Quasare wurden Ende der 1950-er Jahre entdeckt. TOP
1964
Peter Higgs

Higgs spricht von einem neuen Teilchen (Higgs-Teilchen, aka Higgs-Boson), welches in einem bestimmten Mechanismus (Higgs-Mechanismus) als masseloses Elementarteilchen in Wechselwirkung mit einem Hintergrundfeld (Higgs-Feld) Masse generiert. 2012 wird im CERN gemeldet, dass bei den Forschungen rund um den Large Hadron Collider LHC das lange gesuchte Higgs-Boson, welches als letztes noch nicht bekanntes Teilchen im Standardmodell der Teilchenphysik gilt, vermutlich nachgewiesen werden konnte. Der Higgs-Mechanismus beschreibt, wie die Masse auf der Ebene der Elementarteilchen zustande kommt (nämlich - dieser Theorie zufolge - durch Wechselwirkung im Higgs-Feld). Dies wurde gleichzeitig von zwei anderen Forscherteams festgestellt, wobei jenes von François Englert und Robert Brout die Eingabe sogar noch etwas früher gemacht hat (trotzdem wurde der Mechanismus nach Higgs benannt). TOP
1964
Marshall McLuhan

McLuhan kann insbesondere mit seiner Schrift "Understanding Media: The Extensions of Man" als Initiator der modernen Medientheorie und Medienwissenschaft bezeichnet werden (auch wenn Karl Bücher schon 1916 ein Institut für Zeitungskunde eingerichtet hatte). Erste wissenschaftliche Medienuntersuchungen gab es ab den frühen 1960-er Jahren an australischen Universitäten. Als Medientheorie werden Forschungsansätze, welche die Wirkungsweise von Medien generell zu erklären versuchen. McLuhan prägt u.a. den Begriff vom Globalen Dorf (engl. global village) und sagt das World Wide Web voraus. Er sieht die Medien als Erweiterungen des menschlichen Nervensystems und fordert eine Art ökologischen Ausgleich zwischen den verschiedenen Medien sowie Medien und Schule. TOP

[Videos: Marshall McLuhan - The Medium Is the Message II (1977) (engl./46:07), Marshall McLuhan - The Medium Is the Message I (1967) (engl./51:11)].
1964
Igor Nowikow

Nowikow untersucht die Theorie der Weissen Löcher, welche das Gegenteil von Schwarzen Löchern sind. Weisse Löcher sind hypothetische Räume in der Raumzeit, aus welchen Energie, Materie, Licht und Information entweichen kann, während aber gleichzeitig nichts hineindringen kann. TOP

[Videos: Was sind Weisse Löcher? (dt./07:17)].
1965
Lyndon B. Johnson

Johnson spricht in seiner Rede zum State of the Union von der Great Society, in welcher eine Einheit von Mensch und Maschine gesucht werden soll, in einer Gesellschaft, welche die Bedeutung des Lebens all ihrer Mitglieder vergrössert. TOP

[Video: Lyndon B. Johnson: State of the Union (1965) (engl./49:31 - Text)].
1965
Arno Allan Penzias

Penzias und Robert Woodrow Wilson begründen die kosmische Hintergrundstrahlung, indem sie Radiowellen finden, welche vom Urknall übrig geblieben sind. Dies wird als Beweis der Urknalltheorie betrachtet. Die Kosmische Hintergrundstrahlung ist eine Mikrowellenstrahlung, die aus der Zeit kurz nach dem Urknall stammt. TOP
1965
Lotfi A. Zadeh

Zadeh prägt den Begriff der Fuzzy-Menge (engl. fuzzy set). Dies ist eine unscharfe Menge, deren Elemente nicht mit Gewissheit zur Menge gehören, sondern dazugehören können oder auch nicht. Er entwickelt daraus die Fuzzylogik oder Unschärfelogik als präzise Erfassung des Unpräzisen (engl. fuzzy logic, 1973). TOP
1966
Donald Davies

Davies führt im NPL Network (National Physic Laboratory [in London]) das Konzept des Interface Computers ein, sogenannte Interface Message Processers IMPs - im folgenden Jahr von Wesley Clark im ARPANET verwendet. Dieses hat die selbe Funktion wie spätere Router (also Netzwergeräte, welche Datenpakete in mehrere Netze weiterleiten können). TOP
1966
Gene Roddenberry

Start der Original-Science-Fiction-Fernsehserie von Star Trek (dt. Raumschiff Enterprise, 1966-1969), entwickelt von Roddenberry seit 1964. Berühmt geworden sind neben den Hauptpersonen Kirk und Spock - welcher einen absolut logischen Ausserirdischen spielt, mit gewissen seltsamen Einbrüchen des Menschlichen (und dergestalt auch eine Karikatur auf das Logische ebenso wie auf das Menschliche) - etwa die Begriffe vom 'Warp-Antrieb' oder von 'Parallel-Universen' (siehe: Hugh Everett III.). Fast alle Themen der Science Fiction kommen in Star Trek vor. Typisch für die Originalserie ist auch ein gewisses psychedelisches Element. TOP

[Videos: Star Trek - TOS/Intro (engl./00:57), Top 10 Star Trek: The Original Series Episodes (engl./11:50), Gene Roddenberry: The Star Trek Philosophy (engl./04:40), Webseiten: TrekCore - Star-Trek-Seite (engl.), Spocks Vermächtnis (dt.).
1967
Jocelyn Bell

Bell entdeckt zusammen mit Ihrem Doktorvater Antony Hewish den ersten Pulsaren. Pulsare sind schnell rotierende Neutronensterne (wie Thomas Gold 1968/69 vermutet). TOP
1967
Richard Rorty

Rorty gibt seine Anthologie "The Linguistic Turn" heraus, in welcher er die Sprachanalytische Philosophie kritisiert. Der Begriff stammt aus den 1950-er Jahren von Gustav Bergmann und wurde in der sogenannten Analytischen Philosophie einer der bedeutendsten philosophischen Begriffe in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhundert. Dabei wird behauptet, dass alle menschliche Erkenntnis durch Sprache strukturiert ist, und dass es keine Realität jenseits von Sprache gebe (und dass daher zuerst einmal die Sprache analysiert werden müsse). Die Analytische Philosophie entwickelte sich von der Philosophie der Sprache über die Philosophie des Geistes zur Philosophie des Bewusstseins. TOP
1967
Steven Weinberg

Weinberg vereint zusammen mit Abdus Salam (und unabhängig von Sheldon Glashow) die Gleichungen des Elektromagnetismus mit denen der sogenannten Schwachen Wechselwirkung (bzw. Schwachen Kernkraft). Dieser Erfolg entspricht einer vereinheitlichten Theorie, und er lässt den Wunsch nach einer Grossen vereinheitlichten Theorie (engl. Grand Unified Theory GUT) aufkommen: einer Theorie, die alle vier bekannten Grundkräfte im Standardmodell der Teilchenphysik vereint (Gravitation, Elektromagnetismus, Schwache und Starke Kernkraft). TOP
1967
Christiaan Neethling Barnard

Barnard führt die erste erfolgreiche Herztransplantation durch. (In seinem Film "Hidden Heart" [2008] behauptet der Schweizer Regisseur Werner Schweizer, dass der Schwarze Hamilton Naki, im damals apartheidlich organisierten S&auuml;dafrika, massgeblich an der Operation beteiligt war - die Frage, welche Rolle Naki dabei spielte, bleibt letztlich offen.) TOP
1967
Martin Cooper

Cooper erfindet den Vorläufer des Handys (Mobiltelefon/Handtelefon). TOP
1967
Jack Kilby

In diesem Jahr gibt Texas Instruments den ersten Taschenrechner heraus, als dessen Erfinder Kilby gilt; ebenso gilt er als Erfinder der integrierten Schaltkreise und als 'Vater des Mikrochips'. TOP
1967
Karl Schiller

Schiller war - im Zuge des deutschen Wirtschaftswunders nach dem Zweiten Weltkrieg - der erste sozialdemokratische Wirtschaftsminister, der sich auszeichnete durch seine Postulate von der wirtschaftlichen Stabilität und der Sozialen Marktwirtschaft. 1967 setzte das Stabilitätsgesetz Schillers Magisches Viereck der wirtschaftspolitischen Staatsziele um (Ausgleich zwischen Hohem Beschäftigungsgrad, Aussenwirtschaftlichem Gleichgewicht, Stetigem und angemessenem Wachstum und Stabilem Preisniveau - das Viereck wurde später mit der ökologischen Forderung nach Sicherung der Ressourcen zum Fünfeck ausgestaltet). Schiller war auch ein Verfechter der Sozialen Marktwirtschaft ('Auf dem Wege zu einer Sozialen Marktwirtschaft', 1971). TOP
1967
Haile Selassie

Der (von den Rastafaris als 'schwarzer Messias' bezeichnete und verehrte) äthiopische Kaiser Selassie hält eine bedeutende Rede bezüglich der Bedrohung und der Zukunft der Menschheit gegenüber US-Präsident Lyndon B. Johnson im Weissen Haus in Washington. Religiöser Dünkel und/oder echtes Problem? Es war die Zeit der grossen Reden: Johnson hielt am 1.4.1965 seine grosse State of the Union Address zur Great Society (siehe dort), Selassie hielt am 4.10.1963 seine bekannteste Rede vor der UNO-Generalversammlung ('War Speech'). TOP

[Video: Haile Selassie: United Nations Address (1963) (engl./14:45), Website: Haile Selassie at the White House (1967) (engl.)].
1968
Wilhelm Krelle

Krelle bemüht sich (mit anderen) um eine Dynamisierung der mikroökonomischen Nutzenfunktion ('Dynamics of Utility Function' in 'Carl Menger and the Austrian School of Economics'). TOP
1968
Alexander Romanowitsch Lurija

Lurija gilt als Begründer der modernen Neuropsychologie in den beiden neurologischen Fallbeispielen "Kleines Porträt eines grossen Gedächtnisses" (1968) und "Der Mann, dessen Welt in Scherben ging" (1971) stellte er seine Methode der Syndromanalyse vor. TOP
1969
Neil Armstrong

Am 21.7.1969 landet Armstrong im Rahmen der Mission Apollo-11 mit seiner Crew auf dem Mond, mit dem legendären Satz: «That's one small step for a man, one giant leap for mankind.» Niemals hat die Wissenschaft und Technik ein solches Medieninteresse geweckt! (Auf dieser Mondlandung haftet jedoch bis heute ein relativ resistenter Zweifel daran, dass sie überhaupt je in dieser Form stattgefunden hat, weil das Bildmaterial dazu angezweifelt wird; inwieweit diese Einwände berechtigt sind, das ist schwierig zu beurteilen.) Insgesamt gab es bisher sechs Mondlandungen von Menschen: I. im September 1969 Armstrong/Aldrin, II. im November 1969 Conrad/Bean, III. im Februar 1971 Shepard/Mitchell, ferner: IV. im Juli 1971 Scott/Irwin, V. im April 1972 Young/Duke, VI. im Dezember 1972 Ceman/Schmitt, alle im Rahmen des 'Apollo-Programms', seither ist kein Mensch mehr auf dem Mond gewesen (trotz aller Science-Fiction, und auf den erdennächsten Planeten - ausser dem Mond - auf dem Mars und der Venus sind Landungen von Menschen derzeit kaum denkbar, geschweige denn die Landung von Menschen auf weiter entfernten Planeten). TOP

[Videos: One Small Step (engl./01:38), Neil deGrasse Explains The Billionaire Space Race (engl./14:52)].
1969
James Lovelock

Lovelock schlägt einen Rückkopplungsmechanismus für eine tendenziell abnehmende Konzentration des Treibhausgases CO2 bei ansteigender Sonneneinstrahlung vor. Dieser Mechanismus sei nur möglich, wenn die Erde als lebender Mechanismus betrachtet werde, meint er dazu. Damit ist die Idee zur Gaia-Hypothese geboren, welche er zusammen mit Lynn Margulis in den 1970-er Jahren entwickelt. Der Impuls zur Namensgebung der Hypothese stammt vom Schriftsteller William Golding. Die Hypothese steht in einem Graubereich der Wissenschaft (und kann vielleicht als so etwas wie 'Science Lyric' bezeichnet werden). TOP
1969
Paul Shepard

Shepard eröffnet den Reigen der Ökophilosophie der 1970-er und 1980-er Jahre mit seinem Buch "The Subversive Science: Essays Toward an Ecology of Man". Weitere bedeutende Autoren der Ökophilosophie sind etwa: Naess, Sylvan, Passmore, Rolston, Jonas, Bookchin, Taylor, Devall/Sessions. Als eigentlich erstes Werk der Ökophilosophie kann jedoch dieses betrachtet werden: Lewis Herber (alias Murray Bookchin) - Our Synthetic Environment (1962). TOP

Titel der frühen Ökophilosophie (eine Auswahl): Paul Shepard: "The Subversive Science: Essays Toward an Ecology of Man" (1969), Arne Naess: "The Shallow and the Deep, Long-Range Ecology Movement" (1973 - Video: 'Arne Naess and the Deep Ecology Movement'), Richard Sylvan (aka Francis Richard Routley): "Is There a Need for a New, an Environmental, Ethic?" (1973), John Passmore: "Man's Responsibility for Nature" (1974), Holmes Rolston: "Is There an Ecological Ethic?" (1975), Hans Jonas: "Das Prinzip Verantwortung - Versuch einer Ethik für die technologische Zivilisation" (1979 - Video: 'Hans Jonas - Philosoph des Umweltbewusstseins [Radiobeitrag]'), Murray Bookchin: "Toward an Ecological Society" (1980), Paul Taylor: "The Ethics of Respect for Nature" (1981), Bill Devall & George Sessions: "Deep Ecology - Living as if Nature Mattered" (1985), Arne Naess: "Ecology, Community and Lifestyle" (1989), Paul Shepard: "Nature and Madness" (1992).
1969
Neil Armstrong

Thompson entwickelt zusammen mit Dennis Ritchie in den Bell Laboratories das Computer-Betriebssystem Unix. In den verschiedenen Weiterentwicklungen, Abspaltungen und Ableitungen ist Unix insgesamt heute das am Meisten verwendete Betriebssystem (u.a. für Smartphones, Personalcomputer, Webserver, Supercomputer). TOP
1970
Aaron Antonovsky

Im Gegensatz zur Pathogenese der Medizin (Entstehung und Entwicklung einer Krankheit) stellt Antonovsky ein Gesundheit definierendes Konzept dar - die von ihm sogenannte Salutogenese. Dabei geht es nicht um einen passiven Gleichgewichtszustand, sondern um ein aktives Geschehen. Ein zentraler Aspekt der Salutogenese ist das Kohärenzgefühl. Dieses hat nach Antonovsky drei Aspekte: das Gefül der Verstehbarkeit (Zusammenhänge des Lebens verstehen), 2. das Gefühl der Handhabbarkeit oder Bewältigbarkeit (Überzeugung, das eigene Leben gestalten zu können), 3. das Gefühl von Bedeutsamkeit (Sinn). Auf dieses Konzept kam Antonovsky nach einer Studie mit KZ-Überlebenden. Die Lehre von der (guten) Lebensweise (in medizinischer Hinsicht) wird allgemein Diätetik gennant - diese spielte zu allen Zeiten eine bedeutende Rolle und geht bis auf die Antike zurück (Hippokrates von Kos und Diokles von Karystos - nach Aulus Cornelius Celsus bilden Diätetik, Pharmakotherapie und Chirurgie die drei Teile der [antiken] Medizin). TOP

[Salutogenese - Erklärung (dt./13:28)].
1970
Edgar F. Codd

Codd stellt in seinem Essay "A Relational Model of Data for Large Shared Data Banks" die Grundlagen für relationale Datenbanken vor, welche er in den 1960-er und 1970-er Jahren erbeitet. Darauf basiert das erste experimentelle relationale Datenbanksystem R. Das bedeutende Datenbanksystem Oracle basiert auf R und führt SQL (Structured Query Language) zum Erfolg. Eines der ersten Datenbanksysteme ist IMS (Information Management System - ehemals Information Control System ICS) von IBM (International Business Machines Corporation) gewesen, welches in den Jahren 1966 bis 1968 entwickelt worden ist. TOP
1971
Noam Chomsky

Chomsky bestreitet mit Michel Foucault eine TV-Debatte im niederländischen Fernsehen ('On Human Nature'), welche als Jahrhundertdebatte bezeichnet wird (20. Jh. - einer Philosophie freilich, welche ihre frühere Funktion als Motor der Kultur - trotz ständig verbesserten Informations- und Kommunikationsmittel - längst nach und nach verloren hat). Eine Veranstaltung mit Slavoj Zizek und Jordan Peterson ('Happiness: Capitalism vs. Marxism') bezeichnet sich 2019 im Vorfeld (werbemässig) ebenfalls als 'Jahrhundertdebatte' (21. Jh.). TOP

[Video: Debate Noam Chomsky & Michel Foucault - On Human Nature (nl.-engl.-frz./01:10:02)].
1972
Dennis L. Meadows

Meadows warnt (zusammen mit den Koautoren Donella Meadows, Randers und Behrens III.) in "The Limits to Growth", einem Bericht des Club of Rome zur Lage der Menschheit, vor der schleichenden Umweltzerstörung. TOP
1972
Godfrey N. Hounsfield

Hounsfield entwickelt die Computer-Tomographie. TOP
1972
Dennis Ritchie

Ritchie präsentiert die bei Bell Labs entwickelte Programmiersprache C. Zahlreiche andere Programmiersprachen C++, Objective-C, C#, D, Java, JavaScript, LSL, PHP, Vala oder Perl orientieren sich in der Syntax an C. TOP
1972
John Yudkin

Mit seinem Hauptwerk weist Yudkin auf die ernährungstechnische Fragwürdigkeit des Zuckers hin ("Pure, White and Deadly" [dt. Süss, aber gefährlich] - seine Forschungen zu diesem Thema hatte er 1957 begonnen). TOP
1973
Daniel Bell

Bell postuliert in seinem Buch "The Coming of Post-Industrial Society: A Venture in Social Forecasting" das Zeitalter der Information. In einem früheren Buch hat er das Ende der Ideologien postuliert ("The End of Ideology: On the Exhaustion of Political Ideas in the Fifties", 1960). TOP
1973
Stanley H. Cohen

Zusammen mit Herbert W. Boyer zeigt Cohen, dass es tatsächlich möglich ist, DNA-Moleküle zu reproduzieren (Klonen). Boyer gründet 1976 die Firma Genentech mit welcher die kommerzielle Gentechnologie beginnt. Ray Wu hatte 1970 die erste Methode begründet, um DNA zu sequenzieren und zu klonieren. TOP
1973
David Gross

Gross entdeckt zusammen mit Frank Wilczek die Asymptotische Freiheit. Diese besagt, dass die Starke Wechselwirkung zwischen energiereichen, nahe beieinander liegenden Quarkteilchen schwächer ist, wodurch sie sich wie freie Teilchen verhalten, im Gegensatz zu energiearmen, entfernter liegenden Teilchen. Dies ist ein bedeutender Effekt der Quantenchromodynamik (QCD), welche eine Quantenfeldtheorie zur Beschreibung der starken Wechselwirkung ist. Wirklich frei sind aber Quarks nie, sondern sie treten immer in Paaren (Mesonen: Quark-Antiquark-Paar) oder Gruppen (Baryonen: Drei Quarks) auf (dies wird englisch Confinement [dt. Einschluss] genannt). TOP

[Confinement and Asymptotic Freedom of Quarks (engl./06:49)].
1973
John Hughes

Hughes entdeckt zusammen mit Hans Kosterlitz spezifischer Opiatrezeptoren im Gehirn (sie isolierten Enkephaline in einem Schweinehirn). TOP
1973
Butler Lampson

Lampson liefert 1972 die ersten Entwürfe für den im folgenden Jahr entwickelten Xerox Alto, dem ersten Arbeitsplatzcomputer mit einer grafischen Benutzeroberfläche. Steve Wozniak entwirft mit dem Apple II einen bedeutenden Meilenstein in der Geschichte der Heim- und Bürocomputer (1977). Als Start der PC-Ära gilt aber eigentlich der IBM Personal Computer (PC, 1981). TOP
1973
Timothy Leary

Leary, welcher als Drogenphilosoph und LSD-Prophet gilt, gibt sein Pamphlet "NeuroLogic" heraus. Ist Leary ein 'Wissenschaftler'? Sicher nicht unbedingt, aber er war doch ein Wegbereiter der Diskussion um Drogen. Andere bekannte Drogenautoren sind Alexander 'Sasha' Shulgin und Terence McKenna. TOP
1973
Bradford W. Parkinson

Start des militärischen GPS-Programms (Global Positioning System), welches 1983 für die zivile Öffentlichkeit freigegeben wird. Parkinson gilt als Vater des GPS. TOP
1974
Howard Georgi

Die erste - wenn auch noch nicht perfekte - Variante einer Grand Unified Theory GUT (dt. Grosse vereinheitlichte Theorie) wird in der Arbeit von Georgi mit Sheldon Glashow gesehen (1974 - im selben Jahr auch bedeutend jene von Abdus Salam und Jogesh Pati). Etwa zur selben Zeit machte Georgi zusammen mit Steven Weinberg und Helen Quinn wichtige Beobachtungen. Mit beidem zusammen scheint die Möglichkeit einer vollkommenen GUT sehr viel näher gekommen zu sein - doch es ist noch nicht Zeit dafür. Hawking bezeichnet eine allfällig alles umfassende GUT als ultimativen Triump der (Natur-) Wissenschaft. 2007 schlug Georgi die Möglichkeit von Unparticle Physics (wörtlich Nicht-Elementarteilchenphysik [oder: Nicht-Partikelphysik]) vor, und damit die mögliche Existenz einer im Niedrigenergiebereich skaleninvarianten Feldtheorie. Steven Weinberg fasst die Träume und Erkenntnisse rund um die GUT in seinem Buch "Dreams of a Final Theory" (dt. Der Traum von der Einheit des Universums, 1992) zusammen. TOP
1974
Rudolf Jaenisch

Jaenisch kreiert das erste genmanipulierte Tier, indem er fremde DNA in eine Maus legt. TOP
1974
Gary Kildall

Kildall stellt das erste Betriebssystem für Mikroprozessor vor (Control Program for Microcomputers CP/M - 1973 bereits die erste Programmiersprache für Mikroprozessoren: Programming Language for Microcomputers PL/M). Dieses System wurde überholt von [Q]DOS, als es darum ging, mit welchem Betriebssystem IBM seine Personal Computer ausstatten sollte: sie wurden mit beidem ausgestattet - DOS wie CP/M, letzteres aber viel teurer, so dass DOS (von Bill Gates) schliesslich am Markt viel erfolgreicher war und sich allgemein durchsetzte. Kildall wirft Gates später vor, dass dieser sein Betriebssystem kopiert habe, was allerdings nicht generell gesagt werden kann (es handelt sich vielmehr um eine technische Weiterentwicklung, wie es sie in der Technik immer wieder gibt). TOP
1974
Alfred Müller-Armack

In seiner "Genealogie der Sozialen Marktwirtschaft" beschreibt Müller-Armack jenes Wirtschaftssystem, welches sich im 20. Jahrhundert aus der reinen Marktwirtschaft und der politischen Sozialdemokratie ergab (und damit auch aus dem Gegensatz zwischen dem Liberalismus/Kapitalismus und dem Sozialismus/Kommunismus [als realer 'Dritter Weg' (der Neoliberalist Von Mises meinte dagegen, dass es keinen 'Dritten Weg' gebe, sondern nur entweder vollkommene Marktwirtschaft oder vollkommene Planwirtschaft - es hat auch rein theoretische Versuche eines 'Dritten Weges' gegeben, z.B. bei Ota Šik [1972])]). TOP
1974
Mario J. Molina

Molina und Frank Sherwood Rowland warnen davor, dass die Anreicherung schwer abbaubarer Fluorchlorkohlenwasserstoffe FCKW zu einer wesentlichen Abnahme der Ozonkonzentration in der Erdatmosphäre und damit zu einer Schwächung der Ozonschicht führen würde . Nachdem Joseph Farman 1985 ein Loch in der Ozonschicht ¨ber der Antarktis fand, untersuchten sie den raschen Rückgang des Ozons in der Antarktis. 1990 beschliesst die internationale Konferenz zum Schutz der Ozonschicht in London die Anwendung von FCKW ab dem Jahr 2000 zu verbieten oder stark einzuschränken. Im Jahr 2012 wird erstmals von einer Umkehr des Ozontrends gesprochen. Laut der Welt-Organisation für Meteorologie WMO soll das Ozonloch spätestens im Jahr 2050 kein Thema mehr sein. Dies ist ein bedeutender Erfolg der Ökopolitik. TOP
1974
Roger Sperry

Sperry sagt, dass beide Gehürnhälften ein bewusstes System darstellen. Er entdeckte die Funktionen der beiden Gehirnhemissphären und erhielt für seine Forschungen zu Split-Brain-Patienten 1981 den Nobelpreis für Physiologie oder Medizin. TOP
1974
Norio Taniguchi

Taniguchi verwendet erstmals den Begriff der Nanotechnologie, welcher von Feynman initiiert wurde (in seinem Vortrag 'There's Plenty of Room at the Bottom', 1959). Eric Drexler macht den Begriff ab 1986 bekannt. Nanotechnologie ist eine Technologie, die im Nanobereich stattfindet - dies ist der Bereich, in welchem die Physik zwischen den Atomen ihre grössten Wirkungen erzielt. In diesem Bereich ergeben sich Stoffe mit neuen Eigenschaften, oder auch die Umwandlung von bestimmten Stoffen in andere. Die bedeutendsten Anwendungen von Nanotechnologie werden im medizinischen Bereich erwartet, jedoch könnte diese Technologie in verschiedensten Bereichen eine bedeutende Rolle spielen. Die Bedeutung und Gefährlichkeit der Nanotechnologie - eigentlich müsste man sagen: Nanotechnologien - für den menschlichen Organismus ist noch nicht erforscht. Nanoteilchen können durch das Atemsystem in den Körper und dann in die Blutbahn geraten. (Den Medien wird teils vorgeworfen, dass sie nur über die Chancen und nicht über die Risiken der Nanotechnologie berichten.) TOP
1975
Abraham Pais

Zusammen mit Sam Treiman begründet Pais den Begriff des Standardmodells der Teilchenphysik (obwohl Steven Weinberg die Begründung für sich beansprucht [1973]). Dieses Modell der Elementarteilchen kann keiner bestimmten Person zugerechnet werden (am Anfang steht vielleicht die Hadronen-Klassifikation von Gell-Mann, 1961). Es ist über die Jahre - im engeren Sinn etwa zwischen 1961 und 1973 - aus verschiedenen experimentellen Ergebnissen und theoretischen Ansätzen entstanden. Das Modell beschreibt die heute bekannten Elementarteilchen und die Wechselwirkungen zwischen ihnen: die starke und die schwache Wecheselwirkung sowie die elektromagnetische Wechselwirkung. Zehn Physiker bekommen den Nobelpreis rund um die Entwicklung des Standardmodells: Richard Feynman, Murray Gell-Mann, Sheldon Lee Glashow, Peter Higgs, Gerardus 't Hooft, Abdus Salam, Julian Seymour Schwinger, Martinus J.G. Veltman, Steven Weinberg. TOP

[Video: Überblick über das Standardmodell der Elementarteilchen (dt./05:13), Webseite: Wikipediaseite zum Begriff 'Quark' (dt. - siehe: Grafiken 'Elementarteilchen des Standardmodells' sowie 'Überblick über die verschiedenen Familien von Elementarteilchen')].
1976
Tom Kibble

Kibble begründet die hypothetische Stringtheorie. Unter Strings werden lange, dünne kosmische Energiefäden verstanden, die vom Urknall her übrig geblieben sind. Die Stringtheorie erhält ihren Bekanntheitsgrad allerdings erst 1984 mit der Superstringtheorie von Michael Green und John Schwarz. Superstringtheorien sind supersymmetrisch. Supersymmetrie ist eine hypothetische Symmetrie, in welcher Bosonen (Elementarteilchen mit ganzzahligem Spin) und Fermionen (Elementarteilchen mit halbzahligem Spin) ineinander umgewandelt werden. TOP

[Die Stringtheorien - wie viele Dimensionen hat die Welt (dt./11:29)].
1976
Joseph Weizenbaum

Mit seinem Buch "Computer Power and Human Reason: From Judgment To Calculation" wird der Informatikprofesser Weizenbaum einer der ersten bedeutenden Computerkritiker. Mit seinem Sprachprozessor ELIZA hat er 1966 den ersten Chatbot entwickelt. TOP
1977
John Adams

Die Anregungen von Adams zum Tunnelbau für den Large Electron Positron LEP führten dazu, dass auf dieser Basis später mit dem 27 km langen Large Hadron Collider LHC der grösste Teilchenbeschleuniger der Welt entstehen konnte (1984 gab es dazu einen Workshop, 1991 einen Vorschlag an das CERN [ursprünglich: Conseil Européen pour le Recherche Nucléaire]; gebaut wurde der LHC zwischen 1998 und 2008 in einem Projekt, an welchem über 10'000 Wissenschaftler aus über 100 Länder beteiligt waren). Gemessen an den Ansprüchen des Megaprojekts sind die Erkenntnisse daraus relativ bescheiden ausgefallen (die bedeutendste Entdeckung ist jene des Higgs-Teilchens [siehe dort]). TOP

[Video: Brian Cox - TED Talk zum Large Hadron Collider (engl., 16:25), Webseite: Big Science - The Most Ambitious Science Projects (engl.)].
1977
George Lucas

Lucas popularisiert mit seiner ursprünglichen Star-Wars-Trilogie (1977-1983) das Kunstgenre der Science Fantasy. Dabei geht es nicht um spezifische technische Anleihen, sondern um die allgemeine Verbindung von futuristischer Technik und urhafter Fantasy. TOP
1977
Frederick Sanger

Sanger präsentiert mit seinen Mitarbeitern die vollständige Sequenz des Bakteriophagen PhiX174 mit insgesamt 5'386 Basenpaaren. (Nobelpreis 1980 für die Sequenzierung der DNA zusammen mit Walter Gilbert und Allan Maxam). TOP
1977
Richard Sennett

In seinem Buch "The Fall of Public Man" (dt. Verfall und Ende des öffentlichen Lebens - Die Tyrannei der Intimität) spricht Sennett vom Verfall des öffentlichen Lebens, in welchem sich Fremde begegnen und austauschen konnten, und - einem dystopischen Mythos von einer wachsenden Anonymität, Entfremdung und Kälte folgend - einer Ideologie der Intimität, in welcher alle politischen Kategorien in psychologische verwandelt werden. TOP
1977
Philip A. Sharp

Sharp findet (unabhängig von Richard J. Roberts) heraus, dass (ausser bei Baktereien und einigen Algenarten) nicht alle Informationen auf der DNA relevant sind. Er unterscheidet daher in aktive Gene (Exon) und inaktive (Intron). TOP
1977
Edward C. Stone

Stone ist die bekannteste Persönlichkeit der Voyager-Weltraummission (als wissenschaftlicher Verantwortlicher der Mission [ab 1972 (Start der Mission: 1977)], später Sprecher der Mission sowie auch Direktor des ausführenden und überwachenden Jet Propulsion Laboratory (1991-2001). Voyager 1 ist das am entferntesten fliegende Raumschiff, welches um den 25. August 2012 das Sonnensystem verlassen und sich nun im interstellaren Raum aufhalten soll. (In 38'000 Jahren soll das Raumschiff - theoretischerweise - den nächsten Stern passieren. Voyager 2 hat das Sonnensystem im Herbst 2018 ebenfalls hinter sich gelassen.) TOP

[Webseite: Aktuelle Entfernung von Voyager 1 (dt.)].
1977
Sadayuki Tsugawa

Tsugawa nutzt ein System mit zwei Kameras, um ein autonom fahrendes Auto räumlich sehen zu lassen. Der Tempomat von Ralph Teetor ist 1945 das erste Fahrassistenzsystem der Welt gewesen. 1939 zeigte Bel Geddes an der Weltausstellung in New York das Modell einer Zukunftsstadt namens Futurama - auf den Strassen fuhren lauter autonome, elektromagnetisch bewegte Autos. 2016 rüstet Tesla sein Model S mit einer Software für autonomes Fahren aus, was tatsächlich auch genutzt wird: im folgenden Jahr gibt es den ersten bedeutenden Unfall mit diesem System. Tesla und Toyota werden zu den bedeutendsten Pionieren von selbstfahrenden Autos. TOP
1978
Robert Edwards

Mit dem in den 1960-er und 1970-er Jahren von Edwards und Patrick Steptoe entwickelten In-vitro-Fertilisationsverfahren (Befruchtung im [Reagenz-] Glas) wird das erste Retortenbaby gesund zur Welt gebracht (Louise Brown). TOP
1978
Bryan Magee

Magee ist Gastgeber der ersten Philosophieserie im (britischen) Fernsehen ('Men of Ideas'). Sein erster Gast ist Isaiah Berlin. Zuvor hatte Magee bereits Philosophen am Radio interviewt. TOP

[Isaiah Berlin - Why Philosophy Matters (Men of Ideas) (engl./44:28)].
1978
Adam Osborne

Osborne gilt als Erfinder des Laptops (tragbarer Computer), sein erstes Modell präsentiert er auf einer Computermesse in den USA. TOP
1979
Bill Gates

Microsoft, die 1976 von Gates und Paul Allen gegründete Firma, lanciert das Betriebssystem MS-DOS (Microsoft Disk Operating System) für den Altair-Computer. MS-DOS ist eine Verbesserung der QDos-Software, die Gates dem Programmierer Gary Kildall für 75'000 Dollar abgekauft hat. In der Folge brachte Gates das Windows-Betriebssystem mit einer grafischen Benutzeroberfläche heraus (1985), welches bis heute zur Norm wurde von privaten und kommerziellen Personal Computern. Bedeutende Microsoft-Programme sind etwa Word (Texverarbeitung, 1983), Excel (Tabellenkalkulation, 1985), PowerPoint (Präsentation, 1990 [übernommen: 1987]), Access (Datenbankverwaltung, 1992) oder Outlook (Personal Information Manager, 1997). 2015 warnt er in einem TED Talk vor kommenden Epidemien, welche das Hauptproblem dieser Zeit seien (viereinhalb Jahre vor dem Ausbruch der weltweiten Coronapandemie [COVID-19-Pandemie, 2019 ff]). TOP

Bill Gates gilt als reichster Mensch der Welt um das Jahr 2000 (mit einem geschätzten Vermögen von 60 Milliarden US-Dollar - er wurde im Alter von 26 Millionär, im Alter von 31 Milliardär [Mark Zuckerberg, ebenfalls IT-Unternehmer, der zusammen mit anderen Kommilitonen mit einer interaktiven Studentenwebsite startete, holte sich den Titel als jüngster Milliardär 2008 mit 23 Jahren]). Manchmal ist sogar von Billionen und Billionären die Rede, aber: 'Billion' im amerikanischen Englisch bedeutet im Deutschen 'Milliarde'.

[TED-Talk: Bill Gates - The Next Outbreak? We're Not Ready (engl., 08:24)], Website: Top 10 Richest People in the World 2000 (engl.).

Anmerkung. In manchen Listen im Internet sind sagenhafte Vermögen aufgelistet von alten Personen - da wird oft etwa u.a. Mansa Musa (1280 - 1337) als reichster Mann aller Zeiten ausgegeben. Die Probleme bei der Aufrechnung verschiedener Zeiten sind vielfältig (man kann das nicht einfach aufrechnen - ebenso kann man nicht einfach politische Macht in wirtschaftliches Vermögen aufrechnen, wie es zuweilen auch gemacht wird [es scheint, dass viele solche historische Listen gemacht werden, um das Vermögen der heutigen Personen irgendwie herunterzuspielen]). Was u.a. auch zu berücksichtigen ist: Musa konnte trotz all seinem Reichtum nicht einmal einen Staubsauger für seinen Haushalt kaufen, ganz einfach aus dem Grund, weil es noch gar keine Staubsauer gab... Das heisst: man kann natürlich mit dem Geld heute sehr viel mehr machen bzw. kaufen. Natürlich aber gibt es auch heute noch Dinge, die man sich nicht kaufen kann und die viel wichtiger und bedeutender sind als alles Geld dieser Welt (das sagen zumindest jene, die nicht reich sind [und viele Philosophen]).
1979
Jean-Françis Lyotard

Lyotard prägt in seinem Buch "La condition postmoderne" (dt. Das postmoderne Wissen) den Begriff des Narrativs. Das ist eine Erzählung für eine Gruppe oder Kultur, welche Werte und Emotionen transportiert, die für die Gruppe oder Kultur bedeutend sind. (Nicht zu verwechseln mit der Narratologie [Erzähltheorie]). TOP

[Video: Scobel erklärt die Grundzüge der Thesen von Jean-François Lyotard, Begründer der philosophischen Postmoderne (dt./17:31), TED-Talk: Yuval Noah Harari - Why Humans Run the World (engl./17:08)].
1979
Bernhard Ulrich

Ulrich und Peter Schütt warnen vor einem Waldsterben und fordern eine bessere Luftreinhaltung. Ab 1983 wird das Thema zu einem bedeutenden Medienthema. Die entsprechenden, aufwühlenden Bilder von abgedorrten Wäldern stammen ausschliesslich aus dem Harz oder Erzgebirge (BRD, DDR, CSSR) und sind auf unzureichende Umwelttechnik im Braunkohleabbau zurückzuführen. Im Allgemeinen bzw. für den ganzen Waldbestand erschien die Problematik später übertrieben und wurde von den Gegnern der Umweltpolitik als grosser Ökoflop dargestellt. In den 2010-ern brachten jedoch die deutschen Förster das Thema zurück in die öffentliche Diskussion (die Rede ist von einem Waldsterben 2.0). TOP

[Artikel: Was wurde eigentlich aus dem Waldsterben? (dt.)].
1982
Fritjof Capra

Capra kritisiert die Begründer der Wissenschaftstheorie (F. Bacon, Descartes) und fordert in seinem Buch "The Tourning Point - Science, Society, and the Rising Culture" einen radikalen Paradigmenwechsel sanfteren Technologien. Sein Denken ist geprägt von der fernöstlichen Philosophie. Es liegt in der Umgebunge der sogenannten New-Age-Literatur (mit Autoren wie Fromm [Sein statt Haben], Jonas [Technologische Verantwortung], Marcuse [Gefangenheit in der Eindimensionalität], Sheldrake [Morphische bzw. morphogenetische Felder], Vester [Vernetztes des Denkens] und andere). TOP

[Video: Interview with Fritjof Capra: The Systems View of Life (engl./01:26)].
1983
Kay Davies

Davies findet mit Robert Williamson den ersten genetischen Marker für eine Erbkrankheit (Duchenne-Muskeldystrophie). TOP
1983
Chuck Hall

Hall entwickelt den ersten 3D-Drucker und die STL-Schnittstelle (Standardschnittstelle vieler CAD-Systeme [Computer-Aided Design]) für Stereolithographie, welche die Grundlage des 3D-Printings ist. Erfunden wurde diese aber eigentlich von Hideo Kodama, welcher 1981 seine Arbeit "Automatic Method for Fabricating a Three-Dimensional Plastic Model with Photo Hardening" (Automatisierte Methode zur Herstellung eines dreidimensionalen Kunststoffmodells durch photochemische Aushärtung) publizierte. Heute ist bereits die Rede von Bioprintern, welche in Zukunft ganze Organe printen sollen. TOP

[Video: 3D Printing Myths and Misconceptions (engl./06:03)].
1983
Kary Mullis

Mullis entwickelt ein Verfahren zur Vervielfältigung der DNA mit Hilfe einer Polymerase-Kettenreaktion. TOP
1984
Alec Jeffreys

Jeffreys erfindet die Technik des genetischen Fingerabdrucks, indem er ein DNA-Profil erstellen kann, welches für ein Individuum charakteristisch ist. Das Verfahren ist bedeutend etwa für Vaterschaftstests und in der Verbrechensbekämpfung. TOP
1984
Barry Marshall

Marshall beweist seine Helicobacter-pylori-Theorie, indem er ein Reagenzglas der Bakterien trinkt und eine schwere Gastritis bekommt, die er mit Antibiotika heilt. Seiner Theorie nach verursachen diese Bakterien die meisten Magengeschwüre (und nicht bisher angegebene Faktoren wie Stress, scharfe Speisen und anderes). TOP
1984
Richard Saul Wurman

Wurman begründet zusammen mit Harry Marks die Institution der TED Conferences, aus welchem im Internetzeitalter die TED Talks hervorgehen. TED heisst: Technology, Entertainment, Design. TOP
1986
Ulrich Beck

In seinem Buch "Risikogesellschaft - Auf dem Weg in eine andere Moderne" behauptet Beck eine relative Bedeutungsabnahme sozialer Schichtung und eine Zunahme der selbstverantwortlichen Individualisierung, in welcher sich der Einzelne immer weniger auf Muster oder Vorbilder stützen kann, die als selbstverständlich gelten (siehe auch etwa Richard Sennett: "The Corrosion of Character" [dt. Der flexible Mensch], 1998). (Die These wird besonders für den Katastrophenfall von anderen Soziologen bestritten.) TOP
1987
Hans Fricke

Fricke beobachtet mit einem Tiefsee-Tauchboot die Quastenflosser, welche man als lebende Fossilien bezeichnet, in ihrer natürlichen Umgebung in der Tiefe des Indischen Ozeans. TOP
1987
Ernst von Glasersfeld

Mit Heinz von Foerster gilt Glasersfeld als bedeutendster Vertreter der wissenschaftstheoretisch-philosophischen Auffassung des Radikalen Konstruktivismus. Dieses Konzept steht nicht im Einklang mit der wissenschaftlichen Tradition, wie auch Kritiker meinen. Weitere Vertreter des Konstruktivismus: Piaget, Maturana, Varela (je Radikaler Konstruktivismus); Lorenzen, Kamlah (je Methodischer Konstruktivismus); Luhmann (Operativer Konstruktivismus); Van Fraassen (Konstruktiver Empirismus); Wallner (Konstruktiver Realismus). TOP
1988
Stephen Hawking

Hawking, einer der bedeutendsten Public Scientists dieser Zeit, veröffentlicht sein Buch "A Brief History of Time: From the Big Bang to the Black Holes" (dt. Eine kurze Geschichte der Zeit). Im Schlusssatz dieses Buches erwägt er, mit der Entdeckung der grossen wissenschaftlichen Einheitstheorie einen endgültigen Triumph der menschlichen Vernunft bzw. des menschlichen Verstandes feiern und (alleine mit wissenschaftlichen Methoden) Gottes Plan erkennen zu können. TOP
1988
Philip Leder

Leder erhält zusammen mit Timothy Stewart das erste Patent für ein gentechnisch verändertes Säugetier. TOP
1989
Mario R. Capecchi

Capecchi kreiert zusammen mit Martin Evans und Oliver Smithies die erste sogenannte Knockout-Mouse (wofür sie auch den Nobelpreis für Physiologie und Medizin bekommen haben). Das sind Labormäuse, bei welchen durch genetische Manipulation eines oder mehrere Gene deaktiviert werden (Gen-Knockout). Tierversuche gibt es schon seit der griechischen Antike. Sie sind zwar wirksam, etwa beim Testen von neuen Substanzen, moralisch aber umstritten und bei Tierrechtlern (siehe dort) verpönt. TOP
1990
Tim Berners-Lee

Berners-Lee entwickelt (am CERN in Genf) das World Wide Web auf der technischen Grundlage des Internets (dabei entwickelt er, u.a., den ersten bescheidenen Internet-Browser, die Hypertext Markup Language HTML und das Hypertext Transfer Protocol HTTP, alles eben Grundlagen für das World Wide Web [und seine erste Webseite]). Der Begriff vom Web bedeutet die Darstellung von Websites ('[Web] Application'), während der Begriff vom Internet die technischen Konditionen der Datenübertragung ('[Internet] Backbone']) bezeichnet. Alles, was das Web betrifft, geht auf Berners-Lee zurück. Berners-Lees Browser hiess Nexus (1991 - weitere: Mosaic [1993], Netscape Navigator [1994], Opera [1994], Internet Explorer [1995], Mozilla Firefox [2004], Mobile Safari [2007], Google Chrome [2008]). Im Jahr 1994 überstieg die Anzahl der Websites im Internet bereits die Millionen-, im Jahr 2016 die Milliardenmarke. TOP

[Grafik: 25 Jahre World Wide Web - Meilensteine des Internets (dt.), Videos: History of the Internet (engl./03:42), Tim Berners-Lee (himself): A Brief History of the World Wide Web (engl./03:33)].
1990
Mihaly Csikszentmihalyi

Csikszentmihalyi entwirft in seinem Buch "The Psychology of Optimal Experience" die Flowtheorie. Darin wird gesagt, dass Spitzenleistungen in einem Flow-Erlebnis entstehen. Der Begriff hat einen kleinen Hype ausgelöst, die Thematik wurde aber schon von verschiedenen anderen Autoren behandelt (z.B. Kurt Hahn [Schöpferische Leidenschaft, 1908], Maria Montessori [Polarisation der Aufmerksamkeit], Abraham Maslow [peak experience]). Jamie Wheal gründet 2013 das Flow Genome Project, wo er zusammen mit Steven Kotler an Flow-Forschungen arbeitet. TOP

[Video: Jason Silva: Hacking the Flow State (engl./03:02)].
1990
Hans Küng

Küng fordert in seinem theologischen Buch "Projekt Weltethos" ein Weltethos, d.h. eine weltumspannenden Ethik. Seine Schriften und sein Wirken haben einen bedeutenden ökumenischen Wert. Um ökumenische Fragen ging es auch etwa schon beim Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965, innerhalb der christlichen Kirche) - oder beim Weltparlament der Religionen seit 1893. TOP
1990
Carl Sagan

Auf Anregung des US-amerikanischen Astronomen und Wissenschaftsjournalisten Carl Sagan wird von der Raumsonde Voyager 1 aus ein Foto der Erde gemacht, welches als 'Pale Blue Dot' berühmt wird (es wird zum Sinnbild der Kleinheit der Erde aus der Weltraumperspektive heraus). Sagan gilt mit Neil deGrasse Tyson als bedeutendster Fernseh-Wissenschaftsjournalist in der Vermittlung von wissenschaftlichem Wissen für das breite Publikum im 20. Jahrhundert. Sagan moderierte die TV-Serie 'Cosmos' (dt. Unser Kosmos, 1980) - die bedeutendste Wissenschaftsserie dieser Zeit. Das erste bekannte Foto der Erde aus dem All ist 'Earthrise' (1968, anlässlich der Apollo-8-Mission, der ersten bemannten Mission zum Mond, welche in die Mondumlaufbahn gelangte [und zum erstenmal den Mond von der Rückseite her sah].) TOP

[Video: Carl Sagan's Pale Blue Dot (engl., 03:26), Webseite: Earthrise 1968 (engl.)].
1990
Bruno Sanchioni

Ein unscheinbarer Name: Sanchioni ist mit Giuseppe Cherchia der Herausgeber der eigentlichen Hymne der Technomusik der 1990-er Jahre: "The Age of Love" (Stimme von Karen Mulder). Die europäische Technomusik entwickelt es sich vom Italo Disco (und speziell: Space Synth) über den Euro Dance zum Techno Trance (weitere Richtungen etwa: Ambient/Psybient/Spacebient, Goa, Hardcore, Hardstyle, Industrial, Minimal [Techno]). Die Ursprünge liegen einerseits in der Synthesizermusik (Kraftwerk, Jean-Michel Jarre, Michael Garrison), andererseits in der Housemusik (Front 242, Humanoid, 808 State - Marshall Jefferson [Chicago House], Juan Atkins/Cybotron [Detroit Techno]), oder schliesslich - etwas exotisch - auch in der Dubmusik (DJ-Reggae - Lee Perry, King Tubby, Augustus Pablo). Natürlich hat die Elektrische Gitarre schon etwas von 'Technomusik' - von einer solchen wird aber eben gesprochen, wenn es um synthetisch erzeugte Musik mit Synthesizern und am Mischpult geht (Elektro/Techno). Techno Strassenpartys (Love Parade, Street Parade) bilden die grössten je abgehaltenen Musikfeste (Rekord: 1,5 Mio. an der Love Parade 1999). Vorläufer der Technomusik finden sich bereits in den 1950-er Jahren: in der Elektroakustischen Musik (Klassik [Boulez (Etudes I sur un son [1951]), Lindblad, Stockhausen (und andere)], Musique concrète, Kölner Elektronische Musik, Akusmatische Musik). Zu erwähnen sind zur elektronischen Musik die Vorläufer des Synthesizers wie das Telharmonium (Thaddeus Cahill, 1890-er) und das Aetherophon oder Theremin (Leon Theremin, 1920). TOP

Musikvideos: Techno - Age of Love - The Age of Love (Original Mix - engl., 10:24 - weitere Beispiele früher Technomusik [auch je 1990]: Cybersonik - Technarchy [trancemässig], Industrial - Severe Trauma [housemässig], Lhasa - The Attic [italomässig]), Michael Garrison - Prisms (Full Album - 34:50), Jean Michel Jarre - Oxygene (Full Album - 01:01:26), Space Art - Nous savons tout (frz./05:38), The Droïds - Do You Have the Force I & II (07:32), 808 Stage - New Build (Full Album - 39:40 - Acid House), Connect.Ohm - Evolution 1 (08:35 + Album - Ambient/Spacebient), Sync 24 - Comfortable Void (Full Album) (01:17:23 - Ambient/Psybient), Hardwell - Tomorrowland Techno-Party 2018 (58:15), Marshall Jefferson - House Set in The Lab NYC (engl., 01:33:14), Leon Theremin plays 'Deep Night' (01:47).
1991
Jaron Lanier

Lanier prägt den Begriff der Virtual Reality (dt. Virtuelle Realität). Im selben Jahr beschreibt Neil Stephenson in seinem Roman "Snow Crash" eine 'virtuelle Welt' - dieser prägt auch den Begriff vom Metaverse (dt. Metaversum - siehe dort). TOP
1991
Linus Torvalds

Torvalds begründet das PC-Open-Source-Projekt Linux, welches zu einem Konkurrenten vom Marktleader des Microsoft-Betriebssystem Windows wird (und später zur Grundlage von Android-Smartphones). TOP
1991
Mark Weiser

Weiser skizziert in seinem Essay "The Computer for the 21st Century" erstmals die Vision von einem Internet der Dinge, in welchem die Dinge miteinander vernetzt sind (unter dem Begriff von Ubiquitous Computing [dt. Allgegenwärtiges Rechnen]). Der Begriff vom Internet der Dinge soll auf Kevin Ashton zurückgehen (1999 - keine schriftliche Dokumentierung). TOP
1992
Masahiro Hara

Hara und sein Team beginnen mit der Entwicklung des QR-Codes. Norman Joseph Woodland und Bernard Silver haben 1949 ihre ersten Versuche mit dem Barcode (Strichcode) durchgeführt (Patent: 1952). (Barcodes und QR-Codes können etwa mit dem Excel-Programm erzeugt werden.) TOP
1992
Papst Johannes Paul II.

Papst Johannes Paul II. rehabiliert Galileo Galilei. TOP
1992
Giorgio Parisi

Parisi publiziert seine Arbeit "Field Theory, Disorder and Simulations". Er gilt als einer der originellsten Naturwissenschaftler dieser Zeit und erhält den Nobelpreis (2021) 'für bahnbrechende Beiträge zum Verständnis komplexer physikalischer Systeme'. TOP
1992
Neal Stephenson

Stephenson prägt den Begriff vom Metaversum (engl. Metaverse) für eine virtuelle Welt, welche auf soziale Verbindung zielt. Metaversen werden etwa gebildet durch: Habitat (1985), Second Life (2003), The Sandbox (2012), Somnium Space (2017), Cryptovoxels (2018), Decentraland (2020). Second Life vom Linden Lab geht 2003 im World Wide Web online - die erste weltbedeutende Plattform einer 'virtuellen Welt'. Rosedale, welcher das Linden Lab 1999 gegründet hat, tritt dort selber auf mit einer virtuellen Figur (Avatar) namens 'Philip Linden'. Namhafte Firmen steigen in das Projekt ein, doch letztlich endet das ganze als Flop. In Decentraland können die Teilnehmenden Parzellen in der virtuellen Welt kaufen und verkaufen. TOP

[Videos: Second Life - Official Trailer 2003 (00:57), Rückkehr ins Second Life (ch.-dt./10:54), Decentraland (engl./06:36).
1994
Paul Milgram

Milgram beschreibt zusammen mit Haruo Takemura, Akira Utsumi und Fumio Kishino in deren Essay "Augmented Reality: A Class of Displays on the Reality-virtuality Continuum" das Realitäts-Virtualitäts-Kontinuum. In diesem Kontinuum bilden Realität, Erweiterte Realität, Erweiterte Virtualität und Virtualität eine gemischte Realität. (Achtung: im Englischen bedeutet extended reality [ER] entweder augmented reality [AR], mixed reality [MR] und/oder virtual reality [VR]; im Deutschen werden ER und AR als Erweiterte Realität bezeichnet [bzw. der Überbegriff der ER wird gar nicht verwendet]). TOP
1994
Mathis Wackernagel

Wackernagel erarbeitet zusammen mit William Rees das Konzept des Ökologischen Fussabdrucks. Dieser misst den Verbrauch der Ressourcen und bezeichnet die biologisch produktive Fläche, die notwendig ist, um den Lebensstil und -standard eines Menschen, eines Landes oder der gesamten Menschheit dauerhaft zu ermöglichen und bildet damit einen Indikator für die (ökologische) Nachhaltigkeit. Der Begriff der Nachhaltigkeit wurde begründet von Hans Carl von Carlowitz in dessen Buch "Sylvicultura oeconomica, oder hausswirthliche Nachricht und Naturmässige Anweisung zur wilden Baum-Zucht" (1713). TOP
1995
James P. Allison

Allison entdeckt mit Mitarbeitern das CTLA-4, ein Protein, welches die Abschwächung des Immunsystems durch Regulatorische T-Zellen vermittelt, wodurch Autoimmunkrankheiten verhindert werden. Von einem Medikament gegen CTLA-4 wird erwartet, dass es das Immunsystem gegen alle Arten von Krebs stärken kann. Damit kann der Krebs mit dem eigenen Immunsystem bekämpft werden. TOP
1995
Michel Mayor

Mayor entdeckt mit seinem Mitarbeiter Didier Queloz einen ersten Exoplaneten im Orbit eines sonnenähnlichen Sterns. Exoplaneten sind Planeten ausserhalb des Sonnensystems. Die ersten solchen wurden 1992 entdeckt im Umlauf des Pulsars PSR 1257+12, welcher 1990 von Aleksander Wolszczan und Dale Frail entdeckt wurde. Mittlerweilen wurden ausserhalb des Sonnensystems auch erdähnliche Planeten entdeckt (Terrestrische oder Tellurische Planeten - Anhänger der Alientheorie erwarten dort am Ehesten ausserirdisches Leben). TOP
1995
Edward Witten

Witten verbindet die verschiedenen verzettelten Stringtheorien zu einer einheitlichen Theorie über die Strings. TOP
1996
Aki Maita

Maita, eine Mitarbeiterin des japanischen Spielzeugherstellers Bandai, entwickelt zusammen mit Akihiro Yokoi die Idee vom Tamagotchi. Dies ist eine Handheld-Konsole, welche ein elektronisches Haustier repräsentiert, das rund um die Uhr gepflegt werden muss. 1999 lanciert Sony die erste Serie von Aibo (Artificial Intelligence Robot), einen Haushundroboter. TOP
1996
Roland Simon-Schaefer

Simon-Schaefer meint in "Kleine Philosophie für Berenike", dass wir nicht im Zentrum des Universums stehen würden, dass aber wo immer wir sind, das Zentrum sei - für uns. Er stellt damit indirekt die Frage: Wo bleibt eigentlich der (einzelne) Mensch in einem heliozentrischen und universalen Weltbild? Wo steht der (normale) Mensch denn eigentlich genau in der Erforschung der kleinsten und grössten Welten? Dies ist natürlich auch ein Argument gegen alle Versuche einer Verneinung des Subjektiven (innerhalb und ausserhalb der Wissenschaften [in der Esoterik, in einem Skeptizismus, im Totalitarismus, usw. usf., etc. etc.]). TOP
1996
Ian Wilmut

Wilmut präsentiert das geklonte Schaf Dolly und damit das erste geklonte Säugetier. TOP
1997
Feng-hsiung Hsu

Hsu gilt als Erfinder des Schachcomputers '(IBM) Deep Blue', welcher 1996 der erste Schachcomputer ist, der einen amtierenden Schachweltmeister in einer Partie schlagen kann. Im Jahr darauf gewinnt Deep Blue in einer Revanche sogar erstmals in einem ganzen Wettkampf - je gegen Garry Kasparow. Legendäre Computerschachweltmeister (Kaissa [1. WM 1974], Belle, Cray Blitz, Deep Thought [bis dahin beherrschten Spezialrechner mit besonderer Hardware die WM, nachher auf handelsüblichen PCs laufende Software], Fritz [3], Shredder, Junior, Rybka [Plagiatsvorwürfe), Komodo]). Zwischen 2015-2017 besiegt der Go-Computer AlphaGo verschiedene Go-Spitzenspieler (Fan Hui [mehrfacher Europameister, 2015], Lee Sedol [gilt zu dieser Zeit als einer der weltbesten Spieler, 2015], Ke Jie [aktueller Weltranglistenführender, 2017]). TOP

[Videos: Deep Blue vs Kasparov: How a Computer Beat the Best Chess Player in the World (engl./03:05)], Garry Kasparov vs. Deep Blue: The Chess Battle For Humanity - Game Analyses (engl./31:13)], Playing Against Beginner Chess Bots (on chess.com) (engl. 32:41), Advanced Chess Bots (on chess.com) (engl./37:55), Schach verrückt: Fat Fritz 2 vs. Stockfish 13 (11:35).
1997
Raúl Estrada Oyuela

Oyuela ist der Vorsitzende der Kyoto-Protokoll-Verhandlungen, bei welchen erstmals völkerrechtlich verbindliche Zielwerte für den Treibhausgasausstoss - und damit die Hauptursache der Erderwärmung - festgelegt wird. TOP
1998
John Mashey

Mashey wird in den 1990-er als Begründer und Verbreiter des Begriffs von Big Data betrachtet (ob er den Begriff selber aufgebracht hat, ist unklar). 1998 publiziert er seinen Essay "Big Data ... and the Next Wave of InfraStress". Big Data bezeichnet den Umgang mit Datenmengen, die zu komplex oder speziell sind, um sie mit herkömmlichen Methoden auswerten zu können. TOP
1998
Lawrence Page

Mit seinem Mitarbeiter Sergey Brin erarbeitet Page in diesem Jahr einen Prototypen von einer Websuchmaschine (online bereits), welche zur heute effizientesten Web-Suchmaschine Google ausgearbeitet wird. Google führt verschiedene andere Projekte wie den Webbrowser Google Chrome oder das Webmappingprojekt Google Maps (inkl. Street View). Andere frühe Websuchmaschinen (u.a.): W3Catalog (1993), WebCrawler (1994), Lycos (1994), Infoseek (1994), Yahoo! Search (1995), Excite (1995), MetaCrawler (1995), AltaVista (1995), HotBot (1996), Ask Jeeves (1996), Yandex (1997 [russisch]), MSN Search (aka Bing, 1998), Baidu (2000 [chinesisch]). TOP
2000
Zygmunt Bauman

Mit "Liquid Modernity" (dt. Flüchtige Moderne) liefert Bauman eine treffliche Zeitanalyse zum Millenniumswechsel. Auch die grossen Religionsführer melden sich zu Wort: der Dalai Lama Tenzin Gyatso mit seinem Buch "Das Buch der Menschlichkeit - Eine Ethik für unsere Zeit" (engl. Ancient Wisdom, Modern World - Ethics for the New Millennium, 1999), Papst Johannes Paul II. mit seinem Buch "Erinnerung und Identität, Gespräche an der Schwelle zwischen den Jahrtausenden" (2005). Das Clay Mathematics Institute CMI stellt im Jahr 2000 eine Liste mit ungelösten Mathematikproblemen auf (Millennium-Probleme). Im Jahr 2000 wird eine Masse von Computerabstürzen erwartet, aufgrund der Millenniumsumstellung (Jahr-2000-Problem), manche sprechen von apokalyptischem Ausmass; doch dies trifft nicht ein (ebenso wenig wie das Weltende, welches einige Apokalyptiker behauptet haben).TOP

[Videos: The Millennium 2000 (engl./03:12), Zygmunt Baunman - Behind the World's Crisis of Humanity (engl./25:40)].

Anmerkung: Ich sehe drei grosse Ereignisse rund um das Millennium: 1. (Personal) Computer (1981) und Internet/World Wide Web (1969/1989-1991), 2. Ökoproblem (politisch verstärkt seit den 1980-er Jahren [mit den ersten grünen Parteien in den Parlamenten]), 3. Fall der Berliner Mauer und des realexistierenden Kommunismus in Osteuropa - was man auch generller noch verstehen kann als das Ende des europäischen Imperialismus - sowie Ende der Ideologien (1989/1990-1991; 1960 [Daniel Bell]). Für den letzten Millenniumswechsel (Jahr 1000) sehe ich zwei grosse Ereignisse: 1. Entdeckung Amerikas durch die Wikinger (um das Jahr 1000), 2. Morgenländisches Schisma: Trennung von Ost- und Westkirche (1054). Und im Jahr 0/1 war es die Geburt und das Wirken Jesu Christi. Die Ereignisse um das Jahr 0/1, 1000 und 2000 stehen für mich in einem (esoterischen) Zusammenhang.
2000
Paul Crutzen

Crutzen bringt zusammen mit Eugene F. Stoermer den Begriff des Anthropozäns auf. Damit soll zum Ausdruck gebracht werden, dass der Mensch ein geologischer Faktor geworden ist. TOP

[Grafik: GeoTimeSpiral (engl.)].
2000
Eric Richard Kandel

Kandel erhält zusammen mit Arvid Carlsson und Paul Greengard für Entdeckungen betreffend der Signalübertragung im Nervensystem den Nobelpreis für Medizin. TOP
2000
Bill Shepherd

Shepherd fliegt zusammen mit seinen russischen Kollegen Juri Gidsenko und Sergei Krikaljow zur International Space Station ISS (ISS-Expedition 1 - seit dieser Mission ist die ISS und damit auch der Weltraum permanent von Raumfahrern bewohnt). Der Aufbau der Station hat 1998 begonnen. TOP
2001
Gerald Schatten

Schatten präsentiert den ersten gentechnisch veränderten Affen ANDi. TOP
2001
Jimmy Wales

Wales begründet die 'freie Web-Enzyklopädie' Wikipedia aufgrund seines Vorprojektes 'Nupedia'. Nach ein paar Jahren wird dieses Projekt schon die grösste und bedeutendste Wissensenzyklopädie der Welt (und ein unglaubliches Zeichen und Symbol für die Dynamik des Word Wide Webs). TOP
2004
Rainer Blatt

Dem Team von Blatt gelingt erstmals eine Quantenteleportation (d.h. Übertragung von Zuständen) mit Atomen, was eine bedeutende Grundlage ist für das Quantencomputing. Aufgrund des No-Cloning-Theorems in der Quantenwelt wird die Quelle jeweils gelöscht. TOP
2004
Neil Harbisson

Harbisson, welcher die Welt vorher bloss in schwarz-weiss-grauen Tönen sehen konnte, lässt sich einen Eyeborg implantieren, mit welchem er alle Farben, inkl. Infrarot und Ultraviolett hören kann. Es handelt sich um einen Farbsensor neben dem Auge, mit Kopfhörer und Mikrochip - später mit einer im Schädel eingebauten Antenne. Dies macht ihn zum ersten bekannten (sogenannten) Cyborg-Menschen (mit erweiterten Sinnesorganen). Harbisson bezeichnet sich selber als Cyborg-Künstler (Kunst mit neuen, erweiterten Sinnen). TOP

[Video: Neil Harbisson & Moon Ribas: Life with Extra Senses (engl./44:55)].
2004
Elon Musk

Musk investiert bei der 2003 von Martin Eberhard und Marc Tarpenning gegründeten Elektroautofirma Tesla. Er wird Aufsichtsratsvorsitzender und avanciert zur prägenden Figur der Firma. Sein Engagement für das Elektroauto begründet er damit, dass die Automobilindustrie das Elektroauto vernichten wolle. Musk gehört mit seinen vielen Projekten - ähnlich wie Bezos/Amazon, Page/Google-Alphabet oder Gates/Microsoft - zu einer Generation von dynamischen superreichen Unternehmern, die von einer hellen Zukunft der Menschheit träumen und daher mit viel Enthusiasmus in grosse futuristische Projekte investieren. Mit seinem (2016 gegründeten) Unternehmen Neuralink arbeitet Musk an Brain-Computer-Interface-Problemen und -Anwendungen (dt. Gehirn-Computer-Schnittstelle - der Begriff stammt von Jacques Vidal [1973]; das erste funktionierende Gehirn-Madchine-Interface lieferte der experimentelle Musiker Alvin Lucier [Music for Solo Performer (1965)]). 2021 präsentierte er in einem Video einen pongspielenden Affen (Pong ist das erste kommerzielle Videospiel [1972]), 2024 einen schachspielenden Tetraplegiker - je vermittels einem implantierten Chip. TOP
2004
Mark Zuckerberg

Zuckerberg gründet mit drei Harvard-Kommilitonen die nachmalig bedeutendste Social-Media-Plattform Facebook (weitere Social-Media-Websites sind etwa: SixDegrees [1997], Snapfish [1999], LinkedIn [2002], Meetup [2002], Friendster [2003], Myspace [2003], Skype [2003], Xing [2003], Flickr [2004], Vimeo [2004], Reddit [2005], Youtube [2005], Badoo [2006], Flixster [2006], Twitter [2006], Tumblr [2007], WhatsApp [2009], Instagram [2010], Pinterest [2010], Google+ [2011], Snapchat [2011], Tiktok [2016], Clubhouse [2020], Netflix [2022 - Einrichtung eines Social-Media-Channels, gegründet 1997]). TOP
2005
Yves Gingras

Der kanadische Schriftsteller Gingras prägt den Begriff vom Homo technologicus ("Éloge de l'homo techno-logicus", 2005). Seit die Wissenschaft vom Homo sapiens spricht (Linné, 1758), gab es verschiedene Homo-Epitheta - u.a. vom Homo oeconomicus und politicus über den Homo faber bis zum Homo ludens. Die Bezeichnung des Homo technologicus kann als Symbol für die Entwicklung der Natur- zu den Technikwissenschaften gesehen werden. (Offen wäre noch der Begriff von einem Homo technocraticus.) TOP
2005
Jorge E. Hirsch

Hirsch schlägt einen Bewertungsindex für publizierende Wissenschaftler vor, welcher anzeigt, wie häufig die Publikationen eines Wissenschaftlers in anderen Veröffentlichungen zitiert wird (h-Index, auch: Hirsch-Index, Hirschfaktor). TOP

[Webseite: Highly Cited Researchers (h>100) according to their Google Scholar Citations public profiles (engl.)].
2005
Ray Kurzweil

Der US-Computerpionier Kurzweil popularisiert den Begriff der Technologischen Singularität (in seinem Buch "The Singularity Is Near - When Humans Transcend Biology" [dt. Menschheit 2.0 - Die Singularität naht]). Zurückgehen soll der Begriff auf eine Unterhaltung von Neumann und Ulam (1958 von Ulam erwähnt - weiter zu erwähnen in der Begriffsentwicklung sind etwa Good [1965], Toffler [1970] oder Vinge [1993]). Gemeint ist damit ein Zeitpunkt, in welchem die künstliche Intelligenz die menschliche übertreffen, womit die Technik zum alles bestimmenden Faktor würde. TOP
2005
Jason Gaverick Matheny

Matheny gibt zusammen mit P. D. Edelman, D. C. McFarland und V. A. Mironov den Essay "Commentary: In vitro-cultured meat production" heraus und wird dann bekannt dafür, das Thema vom In-vitro-Fleisch (auch: Laborfleisch oder Kultiviertes Fleisch, d.h. Fleisch, welches unter Laborbedingungen hergestellt wurde) öffentlich vertreten zu haben. Mark Post stellt 2013 den ersten In-vitro-Burger her. In-vitro-Fleisch ist im Moment jedoch noch viel zu teuer. Bedeutende Pioniere sind etwa Sydney Ringer (1882 - erste Kultivierung von Tiergewebe in vitro) und Theodore Puck (1958 - Verwendung von Kälberserum FKS [engl. Fetal bovine serum FBS, welches allgemein als Nährmittel zur labortechnischen Aufzucht und Kultivierung von Zellen verwendet wird - die Entnahme des Serums gilt als tierschützerisch bedenklich [eine Alternative gibt es bisher nicht]). TOP

[Video: The Truth About Lab-Grown Meat (engl./17:29)].
2006
Al Gore

Der mehrmalige US-Präsidentschaftskandidat macht in einem Dokumentarfilm namens "An Inconveniant Truth" (dt. Eine unbequeme Wahrheit) öffentlichkeitswirksam auf die ökologische Problematik aufmerksam. TOP

[Filmtrailer: Al Gore - An Inconveniant Truth (engl., 03:05)].
2006
Ken Robinson

Robinson hält den bis dato meist angeschauten TED Talk ('Do schools kill creativity?'). TOP
2006
Hans Rosling

Rosling hält einen vielbeachteten TED Talk ('The Best Stats You've Ever Seen') zur Verbesserung der weltweiten Gesundheitssituation in den vergangenen Jahrzehnten. Im Jahr 2015 präsentiert Rosling den BBC-Film "Don't Panic - End Poverty". Rosling zeigt eindrücklich, dass es wirklich darauf ankommt, wie wir die Dinge darstellen und machen (auch und gerade auch in der Wissenschaft - denn selbsterklärend und -verständlich ist heute, in einer Zeit, in welcher alles kritisiert wird, eigentlich fast nichts mehr). TOP

[TED-Talk: Hans Rosling - The Best Stats You've Ever Seen (engl., 19:37), Video: Hans Rosling: Don't Panic - End Poverty (engl./03:34 - Film [engl./59:18]), Ann-Helén Bay - Why Is It So Hard to Escape Poverty? (engl./04:45)].
2006
Anne-Marie Willis

Willis legt mit ihrem Essay "Ontological Designing - laying the ground" den Grundstein für das Konzept vom Ontologischen Design, welches von der Frage ausgeht, wie wir unsere Umgebung gestalten, und von der Erkenntnis, dass unsere Gestaltung der Umgebung eine Rückwirkung hat auf unsere Person (in der Einzahl wie in der Mehrzahl bzw. im gesellschaftlichen Kontext - 'what we design, designs us back'). (Verwandt damit kann das altchinesische Prinzip vom Feng Shui betrachtet werden, oder auch die europäische Form der ursprünglich nordafrikanischen Geomantie [oder: Geomantik - diese gilt heute als unwissenschaftliche, esoterische Methode].) TOP
2007
Steve Jobs

Mit der Einführung der iPhones durch die 1976 von Steve Jobs, Steve Wozniak und Ronald Wayne gegründete Firma Apple werden die Smartphones 2007 zu einem bedeutenden Faktor in der Telefonie. Der Begriff der Smartphones wurde 1999 von der schwedischen Firma Ericsson geprägt. TOP
2007
Nassim Nicholas Taleb

Taleb bespricht in seinem Buch "The Black Swan: The Impact of the Highly Improbable" (dt. Der Schwarze Schwan: Die Macht höchst unwahrscheinlicher Ereignisse) das Problem der 'Schwarzen Schwäne' (Ereignisse, die sehr selten, aber sehr mächtig sind). Er nimmt mit diesem Begriff an der Diskussion rund um die Coronapandemie ab 2019 teil. (Schwarze Schwäne verkörperten seit jeher das Unvorstellbare, bis John L. Latham dies 1790 durch die Entdeckung der sehr seltenen Trauer- oder Schwarzschwäne in Westaustralien falsifizierte.) TOP

[Video: 'Black Swan' Author Nassim Taleb on Warnings Over Systemic Risks from Global Pandemics (engl., 09:12)].
2008
John Burn

Burn und seinem Team soll erstmals die Erzeugung einer 'Chimäre' (halb tierisch und halb menschliches Wesen [aus der Mythologie]) gelungen sein (es soll aus 99,9 Prozent menschlichen und 0,1 Prozent kuhlichen Genen bestanden haben und nach drei Tagen abgetöt worden sein). Der britische Premier und das britische Unterhaus hatten die Experimente ausdrücklich gutgeheissen. TOP
2008
Satoshi Nakamoto

Nakamoto ist das Pseudonym des unbekannten Erfinders der Kryptowährung Bitcoin. Er lanciert 2008 als Leitfaden das Bitcoin-White-Paper und bringt 2009 die Währung heraus. Um das Jahr 2020 werden bereits über 10'000 verschiedene Kryptowährungen gezählt, Bitcoin bleibt aber die bedeutendste. TOP
2008
George Siemens

Siemens veranstaltet zusammen mit Stephen Downes den Kurs "Connectivism & Connective Knowledge" (Kurzzeichen: CCK08). Dies wird als Beginn der Bewegung des Konnektivismus verstanden, welche u.a. das Konzept der Massive Open Online Courses (MOOCs) hervorgebracht hat (Onlinekurse mit grosser Teilnehmerzahl und offenem Zugang, welche Multimedia und Interaktion [in Foren] benutzen). TOP
2009
Harald Lesch

Lesch moderiert zum Start des Internationalen Jahres der Astronomie 2009 eine zweieinhalbstündigen Sondersendung zur Entstehung des Universums ('Die lange Nacht mit Harald Lesch - Wie das Licht in die Welt kam'). Lesch ist - zusammen vielleicht mit Ranga Yogeshwar - der bedeutendste Fernseh-Wissenschaftsjournalist in Deutschland. TOP

[Sondersendung: Die lange Nacht mit Harald Lesch - Wie das Licht in die Welt kam (dt., 02:30:00), Website: Sarah Aretz: Kosmologie - Eine kurze Einführung (dt.), Video: Fünf Theorien darüber, was ausserhalb des beobachtbaren Universums liegt (dt., 11:07 - in diesen Sphären wird Wissenschaft zu Science Fantasy)].
2010
Michael F. Ashby

Ashby versucht zusammen mit Hugh Shercliff und David Cebon eine Kategorisierung der Materialien - in der Schrift "Materials Engineering, Science, Processing and Design". Sie unterscheiden in (englisch): Ceramics (Keramikartige: nicht metallisch, unorganisch fest), Glasses (Glasartige: amorph [strukturlos] fest), Metals (rein oder kombiniert mit chemischen Elementen), Polymers (basiert auf langen Kohlenstoff- oder Silikonketten) und Hybrids (Komposite: Kombination aus verschiedenen Materialien). TOP
2012
Alexander Bard

Bard ist kein Wissenschaftler, nicht einmal ein Philosoph, trotzdem hat er zusammen mit Jan Söderqvist eine der interessantesten Arbeiten über das Internet geschrieben: "The Futurica Trilogy" (2012 - bestehend aus: Nätkraterna [The Netocrats, 2000], Det globala imperiet [The Global Empire, 2002], Kroppsmaskinerna [The Body Machines, 2009]). TOP

[Video: Alexander Bard - The Internet Revolution (engl./34:59)].
2012
Peter Finke

In seinem Essay "Ein Plädoyer für Citizen Science" postuliert er die Bürgerwissenschaft als Weg zu einer echten Wissensgesellschaft. 2014 erscheint das Buch "Citizen Science - Das unterschätzte Wissen der Laien". Der Begriff stammt von Rick Bonney und Alan Irwin aus der Mitte der 1990-er Jahre. Gemeint ist damit allgemein eine Öffnung der Wissenschaften für die Gesellschaft (siehe auch: Community Science, Crowd Science bzw. Crowdfunding Science). TOP

[Video: Peter Finke (Citizen Science) (dt., 58:56)].
2012
Lawrence Krauss

Krauss schlägt - sehr spekulativ - in seinem Buch "A Universe From Nothing" die Entstehung des Universums aus dem Nichts heraus vor, oder genauer: durch Quantumschwankungen aus der Leere bzw. aus einem falschen (metastabilen) Vakuum heraus. Diese Sichtweise kam in den späteren 1960-er Jahren auf; andere welche die Theorie der Existenz aus dem Nichts heraus vertreten haben, waren etwa Stephen Hawking oder Alex Vilenkin. TOP

[Videos: Lawrence Krauss on science and the origins of the universe (engl./14:48), Lawrence Krauss: Our Godless Universe is Precious (engl./01:55), Jim Holt: Warum existiert das Universum? (engl., 17:21 - dies alles ist mit einiger Vorsicht zu geniessen!)].
2012
Andrew Ng

Ng trainiert mit Forschern der Stanford Artificial Intelligence Laboratory (Stanford AI Lab) und Google, dass 1000 Computer mit einer Billion Verbindungen, um Katzenbilder eindeutig zu identifizieren. Nach drei Tagen und 10 Millionen Bildern ist dies gelungen. Das wird als grosser Schritt in Richtung Künstlicher Intelligenz bezeichnet. Das menshcliche Gehirn hat rund 86 Billionen Neureonen und rund 10 Trillionen Konnektoren. Den Begriff der Künstlichen Intelligenz hat John McCarthy 1956 begründet. TOP

[Musikvideos: Symphony of Science (engl., 01:08:02), The Quantum World (engl., 03:28)].
2013
John D. Boswell

Boswell (alias Melodysheep) gibt das Musikalbum "Symphony of Science Collectors Edition" heraus, in welcher die physikalische Wissenschaft besungen wird. Dabei werden Aussagen von Carl Sagan, Richard Feynman, Stephen Hawkings, Brian Cox, Michio Kaku und anderen in (Techno-) Musik umgewandelt. 2008 erreichte Katherine McAlpine's "Large Hadron Rap" über 7 Millionen YouTube-Views. TOP

[Musikvideos: Symphony of Science (engl., 01:08:02), The Quantum World (engl., 03:28)].
2013
Jason Silva

Silva, ein Liebhaber von Drogeneinflüssen, Musik und Poesie, startet seinen Youtube-Kanal 'Shots of Awe', in welchem er - nebst der Thematisierung neuster Tendenzen wie Technologische Singularität, Virtuelle Realität, Ontologisches Design, Psychedelische Therapie, Flowtheorie oder Deep Play - auf eine höchst interessante und unterhaltende Art und Weise so ziemlich alles durcheinander bringt: Technik und Natur, Kunst und Religion, Mystik und Zukunft, usw. usf., etc. etc. Ausdruck einer (auch wissenschaftlich) etwas verwirrten und verwirrenden Zeit? TOP

[Videokanal: Shots of Awe].
2014
Henry Kissinger

Kissinger denkt in seinem Buch "World Order" (dt. Weltordnung) über internationale Harmonie und globale Unordnung nach. Eine richtige Weltordnung hat es nie wirklich gegeben, meint Kissinger. Als Zukunftsmodell in einer Welt mit mehreren Weltmächten sieht er den Westfälischen Frieden (1648), ein Machtgleichgewicht unter starken Parteien. Der Begriff von einer Neuen Weltordnung wurde im neueren Sinn ursprünglich Von George H.W. Bush für eine postkommunistische Ära unter US-amerikanischer Führung verwendet (1990). Kissinger geht von einer Mächtepluralität aus. TOP

[Video: Henry Kissinger New World Order 2007 (engl./07:32)].

Anmerkung: Das Problem in Europa war in der Folge allerdings die Bündnispolitik unter den europäischen Mächten, welche letztlich zu den beiden Weltkriegen führte. In beiden Weltkriegen gab es (wiederum - wie auch später im Kalten Krieg) zwei grosse Streitparteien (1. WK: Entente vs. Mittelmächte, 2. WK: Alliierte vs. Achsenmächte). Der Streit ist dualistisch geprägt. Wie man den Dualismus in der Weltpolitik, oder im Dualismus den grossen Krieg verhindern will, scheint je eine offene Frage zu sein.
2015
Robert J. Waldinger

Waldinger stellt in einem vielbeachteten TED Talk eine der längsten Studien über das menschliche Leben vor ('What makes a good life? Lessons from the longest study on happiness'). Verfolgt wurde das Leben von 724 Männern über 80 Jahre. Dabei sollte untersucht werden, wie Kindheitserfahrungen das spätere Leben beeinflussen. TOP
2015
Li Keqiang

Der Staatsrat der Volksrepublik China beschliesst unter Ministerpräsident Keqiang die Regierungsvorlage der 'Planning Outline for the Construction of a Social Credit System' (2014-2020), in welchem die Bürger von der Regierung her testweise einem sozialen Ratingsystem unterstellt werden sollen. Kritiker befürchten manipulative und ungerechte Überwachungszustände á la Big Brother (siehe: George Orwell, 1949). Die Idee soll ihren Anfang in einem Besuch einer chinesischen Delegation in den USA haben, bei welchem diese ein Kreditsystem zur Herausfilterung kreditunwürdiger Personen nach einem Punktesystem kennenlernte. (Wer das wissenschaftlich bzw. soziologisch begleitet hat, das entzieht sich meiner Kenntnis, wir müssen hier die Politiker angeben; es ist ein Versuch, und in diesem Sinn sind die Politiker hier wie [Natur-] Wissenschaftler - eine neue Art von soziologischer Feldforschung, quasi.) TOP
2017
Stuart Russell

Russell, ein britischer Computerwissenschaftler, arbeitete mit am Kurzfilm 'Slaughterbots' (Regie: Stewart Sugg) des Future of Life Institutes, welcher einiges Aufsehen erregte. Wissenschaftler warnen seither vor Killerdrohnen. TOP

[Video: Slaughterbots (Kurzfilm) (engl., 07:58)].
2017
Janet Tobias

In ihrem Film "Unseen Enemy (dt. Viren - die unsichtbaren Feinde)" weist Tobias auf die zunehmende Gefahr einer weltweiten Pandemie hin. Dabei treten wissenschaftliche Experten auf wie Peter Piot, George Gao oder Larry Brilliant. Zwei Jahre zuvor hatte bereits Bill Gates in einem TED Talk vor einer weltweiten Pandemie gewarnt (siehe dort). Die Pandemie kommt bereits im Dezember 2019 und im Jahr 2020 in Form vom Coronavirus (COVID-19). Gao sagt in diesem Film: «Wenn wir den Neu- und Wiederausbruch von Viren verhindern wollen sind drei Dinge wichtig: eine frühe Identifizierung, präzise Diagnose und sofortiges Handeln.» Der Film wird zu einem bedeutenden Warnmedium. TOP

[Filmtrailer: Unseen Enemy (engl., 01:57)].
2018
Sabine Hossenfelder

Hossenfelder behauptet in ihrem Buch "Lost in Math: How Beauty Leads Physics Astray" (dt. Das hässliche Universum)", dass die Physik nicht mehr vorankomme, weil sie theoretischen und mathematischen Schönheitsidealen folge, statt streng wissenschaftlichen Grundsätzen. (Vielleicht ist man aber auch ganz einfach an gewisse Erkenntnisgrenzen gestossen, welche [noch?] nicht überwunden werden können.) TOP

[Vortrag: Hossenfelder - Was läuft falsch in der gegenwärtigen Physik, Videokanal: Sabine Hossenfelder].
2018
Matsuda Michihito

Michihito tritt in der japanischen Stadt Tama mit dem Bild eines Roboters zum Wahlkampf für das Amt des Bürgermeisters gegen zwei normale menschliche Kandidaten an. Er gibt an, seine Entscheidungen mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz zu treffen (und wird nicht gewählt). TOP
2020
Christian Drosten

Drosten wird zum bekanntesten deutschen Virologen in der Corona-Pandemie. In der intellektuellen Diskussion zum Thema ist ein Streit zwischen Virologen und Ökonomen feststellbar. Die meisten Virologen fordern Massnahmen zur Eindämmung wie Impfung oder Lockdown, während die meisten Ökonomen sanfte Massnahmen und v.a. Lockdowns vermeiden wollen (der Schweizer Ökonom Reiner Eichenberger schlägt gar eine gelenkte Durchseuchung vor). (Frage: Hat die Wissenschaft ein Problem, wenn sich Wissenschaftler verschiedener Disziplinen in einer so wichtigen Situation derart uneins sind?). Der erste, von der US-Firma Moderna unter der Leitung von Tal Zaks hergestellte Impfstoff wurde im Januar 2020 zugelassen. TOP

[(Covid) Mask Mathematics (engl., 07:11)].
2022
Sam Altman

Altman ist der CEO von OpenAI, dem Unternehmen, welches in diesem Jahr die Künstliche Intelligenz ChatGPT lancierte. Wir sprechen in der Wissenschaft und Technik bzw. in der heutigen Technologischen Wissenschaft immer mehr von Unternehmern und immer weniger von Wissenschaftlern. TOP

ChatGPT zum Ausprobieren (gratis, Version von 2021).
usw. usf., etc. etc.

Ich sehe am Anfang des 21. Jahrhunderts alle geisteskulturellen Errungenschaften unter einem zunehmenden Druck stehend, nicht nur die Religion und die Philosophie - die Wissenschaft selber betrachtet ja beide schon lange als veraltet - sondern auch die Wissenschaft selber. Wir haben dies gesehen etwa während der Covid-Zeit (mit den Impfgegnern und -protesten), und wir sehen es auch in der Klimadebatte (mit den Klimaleugnern). Nicht mehr alle heutigen Menschen nehmen alles Wissenschaftliche hin, nur weil es wissenschaftlich ist, und das ist eine sehr grosse Veränderung zu den letzten 400 Jahren des reinen und zunehmend unbestrittenen wissenschaftlichen Fortschritts. Es gibt die Ambivalenz heute: dieser aufkommende Widerstand gegen wissenschaftliche Fakten eineerseits, und andererseits die Diskussion um die Technologische Singularität, welche davon ausgeht, dass eher die Technik den Menschen verdrängen - oder doch zumindest dominieren - wird.

Meine Philosophie. Ich betrachte in meiner Philosophie die Religion, die (eigentliche) Philosophie und die Wissenschaft auf derselben Ebene. Ich sehe zwar den Wunsch, alles mit der Wissenschaft erklären zu können, doch ich glaube, dass wir davon - gerade was die Beantwortung der letzten Fragen betrifft - noch sehr weit entfernt sind. Wir benötigen alle drei Disziplinen. Ich trenne sie zwar in ihrer Methodik, jedoch sehe ich eine Welt, in welcher letztlich alles irgendwie zusammenhängt (und damit auch die Wissenschaft, die Philosophie und die Religion). Meine wissenschaftlichen Überlegungen haben zwei Hauptstossrichtungen: erstens sehe ich statt der bisher ungerichteten eine gerichtete Wissenschaft - mit einer ökologischen Ausrichtung der Natur-, Technik- und Ökowissenschaften (Stichwort: Umweltverträglichkeit) sowie einer soziologischen Ausrichtung der Geistes-, Kultur- und Sozialwissenschaften (Stichwort: Sozialgerechtigkeit), zweitens stelle ich die Physik auf den Boden der Feldtheorie. Mein Konzept der einfachen Erkenntnis von der der zweifachen Dreifachheit (publiziert im 'Manifest der wahren Philosophie', 2021) postuliert erstens einen philosophisch-physikalischen Grundaufbau der Welt von: 1. Sein [philosophische (oder auch: philosophisch-religiöse) Ebene], 2. Raum-Zeit [([philosophisch] wissenschafts-) theoretische Ebene], 3. Materie-Feld-Energie [physikalische oder realwissenschaftliche Ebene], zweitens einen dreifachen Aufbau der Materie: 1. Atom, 2. Molekül, 3. Körper (dies auf der Ebene der stabilen Materie [ich betrachte die subatomare Ebene als grösstenteils unstabil - diese muss daher relativiert werden (vernachlässigen kann man sie nicht, relativieren aber schon]). Das entspricht einem Grundgerüst für eine neue Physik. Ich glaube, dass es ein grosser Fehler der Wissenschaft war und ist, die Philosophie und die Religion zu ignorieren - sie schneidet sich damit selber von der geisteskulturellen Entwicklung ab, aus welcher sie entstanden ist - eine solche Wissenschaft hängt (letztlich hilflos?) in der Luft. Sie kann Maschinen generieren, aber keinen Sinn. Ja: sie kann sich nicht einmal selber begründen - die Wissenschaftstheorie ist (eben [und zurecht]) noch immer eine Disziplin... der Philosophie.




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